Rezension von Lisa

– Avoid her like the plague –

Kennt ihr „Absturzbücher“? Ihr fangt einen Roman an und er gefällt euch super gut, doch dann wird die Handlung immer schlechter und konfuser? Die Charaktere, die vormals noch sympathisch waren, wirken wie ausgewechselt und begehen eine dumme Tat nach der anderen. Der anfangs spannende Plot dümpelt vor sich hin und beschäftigt sich nur noch mit Teenageralltagssorgen und Rumgezicke, usw…

»Jenny Pox« war SO ein Buch bei mir. Der Klappentext hörte sich spannend an und da das Buch beiden englischen Lesern als Geheimtipp bekannt war, zögerte ich nicht und lud es mir kurzerhand gratis aus dem IBooks Store herunter. Zu Beginn war ich noch guter Dinge und hätte dem Buch sogar 3,5-4 Sterne gegeben. Das Konzept an sich ist nämlich klasse!

Jenny Mortons Berührung ist tödlich. Wenn ihre Haut die eines anderen auch nur kurz streift, tauchen zuerst klaffende Wunden und Pestbeulen bei ihrem Gegenüber auf, danach stirbt er einen qualvollen Tod. Das Mädchen kann ihre „Gabe“ nicht abstellen und so ist es dazu verdammt, ein Außenseiterleben ohne Kontakt zu anderen Menschen zu führen. Die ersten 100 Seiten war mir Jenny sehr sympathisch und mir tat es echt leid, wie die anderen Kinder sie behandelten. Sobald sie jedoch mit Seth, dem Mädchenschwarm und Dauerfreund der Highschoolzicke Ashleigh zusammenkommt, geht es rapide bergab. Das schüchterne Mädchen, welches sich vorher rührend um ihren Vater und ihren Hund gekümmert und in ihrer Freizeit am liebsten Tonfiguren erstellt hat, mutiert zu einer oberflächlichen und skrupellosen Göre. Alle ihre Charaktereigenschaften werden praktisch ins Gegenteil verkehrt, was mir selbst unter diesen außergewöhnlichen Umständen nicht sehr realistisch erschien. Der Schluss setzt dem Ganzen die Krönung auf.

*** Achtung: Spoiler***

Die anderen Figuren waren ebenfalls nicht der Renner. Alle Frauen und Mädchen sind manipulative Flittchen und alle Jungen und Männer dumme und schwanzgesteuerte Idioten.

Weder Fisch noch Fleisch

Ein anderes Problem was ich mit dem Roman hatte, war die seltsame Vermischung verschiedener Genres. »Jenny Pox« kann sich nicht entscheiden, was für ein Buch es sein will und wird daher keinen Leser so recht zufriedenstellen. Als reines Horrorbuch taugt es nicht, da die Horror-Elemente erst kurz vor Ende offensichtlich werden. Für Fantasy Fans enthält die Handlung zu wenig Phantastik und zu viel Alltagsprobleme und Zickereien. Für jüngere Teenager ist der Roman aufgrund der Drogenreferenzen, expliziteren Sexszenen und der Gewalt nicht geeignet. Erwachsenen wird die Geschichte wiederrum zu simpel gestrickt sein. Wer bleibt da noch übrig?

»Jenny Pox« ist ein Exot unter den Fantasy-Büchern und deshalb ist es gar nicht leicht, die Zielgruppe zu bestimmen. Ich würde einfach mal auf ältere Jugendliche zwischen 17 und 21 mit einem starken Magen tippen. ;)

Langatmig

Abgesehen von der krassen Wandlung der Protagonistin und dem Genre-Mischmasch war der Roman auch schlicht und ergreifend zu lang. (Die Angaben im Internet stimmen hinten und vorne nicht – das Buch ist nie und nimmer 250 Seiten lang, sondern eher 450) Die Handlung muss dringend überarbeitet und gekürzt werden, denn im Mittelteil zieht sich die Geschichte wie Kaugummi und schreitet nicht voran.

Erst gegen Ende kommt wieder so etwas wie Spannung auf. Die Horror-Szenen waren gut gemacht und auf eine morbide Art und Weise recht unterhaltsam. Wenn es in den Folgebänden mehr davon (und gleichzeitig weniger von dem nervigen Gelabere) gibt, wäre ich glatt versucht, mir die Fortsetzung zuzulegen.

Fazit

»Jenny Pox« konnte meine Erwartungen nicht erfüllen. Auf einen vielversprechenden Anfang folgte ein langatmiger Mittelteil, dessen Grauen erst das Ende wieder auszubügeln vermochte. Höchstens für Leser empfehlenswert, die sich auf etwas Gewagtes einlassen wollen, sich aber gleichzeitig nicht an gängigen Klischees stören.

Lisas Bewertung: 2,5 von 5 Sternen!

(Lisas Bewertungssystem: (1 = Zeitverschwendung, 2 = Nicht mein Fall, 3 = Okay, 4 = Überdurchschnittlich Gut, 5 = Lieblingsbuch)

Aufmachung

Tja.. »Jenny Pox« ist ein Indie-Werk und das sieht man ihm anhand der unprofessionellen Typografie deutlich an. Zu-gutehalten muss man dem Gestalter hingegen, dass das abgebildete Mädchen der Beschreibung von Jenny recht nahe kommt. Außerdem macht der Spruch »Avoid her like the plague« neugierig auf den Inhalt.

Infos

Übersetzung: 
Genre: Fantasy
Zielgruppe: Jugendliche
Verlag: Selfpublished
Redaktion von Beste Bücher