Rezension von Annemarie

Das Leben ist ein Risiko. Notfälle, Einbrüche, Terroranschläge oder die ungewollte Abgeschnittenheit von der Außenwelt können schnell dazu führen, dass die eigene Gesundheit oder gar das eigene Leben bedroht ist. In diesem Fall ist es überragend wichtig, vorbereitet zu sein und zu wissen, wie man sich schützt und seine Überlebenschancen erhöht. Und darum geht es in diesem Band.

Der Band besteht aus neun Teilen. In Teil I und II lernt man etwas über die individuelle Vorbereitung sowie die Navigation. Diese beiden Teile sind ziemlich kurz. Teil III „Überleben in der Wildnis“ ist dann der erste Schwerpunkt des Bandes. In Teil IV, dem zwischen Schwerpunkt, V und VI erfährt der Leser etwas über den Schutz im eigenen Zuhause, die Sicherung öffentlicher Räumlichkeiten, z.B. bei Terroranschlägen, und die Neutralisierung von Bedrohungen für die öffentliche Sicherheit.

Der letzte Titel klingt etwas sperrig, damit ist aber schlicht und einfach gemeint, dass man sich vor nicht so netten Subjekten, wie Taschendieben und Entführern, schützt. Teil VII „Überleben bei einer Naturkatastrophe“ beinhaltet nicht nur das Genannte, sondern auch das Überleben bei einer „Kulturkatastrophe“, etwa bei einer Massenpanik, bei Anschlägen oder bei Amokläufen. In Teil VIII lernt man kurz einige nützliche Notsignale und in Teil IX bekommt man nützliche Ratschläge zum Thema Erste Hilfe ohne Fachwissen und -ausrüstung vermittelt.

Der Band ist so aufgebaut, dass auf der linken Seite immer kurz und knapp steht, wie man sich verhalten soll, bzw. was man machen soll. Auf der rechten Seite ist das Ganze dann visualisiert, teilweise auch mit Zusatzinformationen.
Einleitung und Register bilden den Rahmen des Werkes.

Rezension

Ich habe bereits Emersons voriges Buch, das 2016 herausgekommen ist, gelesen – und verrissen – dachte aber, ich gebe dem Autor noch eine Chance. Das hat sich gelohnt. So hat mir dieses Buch bedeutend besser gefallen. Im Vergleich zum vorigen Buch hat dieser Band durchaus viele sinnvolle Tipps parat, die einem helfen, in Gefahrensituationen in der Zivilisation oder in der Wildnis unbeschadet davonzukommen oder zumindest zu überleben. So ist die Wahrscheinlichkeit, sich bei der Durchführung dieser Ratschläge ins Jenseits zu befördern, deutlich geringer als beim vorangegangenen Buch. Ein großer Teil der Ratschläge können sogar wirklich lebensrettend sein.

Allerdings sind einfach viele Fehler in dem Buch. So widerspricht sich der Autor manchmal selbst. Er schreibt etwa beim Thema Flüssigkeitsbeschaffung in arktischen Gebieten, man solle Eis dem Wasser vorziehen. Wenige Sätze später schreibt er dann aber auf einmal, man solle Wasser dem Eis vorziehen. Ja, was denn nun? Wann anders steht im Text, der Grizzlybär sei die angriffslustigste Bärenart, auf der dazugehörigen Skala steht dann aber der Polarbär ganz oben. Aha.

Apropos Bären: Nett, da aus meiner Sicht nicht so ganz praktikabel, auch der Tipp, bei einem Bärenangriff einfach ganz ruhig stehenzubleiben und abzuwarten. Manchmal ist der Angriff nämlich nur ein Scheinangriff. Den Lebensmüden möchte ich sehen, der sich das antut. Wenn ein Grizzlybär dann doch angreift, hilft es in 75 % der Fälle, sich totzustellen. Das bedeutet, dass mich das Tier mit 25%iger Wahrscheinlichkeit trotzdem zerfetzt. Damit das nicht passiert, soll ich binnen der Sekundenbruchteile, in denen ich realisiere, dass mich das Bärchen fressen will, umschalten und mit bloßen Händen gegen den Grizzly kämpfen. Na danke.

Und einige Ratschläge sind ganz einfach brandgefährlich, etwa der Tipp, Feuerwaffen im Haus zu lagern. Der Autor übersieht dabei netterweise, dass es in den USA jedes Jahr viele schlimme Unfälle gibt, weil Kinder Mamis oder Papis Waffe entdecken und damit spielen.

Etwas suboptimal auch die Betonung, dass die Notrufnummer 112 lautet. Das stimmt zwar – aber nur für Europa. Nun ist die Wahrscheinlichkeit, dass man in eine gefährliche Situation gerät, bei der die genannten Fähigkeiten und Kenntnisse gefragt sind, in Europa gegenwärtig eher gering. Schön hätte ich es daher gefunden, wenn irgendwo auch die weltweiten Notrufnummern stünden.

Man sollte aber darauf achten, durch dieses Buch nicht zum Paranoiker zu werden. Wenn man sämtliche Maßnahmen zur Vorbeugung von Angriffen und Unglücken befolgt, hat man ziemliche Einschränkungen im Alltag zu akzeptieren – und die Wahrscheinlichkeit, dass man von Bekannten als verrückt abgestempelt wird, ist leider auch recht groß.

Mein Resümee daher: Trotz aller Katastrophenmeldungen in den Nachrichten – das Leben in Deutschland ist so sicher wie selten zuvor. Wer in Deutschland oder einer ähnlichen industrialisierten Nation wohnt, keine Touren im Alleingang an gefährliche oder einsame Orte macht und ein gewisses Basiswissen im Bereich Sicherheit hat, kommt auch ganz gut ohne dieses Buch aus. Wer hingegen ein echter Abenteurer ist und öfters mal gefährliche Urlaubsziele und wenig besiedelte Gegenden aufsucht, wird mit diesem Buch einen nützlichen, kompakten und anschaulichen Helfer haben.

Fazit

Für abenteuerlustige Menschen, die gerne auf eigene Faust in wirklich gefährliche Gegenden auf der Welt reisen oder sogar erwägen, dorthin auszuwandern, ein nützliches, praxisnahes und zugleich unterhaltsames Buch.