Rezension von Marion

Verrat von Nicholas Searle ist ein sehr kritischer Thriller der in der Zeit vor dem Good Friday Agreement spielt. Die Situation ist angespannt, die Konflikte häufen sich, Anschläge der IRA sind an der Tagesordnung. Wenn ich zurück denke, kann ich mich noch lebhaft an die Schlagzeilen aus dieser Zeit erinnern, die uns hier in Deutschland erreichten. Hier bekomme ich allerdings eine Sicht von Menschen die mittendrin lebten.

Mir hat gut gefallen, dass der Autor anhand des bürgerlichen Lebens von Bridget O‘ Neil, mit all den alltäglichen Sorgen, das Bild des nordirischen Bürgerkriegs zeichnet. Bridget könnte viel erreichen, auf die Uni gehen, sie entscheidet sich aber für das Leben an der Seite eines Mannes. Ihr Mann Francis ist Mitglied der Republikanischen Armee, einer der die Sache gern und effizient in die Hand nimmt, um es nett zu umschreiben. Bridget weiß früh von seinen Treiben, man merkt schnell das sie anders denkt. Francis zweifelt im weiteren Verlauf des Buches aber ebenso an seinen Prinzipien.

Der Thriller regt zum nachdenken an. Er vermittelt dem Leser Fakten aus dieser Zeit, die ein wenig in den Hintergrund gerückt sind. Spannung erzeugt er aber durch die parallel verlaufenden Aktionen der Agenten. Man kann sich vorstellen, dass Francis durch seine Machenschaften im Fokus der Agenten ist. Auch in den eigenen Reihen werden schnell Verdächtigungen laut, ein brisantes Spiel, aber zu welchem Preis?

Der Autor weist darauf hin, dass durch den Brexit alles wieder im Umbruch sein könnte. Eine schreckliche Vorstellung, wenn man bedenkt, dass es nun seit gut 20 Jahren ruhig war. Interessant ist daher für mich auch, dass das Buch genau jetzt erschienen ist. Ich hoffe der Autor erreicht bei vielen Lesern, dass sie sich mit dem Thema beschäftigen. Auch wenn wir natürlich keinen großen, eher gar keinen Einfluss auf das Geschehen haben, sollten die möglichen Probleme nicht totgeschwiegen werden.

Für mich persönlich ist dieser Thriller herausragend. Er brachte mir Spannung und verleitete mich zu einem kritischen Blick auf ein Land, das hoffentlich nie wieder solche schrecklichen Zustände erleben muss.