Interview mit Wolfgang Kubin

 

„2010-01-21 Wolfgang Kubin“ von © Eckhard Henkel, CC BY-SA 3.0 DE (via Wikimedia Commons). Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 de über Wikimedia Commons - http://commons.wikimedia.org/wiki/File:2010-01-21_Wolfgang_Kubin.jpg#mediaviewer/File:2010-01-21_Wolfgang_Kubin.jpg

„2010-01-21 Wolfgang Kubin“ von © Eckhard Henkel, CC BY-SA 3.0 DE (via Wikimedia Commons).

Wolfgang Kubin (chinesisch Gu Bin – 顧彬), geb. 1945 in Celle, Emeritus der Universität Bonn, Senior Professor in Peking ist Sinologe, Übersetzer und Schriftsteller. Er arbeitet in China, lebt in Bonn und Wien. Kubin, der zu den wichtigsten Sinologen im deutschsprachigen Raum zählt,  übersetzte viele wichtige chinesische Werke in die deutsche Sprache, so etwa die sechsbändigen Erzählungen und Essays von Lu Xun. Seine „Geschichte der chinesischen Literatur im 20. Jahrhundert“ ist ein anerkanntes Standardwerk.

 

Fabelhafte Bücher: Jedes Jahr buhlen im deutschsprachigen Raum weit mehr als 100.000 Bücher in Neuauflage um die Aufmerksamkeit der Leser. Die „Konkurrenz“ ist also gewaltig. Denken Sie über sowas nach, wenn Sie ein neues Buch in Angriff nehmen?

Meine Bücher schreiben sich von selber. Der Markt ist mir gleichgültig.

Fabelhafte Bücher: Bestsellerlisten wie beispielsweise die Spiegel-Bestseller-Liste waren immer schon heiß umstritten und doch orientieren sich nun mal viele Menschen an den Lesegewohnheiten anderer Leser. Wie stehen Sie zu solchen Bücherrankings?

Ich lese keine sogenannten „Bestsellerlisten“. Bestseller sind in der Regel im schlechtesten Deutsch geschrieben, eine Beleidigung für einen ernsthaften Leser.

Fabelhafte Bücher: Ob Indieautor oder Verlagsautor – längst wird erwartet, dass Autoren auf ihre Leser zugehen. Lesungen reichen nicht mehr, der Autor sollte möglichst auch im Internet präsent sein. Wie viel Zeit setzen Sie ungefähr für diese Aktivitäten rund ums Buch ein?

Gar keine.

Fabelhafte Bücher: Wenn Neulinge Sie nach einem Tipp fragen würden: Auf welches Marketinginstrument setzen Sie in erster Linie?

Auf keines.

Fabelhafte Bücher: Von welchen Schriftstellern sehen Sie sich in Ihrem eigenen Werk beeinflusst? Wer inspiriert Sie?

Li Bai, Su Dongpo, Heimito von Doderer, Thomas Mann.

Fabelhafte Bücher: Wieso werden von den großen Feuilletons, egal ob Spiegel, FAZ, ZEIT oder sonstigen Granden des Literaturbetriebs, immer nur die üblichen Verdächtigen rezensiert, die ohnehin jeder kennt? Wie könnte es gelingen, Newcomer stärker in den Vordergrund zu rücken?

Gute Literatur wird erst nach 50 oder 100 Jahren entdeckt. Gegen das Mittelmaß gibt es zu Lebzeiten kein Mittel.

Fabelhafte Bücher: Nach Ihren Erfahrungen – welche Anfängerfehler würden Sie im Nachhinein vermeiden – was können Sie Neulingen empfehlen, die sich mit dem Gedanken tragen, ein Buch zu schreiben?

Erst einmal gutes Deutsch zu lernen.

Fabelhafte Bücher: Viele Schriftsteller tun sich beim Schreiben von Sex-Szenen ziemlich schwer. Gibt es Themen oder Situationen, bei deren Beschreibung Sie sich schwer tun?

Meine einzige Schwierigkeit besteht in der Formulierung eines guten deutsche Satzes.

Fabelhafte Bücher: Als heikel gelten auch politische Zuschreibungen, etwa Islamkritik oder Kritik an jüdischer Siedlungspolitik um nur zwei Beispiele zu nennen. Wie gehen Sie mit dem Thema um und welchen Umgang erwarten Sie sich von Autoren insgesamt zu dem Thema?

Politische Themen sind immer heikel. Als Schriftsteller hat man die Aufgabe, die „Wahrheit“ zu sagen, egal wen man mit dieser „Wahrheit“ trifft.

Fabelhafte Bücher: Wenn Sie schreiben – wie strukturieren Sie Ihren Tag? Schreiben Sie, wenn Sie gerade in Stimmung sind? Oder haben Sie sich feste Zeiten reserviert?

Ich schreibe jeden Morgen zwischen 4 und 6 Uhr.

Fabelhafte Bücher: Bitte verraten Sie uns etwas über Ihr aktuelles Projekt. Wovon soll Ihr nächstes Buch handeln, was können Sie schon verraten?

Ich schreibe gleichzeitig mehrere Bücher. Morgens Lyrik und Essays. Vormittags wissenschaftliche Bücher. Nachmittags übersetze ich, abends schreibe ich Erzählungen.

Fabelhafte Bücher: Wir bedanken uns herzlich für das Gespräch.