Interview mit Frank Zumbrock

 

© bei Frank Zumbrock

© bei Frank Zumbrock

Frank Zumbrock wurde 1967 in Horstmar/Kreis Steinfurt im Münsterland geboren. Heute versieht er seinen Dienst als Polizeivollzugs-beamter bei der Bundespolizeiinspektion Münster. Nach einem Fernstudium bei der Axel Andersson Akademie in Hamburg wurde das Schreiben zu einem festen Bestandteil im Leben des Autors. Unter anderem ist er Mitglied im BvjA und im Kunstverein Steinfurt e.V. Zudem Fördermitglied bei den 42er Autoren.

 

Fabelhafte Bücher: Jedes Jahr buhlen im deutschsprachigen Raum
weit mehr als 100000 Bücher in Neuauflage um die Aufmerksamkeit der Leser. Die „Konkurrenz“ ist also gewaltig. Denken Sie über so was nach, wenn Sie ein neues Buch in Angriff nehmen?

Nein, ich denke man ist dann mit sich und seinem Werk selbst beschäftigt. Aber man weiß als Autorin oder Autor durchaus das es diese Zahlen gibt. Als ich mein erstes Buch geschrieben habe, da lag die Zahl der Neuerscheinungen bei 60.000-80.000 Tausend.

Fabelhafte Bücher: Bestsellerlisten wie beispielsweise die Spiegel-Bestseller-Liste waren immer schon heiß umstritten und doch orientieren sich nun mal viele Menschen an den Lesegewohnheiten anderer Leser. Wie stehen Sie zu solchen Bücherrankings?

Tatsächlich ziehen diese Bücherrankings die Menschen automatisch an. Für viele Leseratten und auch Leute die hin und wieder mal zu einem Buch greifen, scheinen die Listen zum Teil maßgeblich zu sein. Für mich stellt es immer wieder ein Rätsel dar, dass Bücher wie z.B.
„Feuchtgebiete“ oder „Fifty Shades of Gray“ eine so große Leserschaft erreichen und in den Bestsellerlisten über lange Zeit so hoch angesiedelt sind.

Fabelhafte Bücher: Schreibblockaden, Selbstzweifel oder einfach zu viel zu tun: Jeder Autor hat mal Durchhänger. Was ist ihr Geheimrezept?

Jede Autorin und jeder Autor kennt das Schreckgespenst „Schreibblockade“. Davor ist man tatsächlich nicht gefeit. Ich setze dann wirklich mit dem Schreiben aus und lasse das Manuskript ruhen. Schlimm ist es für die freien Autoren, denen ein termingebundener Zeitdruck im Nacken hängt. Eine gute Möglichkeit besteht durchaus darin, andere Bücher zu lesen. Bei den
eigenen Selbstzweifeln muss man erst den eigenen Auslöser kennen. Oft hat man zu wenig Wissen und Kenntnisse zu einem Themengebiet. Eine vernünftige Recherche oder informative Gespräche können die Selbstzweifel letztlich vollkommen ausräumen.

Fabelhafte Bücher: Ob Indieautor oder Verlagsautor – längst wird erwartet, dass Autoren auf ihre Leser zugehen. Lesungen reichen nicht mehr, der Autor sollte möglichst auch im Internet präsent sein. Wie viel Zeit setzen Sie ungefähr für diese Aktivitäten rund ums Buch ein?

Es ist tatsächlich von Vorteil wenn man seine eigene Homepage als Visitenkarte im Internet präsentiert. Wichtig ist die dauernde Aktualisierung der Seite. Twitter, Facebook, etc. sind ebenfalls lukrative Plattfomen für die schreibende Zunft. Für mich ist auch der persönliche Austausch mit anderen Autorinnen und Autoren sehr wichtig. Auch im Netz. Eine neue Möglichkeit die ich jetzt angehen werde, ist die Unterstützung einer Lesung mit medialen Hilfsmitteln. Eine Lesung mit PA – Anlage zum Beispiel. Ich bewege mich fast jeden Tag im Netz.

Fabelhafte Bücher: Wenn Neulinge Sie nach einem Tipp fragen würden: Auf welches Marketinginstrument setzen Sie in erster Linie?

Für einen Neuling ist es erst einmal sehr wichtig, seine eigenen Schwächen und Stärken zu erkennen. Die Organisationen in Autorenverbänden und Schreibgruppen kann besonders auch für Neulinge oder Newcomer sehr interessant und wichtig sein. Ich persönlich setze auch auf persönliche Gespräche mit den mir bekannten und dem Wohnort nahen Buchhändlern, denn das sind Frauen und Männer vom Fach. Es ist natürlich heute keine
Frage mehr, denn das Internet ist das schnellste Medium.

