Rezension von Marion

„Stille Wasser“ ist mittlerweile der 26. Bestseller aus der Reihe um Commissari Brunetti von Donna Leon. Brunetti bringt sich in eine sehr prekäre Lage. Um einen Kollegen vor einer übereilten Tat zu schützen, täuscht er einen Herzanfall vor. Im Krankenhaus weiß er nicht, wie er aus dieser Sache nun wieder herauskommen soll. Die behandelnde Ärztin besteht auf alle nötigen Tests und kann Guido Brunetti beruhigen, er sei soweit gesund. Sie empfiehlt ihm aber dennoch eine Auszeit, wegen des hohen Blutdrucks, den sie auf den beruflichen Stress schiebt. Entgegen seiner sonstigen Art stimmt Brunetti zu und lässt sich sogar von seiner Frau Paola überreden, für einige Zeit auf das Familienanwesen auf Sant‘ Erasmo zu fahren um dort auszuspannen.

Dort begegnet er einem altem Bekannten seines verstorbenen Vaters, Davide Casati, der sich als Verwalter um das Anwesen der Familie seiner Frau kümmert. Die beiden verbringen die Tage miteinander. Brunetti lernt den älteren Mann zu schätzen, begleitet ihn zu seinen Bienenstöcken und erlebt auch die Schattenseiten dieses nach außen so starken Mannes. Er leidet an dem Tod seiner Frau, ist besorgt um das plötzliche Sterben seiner Bienen. Als ein Sturm aufzieht und Davide, der erfahrene Seemann, nicht heim findet, sind Brunetti und seine Tochter sehr besorgt.

Als Brunetti dann Casatis Leiche findet, rollt er damit Ereignisse der Vergangenheit wieder auf, denn war Davides Tod wirklich ein Unfall?

Die Romane von Donna Leon kommen ohne reißerische Momente aus, sie sind sprachlich ein Genuss und man bekommt viel von den Gaumenfreuden der Italiener mit. Da Brunettis Frau Paola Professorin für Literatur ist, darf man als Leser auch an vielen tollen Gesprächen über berühmte Werke teilhaben, dies alles rundet für mich die Kriminalfälle perfekt ab. Brunetti hat sich außerdem eine sehr menschliche Art bewahrt, die er in den Romanen immer wieder unter Beweis stellt. Er zweifelt mitunter selbst an der Justiz und der Gerechtigkeit die durch einige Paragraphen umgangen wird. Leon stellt dies sehr kritisch in den Raum, prangert dadurch einige Missstände an.

Charaktere wie Signorina Elettra, die Sekräterin des Vice-Questore Patta, bereichern die Handlung ebenso enorm. Diese unterstützt Brunetti wo sie nur kann, und hat so viele Kontakte, dass Brunetti manchmal gar nicht wissen möchte, ob dies alles mit rechten Dingen zu geht.

Auch Vianello, ein Untergebener und langjähriger Freund Brunettis, hilft und unterstützt den Commissario wo er nur kann. Alle arbeiten Hand in Hand, und wissen gekonnt, wie sie ihren Vorgesetzten Patta austricksen können.

Dennoch schafft Donna Leon es mit ihren Romanen ein kritisches Thema sehr gut rüberzubringen, alles gut verpackt zwischen Spannung und Ironie. Von mir gibt es für den 26. Teil eine absolute Leseempfehlung. Es wird nie langweilig Brunetti in Aktion zu erleben. Weiter so!