Kurzbiografie – Joachim Ringelnatz: So originell hat sich noch kein Künstler über Wasser gehalten

Biografie Joachim RingelnatzJoachim Ringelnatz (eigentlich Hans Gustav Bötticher) war ein deutscher Schriftsteller, Satiriker, Maler, Dichter und Kabarettist der vorletzten Jahrhundertwende. Als jüngstes von drei Geschwistern wuchs Ringelnatz in einer wohlhabenden Künstlerfamilie auf. Seine Mutter Rosa Marie Bötticher zeichnete und entwarf Puppenbekleidung, sein ihm näherstehender Vater Georg Bötticher zeichnete und schrieb insbesondere erfolgreich Kinderbücher, worin ihm später Ringelnatz nacheifert. Der Urgroßvater Ringelnatz‘ väterlicherseits war Professor Ferdinand Gotthelf Hand, der in Weimar unter Goethe amtiert hatte.

Ringelnatz tat sich schwer mit der Schulzeit und bezeichnete später Lehrer als „respektfordernde Dunkelmenschen“. Seine äußere Erscheinung, insbesondere die lange Nase, lud seine Mitschüler und Henseleien ein. Er, der eher ein Einzelgänger war, flüchtet sich nun in die Kunst und unternimmt schon früh erste literarische Gehversuche. Es kommt zu Konflikten mit den Lehrern, Schuljahrwiederholungen und Schulwechseln bevor Ringelnatz endlich die Schule beendet, von einem Lehrer mit den Abschiedsworten „Bötticher ist ein Schulrüpel ersten Ranges“ bedacht. Ringelnatz haderte stets mit seiner als ungenügend empfundenen Bildung. Dies wurde ihm in Kontrast zum gebildeten Vater deutlich, aber auch zu seinem späteren Freundeskreis im Künstlermilieu. Lange nach seiner Schulzeit ließ er sich privat in Latein, Geschichte und anderen Fächern unterrichten und bemühte sich um einen eigenen Zugang zu wichtigen Werken der Weltliteratur.

1909 tritt Ringelnatz mit eine Gedicht in der Münchner Künstlerbar Simplicissimus auf. Er findet schnell Anklang und wird zum regelmäßig Vortragenden. In der Bar kommt er auch mit der Künstlerszene in Kontakt, so etwa mit Frank Wedekind, Erich Mühsam und Ludwig Thoma. Unter Pseudonymen veröffentlicht er außerdem Gedichte in einer satirischen Zeitschrift, die ebenfalls Simplicissimus heißt. Seine ersten Bücher kommen 1910 auf den Markt. Zwei Kinderbücher und ein Gedichtband.

Ringelnatz – damals noch weit von jedwedem Bestsellerstatus entfernt – war chronisch mittellos. Dabei war er immer einfallsreich. Einige Monate lang versuchte er einen Tabakladen mit einem Skelett als Requisite zu etablieren, musste jedoch aufgeben. Später schlug er sich durch indem er „schwarz wohnte“, immer in der Angst entdeckt und rausgeschmissen zu werden. Außerdem verdingte er sich zeitweise in Bordellen, indem er sich als Wahrsagerin verkleidete und den Beschäftigten dort „die Zukunft vorhersagte“ und als Bibliothekar, als ausgebildeter Schaufensterdekorateur und als Fremdenführer. Seine Schriftstellerein brachte ihm kaum Einkünfte. Erst nach seinem Tod entfaltete sich die Begeisterung für Ringelnatz, die sich heute in zahlreichen nach ihm benannten Preisen, Straßennamen und anderen Ehrenbezeugungen äußert.

Ringelnatz heiratete 1920 die Lehrerin Leonharda Pieper, der er den Kosenamen „Muschelkalk“ oder „muschelverkalkte Perle“ gab. Das Paar blieb dennoch zusammen.

Während des Nationalsozialismus wurde Ringelnatz teilweise Auftrittverbot erteilt, seine Bücher waren von den Bücherverbrennungen betroffen – was seine Werke im Nachhinein adelt und umso lesenswerter erscheinen lässt. Dadurch verdüsterte sich die finanziell ohnehin prekäre Lage des Ehepaars Ringelnatz jedoch noch weiter. Für einen Sanatoriumsaufenthalt des mittlerweile an Tuberkulose erkrankten Künstlers wurden Spendensammlungen im Freundeskreis organisiert.

Joachim Ringelnatz starb am 17. November 1934 in Berlin an den Folgen seiner Krankheit und wurde auf dem Berliner Waldfriedhof beigesetzt. Seine Grabplatte besteht aus Muschelkalk.

Rahmendaten:

Geboren am 7. August 1883

Geboren in Wurzen nahe Leipzig, Deutschland

Gestorben am 17. November 1934

Wichtige Bücher:

 

 

 

 

 

 

Zitate, die Ringelnatz zugeschrieben werden:

„Ich sterbe. Du stirbst. Er stirbt. Viel schlimmer ist, wenn ein volles Faß verdirbt.“

„Schenke mit Geist ohne List. // Sei eingedenk, // Daß dein Geschenk // Du selber bist.“

 


Autor: Beste Bücher