Fabelhafte Bücher: Von welchen Schriftstellern sehen Sie sich in ihrem eigenen Werk beeinflusst? Wer inspiriert Sie?“

Es sind oft die Schriftstellerinnen und Schriftsteller die man als Kind oder Jugendlicher am meisten gelesen hat. Um nur wenige zu nennen: Heinrich Böll, Thomas und Heinrich Mann, Charles Dickens, Edgar Allen Poe und auch Wolfgang Hohlbein, Andreas Eschbach und ganz besonders Stephen King. Und dann kommen die Damen: Elisabeth George, Anne Holt, Eva Maaser und Nicola Hahn und die Dichterin Anette von Droste Hülshoff.

Fabelhafte Bücher: Wieso werden von den großen Feuilletons, egal ob Spiegel, FAZ, Zeit oder sonstigen Granden des Literaturbetriebs, immer nur die üblichen Verdächtigen rezensiert, die ohnehin jeder kennt? Wie könnte es gelingen, Newcomern stärker in den Vordergrund zu rücken?

Der Mensch ist häufig kopfgesteuert. Oder es gibt den sogenannten
Herdentrieb. Leider wird der Erfolg bei Autorinnen und Autoren nur
nach Verkaufszahlen gemessen. Es ist leider nicht einmal die Qualität eines Buches oder Inhalts, was sehr schade ist. Auch für die Presse ist es einfacher, auf Zahlenwerke und auf die üblichen Verdächtigen zurückzugreifen, denn deren Name ist oft Gesetz. Schön wäre es, wenn es eine Liste zur Abarbeitung von Neuerscheinungen gäbe, an der sich auch die Feuilletons bedienen würden. Oder eine separate Liste für alle Neuerscheinungen.

Fabelhafte Bücher: Nach Ihren Erfahrungen – welche Anfängerfehler würden Sie im Nachhinein vermeiden – was können Sie Neulingen empfehlen, die sich mit dem Gedanken tragen, ein Buch zu schreiben?

Ein ganz großes Problem war es immer schon, den richtigen Verlag zu finden. Leider gibt es immer noch die sogenannten Druckkostenzuschuss-Verlage und andere Varianten des Mit oder Zuzahlens. Dagegen wirkt heute zum Glück die Selfpublisher – Methode, denn die Autorinnen und Autoren müssen unbedingt die Finger vom Bezahlen lassen. Wichtig ist gerade für einen Menschen der ein Buch schreibt folgendes: „Mut, Durchhaltewillen und eine sogenannte Schreibdisziplin.“

Fabelhafte Bücher: Viele Schriftsteller tun sich beim Schreiben von Sex –Szenen ziemlich schwer. Gibt es Themen oder Situationen, bei deren Beschreibung Sie sich schwer tun?

Sex ist und bleibt ein privates und intimes Gut der Menschen. Hier sind alle vollkommen verschieden geprägt, was auch das Überschreiten der Hemmschwelle beim Schreiben betrifft. Ich tue mich besonders schwer mit Themen und Situationen die ich nicht kenne. Da hilft dann wirklich nur eine zielgerichtete Recherche und informative Gespräche mit Menschen, die über das notwendige Fachwissen verfügen.

Fabelhafte Bücher: Als heikel gelten auch politische Zuschreibungen, etwa Islamkritik oder Kritik an jüdischer Siedlungspolitik um nur zwei Beispiele zu nennen. Wie gehen Sie mit dem Thema um und welchen Umgang erwarten Sie sich von Autoren insgesamt zu diesem Thema?

Auch hier passieren die größten Fehler durch Unwissenheit und
Oberflächlichkeit. Man muss sich selbst disziplinieren, um das
notwendige Wissen zu den Themen zu erarbeiten. Das erwartet man vor allen Dingen auch von allen anderen Autoren. Schließlich erblicken viele Bücher das Licht der Öffentlichkeit. Das geschriebene Wort ist ein probates Mittel um Menschen und ihre Religionen zu verletzen.

Fabelhafte Bücher: Wenn Sie schreiben – wie strukturieren Sie ihren Tag? Schreiben Sie, wenn Sie gerade in Stimmung sind? Oder haben Sie sich feste Zeiten reserviert?

Ich selbst kann nur an meinen freien Tagen und Zeiten schreiben. Manchmal läuft es richtig gut und man hat einen sogenannten Lauf. Dann schreibe ich auch bis spät in die Nacht. Eine regelmäßige Schreibdisziplin von 3-5 Seiten am Tag wäre natürlich die wünschenswerteste Variante. Im Urlaub und an den freien Tagen versuche ich schon einmal in einem festen Tagespensum zu schreiben.

Fabelhafte Bücher: Bitte verraten Sie uns etwas über Ihr aktuelles
Projekt. Wovon soll Ihr nächstes Buch handeln, was können Sie schon verraten?

Mein nächstes Projekt ist ein zweiter Regionalkrimi, der im Münsterland spielt. Dieser behandelt den Rechtsradikalismus oder wie er sich in unserer Gesellschaft entwickeln kann. Gerade in der jüngsten Vergangenheit hat dieses Thema viele Menschen beschäftigt.

Fabelhafte Bücher: Wir bedanken uns für das Gespräch.


Frank Zumbrock im www