Bildquellen: Oben: Wikipedia USA / Unten: Goodreads.com/blog

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MG

Goodreads hat 2012 eine interessante kleine Infografik veröffentlicht: Demnach verkaufen sich die verruchten „Fifty Shades of Grey nicht nur besonders gut in den Südstaaten der USA, sie sind dort auch im Landesvergleich besonders beliebt: Ob Oklahoma, Mississippi oder Tennessee – glühend verehren die Einwohner die als „Mommy-Porn“ belächelten Bestseller von E. L. James. Wann immer Christian seine Anastasia in einer neuen Ausgabe des Porno-Schinkens auspeitscht, sind die Südstaatler hingerissen und vergeben landesweit die besten Noten.

Das wäre vielleicht noch gar nicht mal so spannend, wenn die Infografik nicht sofort an eine andere erinnern würde, die man so kennt: Die Staaten des „Bible Belt“. Aha – mehr oder weniger deckungsgleich. Das das Fifty-Shades-freundliche Nebraska nicht in jeder Bible-Belt-Variante dazu gezählt  wird, ist einerlei: Zwar ist man dort nicht überwiegend in Baptistengemeinden aktiv, dafür aber ziemlich streng katholisch.

 Nun assoziieren wir den Bible Belt ja eher mit streng-gläubigen Puritanern, die sowieso derart damit beschäftigt sind, Republikaner zu wählen und gegen Abtreibung, Homosexuellen-Gleichstellung und ähnliches Unheil zu demonstrieren, dass für die Fortpflanzung nicht mehr viel Zeit eingeräumt werden kann. Und wenn doch, dann natürlich mehr so als technischen Vorgang, man muss schließlich die Felder vererben.

Wie muss man sich das jetzt vorstellen? Fallen einem jetzt jedesmal die Shades entgegen, wenn die braven Amish bei ihren Kutschen die Handschuhfächer öffnen? Steckt unter jedem Priestertalar ein Lederoutfit mit Halsband? Kalifornien, aus Sicht der moralstrengen Südstaatler sicher das neuzeitliche Sodom und Gomorrha, lässt das Buch dagegen eher kalt. Wer hier wohnt, lässt sich von ein bisschen SM nicht beeindrucken; alles schon mal dagewesen.

Natürlich passt es ganz gut, dass die Staaten des Bible Belt nach einem Buch benannt sind. Nur liegt jetzt die Frage auf der Hand, ob dafür noch die Bibel herhalten sollte. Die Frage, warum der Bible Belt beharrlich George W. Bush im Amt hielt, ist dagegen gelöst: Wer derart auf Selbstkasteiung steht, der mutet sich vielleicht auch politisch gerne zu, was andere für Quälerei halten.

Zum Weiterlesen: Was kommt nach den „Fifty Shades“?

 

MG