Rezension von Annemarie

Flüchtlinge in Deutschland. Ein hochbrisantes, vieldiskutiertes Thema. Doch wie ergeht es den syrischen Flüchtlingen, die hier nach Deutschland kommen? Was haben sie für Probleme, was beschäftigt sie und wie schaffen sie es, in diesem Land anzukommen? In diesem Band schreiben die syrischen Flüchtlinge Abdul Abbasi und Allaa Faham humorvoll von ihren Erlebnissen. Die beiden haben in digitalen Netzwerken großen Erfolg und gehören somit zu den bekanntesten Syrern. Nebenbei studieren sie in Norddeutschland – Abbasi Zahnmedizin und Faham Regenerative Energien.

Beide schreiben chronologisch primär ab dem Zeitpunkt ihrer Ankunft in Deutschland über ihre Erlebnisse. Der Band ist in sechs Teile untergliedert. Nach einem kurzen Vorwort lautet der erste Teil „Deutschland to go“ und der zweite „Vielleicht nach Deutschland – die Flucht“. Diese Teile sind im Vergleich ziemlich kurz. Der dritte – ausführlichere – Teil lautet „Inte-was? Sprachlos in Deutschland“.

Teil vier ist „Deutschland, was geht ab?“, ist aufgrund seiner Ausführlichkeit im Grunde genommen der Hauptteil des Buches. In diesem werden die Eigenheiten der Deutschen beleuchtet. Unterteilt ist er in folgende Themenbereiche: Liebe, Gastfreundschaft, Essen und Trinken, Miteinander reden, Miteinander warten und Erlaubtes und Verbotenes. In Teil fünf werden auf zwei Seiten die Vorurteile von Deutschen gegenüber Syrern und die Vorurteile von Syrern gegenüber Deutschland erläutert. Dem schließt sich ein Nachwort zu den Vorurteilen an. In der Mitte des Buches sind acht Seiten mit qualitativ hochwertigen Farbfotos von den Autoren zu sehen.

Rezension

Um Missverständnisse auszuschließen: In dem Buch erfährt man nichts über die Situation der Flüchtlinge allgemein, der Band ist auch nicht auf Objektivität ausgelegt. Vielmehr ist der Text höchst subjektiv und man erfährt über die Situation zweier Flüchtlinge – eben der Autoren – die sich vergleichsweise sehr schnell und gut integriert haben. Eine Verallgemeinerung aus diesen Erlebnissen ist meiner Ansicht nach nicht richtig.

Abbasi und Faham verstehen es, den Leser zu unterhalten. Fröhlich, selbstbewusst und teilweise auch frech schreiben sie über ihre Erlebnisse in Deutschland und bringen auch viele Anekdoten und lustige Situationen mit ein. Sehr oft beschreiben sie direkt erlebte Situationen, und das so plastisch, dass es sich fast anfühlt, als wäre man selbst dabei gewesen. So ist dieser Band ausgesprochen unterhaltsam zu lesen – sein Hauptzweck ist die Unterhaltung – und nebenbei lernt man auch etwas über die Probleme und Anliegen der Syrer sowie der Situationen, mit denen sie sich rumschlagen müssen. Zugleich wird uns Deutschen und der deutschen (Sub-)Kultur auch der Spiegel vorgehalten. So sind wir Deutschen, wie ich aus diesem Band gelernt habe, teilweise ein doch recht merkwürdiges Völkchen mit komischen Bräuchen, Angewohnheiten etc.

Ich habe mich auf jeden Fall ausgesprochen amüsiert. Schade ist nur, dass der Band infolge seiner eher großen Schrift doch recht schnell ausgelesen ist. Zielgruppe sind vor allem Deutsche, die eine humorvolle Lektüre suchen und das Thema Flüchtlinge einmal ganz entspannt aus Sicht zweier Flüchtlinge kennenlernen möchten.

Aufgrund seiner vergleichsweise großen Schrift, der eher einfachen Schreibweise und der nicht so langen Sätze – und natürlich aufgrund des Inhalts – eignet er sich theoretisch auch für Flüchtlinge, die schon ziemlich gut Deutsch können. Da dieser Band wirklich ganz hilfreiche Informationen gibt und Flüchtlingen helfen kann, die Deutschen und Deutschland besser zu verstehen und besser zurechtzukommen, fände ich es auch ganz sinnvoll, den Band in eine andere Sprache, vielleicht Arabisch, übersetzen zu lassen.

Fazit

Ein nettes, unterhaltsames, fröhliches Buch über die Erlebnisse zweier Flüchtlinge in Deutschland und über die Eigenheiten der Deutschen. Besonders neugierigen Deutschen und Deutschsprechenden zu empfehlen, die eine humorvolle Unterhaltungslektüre suchen.