Interview mit Jutta Schlott

 

(c) Peter Festersen

(c) Peter Festersen

Jutta Schlott, 1944 in Kolberg – heute Polen – geboren; Kindheit und Jugend in Mecklenburg. Studium der Germanistik und Slawistik; einige Jahre Lehrerin. Dramaturgin am Theater in Schwerin. Freie Mitarbeiterin beim Rundfunk und bei Zeitungen. Seit 1979 freiberufliche Autorin in Schwerin. 1993 – 2003 in Cottbus, zeitweise dramaturgische Mitarbeit am Theater in Cottbus. Seit 2003 wieder freiberufliche Autorin in Schwerin. Seit 2001 Leiterin des bundesweiten Arbeitskreises LITERATUR UM WELT.

 

Fabelhafte Bücher: Bestsellerlisten wie beispielsweise die Spiegel-Bestseller-Liste waren immer schon heiß umstritten und doch orientieren sich nun mal viele Menschen an den Lesegewohnheiten anderer Leser. Wie stehen Sie zu solchen Bücherrankings?

Verkaufs-Erfolg wird in den meisten Fällen gemacht. Finanzen für Werbung sind dann entscheidend. Damit muß man leben, unaufgeregt. Die Zeit entscheidet, was Literatur ist und bleibt.

Fabelhafte Bücher: Schreibblockaden, Selbstzweifel oder einfach zu viel zu tun: Jeder Autor hat mal Durchhänger. Was ist Ihr Geheimrezept?

Abwarten. Nachdenken. Oft ist der Stoff, sind die Passagen noch nicht “reif.“

Fabelhafte Bücher: Ob Indieautor oder Verlagsautor – längst wird erwartet, dass Autoren auf ihre Leser zugehen. Lesungen reichen nicht mehr, der Autor sollte möglichst auch im Internet präsent sein. Wie viel Zeit setzen Sie ungefähr für diese Aktivitäten rund ums Buch ein?

Wenn ein neues Buch erscheinen wird, relativ viel Zeit. Ansonsten eher wenig.

Fabelhafte Bücher: Wenn Neulinge Sie nach einem Tipp fragen würden: Auf welches Marketinginstrument setzen Sie in erster Linie?

Marketing gehört eigentlich in den Aufgabenbereich der Verlage; viele kleinere können oder wollen das nicht leisten. Leider.
Als langjährige Autorin verfüge ich über einen umfänglichen Kreis an LeserInnen, Freunden, Bekanntschaften im literarischen und kulturellen Bereich. Ich versuche, möglichst viele Menschen und Institutionen – per Flyer, Mail, Einladung – persönlich anzusprechen.

Fabelhafte Bücher: Von welchen Schriftstellern sehen Sie sich in Ihrem eigenen Werk beeinflusst? Wer inspiriert Sie?

Anna Seghers, Aitmatow, Balzac, Sarah Kirsch, Salinger, Christa Wolf, Heiner Müller, Georg Büchner, Eva Strittmatter, Thomas Mann, Jewgenij Jessenin, Silke Scheuermann … Die Liste ist lang.

Fabelhafte Bücher: Wieso werden von den großen Feuilletons, egal ob Spiegel, FAZ, ZEIT oder sonstigen Granden des Literaturbetriebs, immer nur die üblichen Verdächtigen rezensiert, die ohnehin jeder kennt? Wie könnte es gelingen, Newcomer stärker in den Vordergrund zu rücken?

Weiß ich nicht. Die gängige Praxis ist literaturbetriebs-immanent. Die finanzstarken Verlage schalten Anzeigen, die bringen den Zeitungen und anderen Medien Geld ein.

Wenn über Literatur/Kunst so oft berichtet würde wie über Fußball, hätte auch die “ Zweite Liga“ eine Chance.

Fabelhafte Bücher: Nach Ihren Erfahrungen – welche Anfängerfehler würden Sie im Nachhinein vermeiden – was können Sie Neulingen empfehlen, die sich mit dem Gedanken tragen, ein Buch zu schreiben?

Das schreiben, was man sagen und schreiben muß. Nicht auf den Markt schielen. Bei sich sein.

Fabelhafte Bücher: Viele Schriftsteller tun sich beim Schreiben von Sex-Szenen ziemlich schwer. Gibt es Themen oder Situationen, bei deren Beschreibung Sie sich schwer tun?

Eigentlich nicht. Alles ist beschreibbar. Hängt vom Können ab.

Fabelhafte Bücher: Als heikel gelten auch politische Zuschreibungen, etwa Islamkritik oder Kritik an jüdischer Siedlungspolitik um nur zwei Beispiele zu nennen. Wie gehen Sie mit dem Thema um und welchen Umgang erwarten Sie sich von Autoren insgesamt zu dem Thema?

Schreiben ist für mich (auch) politisches Engagement. Soll heißen, ich fühle die Verpflichtung, mich mit den Konflikten meiner Zeit auseinanderzusetzen. Aktuelle Schnellschüsse gehen meist daneben. Alles muß zuerst und gründlich gedacht sein.

Fabelhafte Bücher: Wenn Sie schreiben – wie strukturieren Sie Ihren Tag? Schreiben Sie, wenn Sie gerade in Stimmung sind? Oder haben Sie sich feste Zeiten reserviert?

Am frühen Vormittag. Abends. Wenn ein Manuskript fertig werden muß/soll, auch bis in die Nacht. Auf meine “Stimmungen“ kann ich keine Rücksicht nehmen. Aus unterschiedlichen Gründen ist aber nicht jeder Tag ein Schreib-Tag.

Fabelhafte Bücher: Bitte verraten Sie uns etwas über Ihr aktuelles Projekt. Wovon soll Ihr nächstes Buch handeln, was können Sie schon verraten?

Ich habe gerade ein Tagebuch- Manuskript beendet “ BLAUER MOND SEPTEMBER –Zwölf Tage zu Fuß durch die Mecklenburgische Schweiz“ und hoffe, daß das Buch in diesem Jahr erscheint.

Fabelhafte Bücher: Mit bedanken uns herzlich für das Gespräch.


Jutta Schlott im www