Rezension von Annemarie

Intensive, romantische Liebe ist die Grundlage für eine gute Ehe. Am besten noch Liebe auf den ersten Blick. Diese Meinung ist weitverbreitet. Doch seltsamerweise scheitern oft gerade die Ehen, bei denen am Anfang die meiste Leidenschaft dagewesen ist – schlicht, weil sich die Charaktere doch zu sehr unterscheiden und das gemeinsame Leben im Alltag doch nicht so rosig ist, wie man im Rausch der Gefühle geglaubt hat. Die Vernunftehe hingegen – früher weitverbreitet, in der heutigen Zeit jedoch oft verpönt – bewirkt oft erstaunlich gute und stabile Ehen.

Ingrid Strobel, psychologische Fachberaterin und Autorin, schreibt mit diesem Buch nun ein Plädoyer dafür, seinen Partner mehr nach rationalen Kriterien auszuwählen, als sich nach romantischen Gesichtspunkten zu entscheiden. Nach einer Einführung in die Thematik und die Problematik der romantischen Liebe erfolgt ein erster Selbsttest, in dem man erfährt, welchem Liebesstil man besonders verfallen ist. Im Anschluss daran wird dem Leser erläutert, weshalb ein Sich-Verlieben einfach, das Schaffen einer dauerhaften Liebe jedoch sehr schwer ist. Auf den folgenden Seiten erfährt der Leser etwas über die Kompatibilität zweier Persönlichkeiten zueinander, sodass man nach diesem Kapitel optimalerweise einen passenden Partner befunden hat. Im darauffolgenden – relativ umfangreichen – Kapitel „Wie geht es weiter?“ erläutert die Autorin, was man im Aufbau der Beziehung und im Umgang mit dem Partner wissen und beachten sollte und wie man kleineren Krisen in der Partnerschaft am besten begegnet. Dem schließt sich ein abschließendes Schlusswort an.

Das Buch besteht aus mehreren Kapiteln, die in Unterkapitel untergliedert sind. Ein Anhang mit weiterführenden Informationen und einem Literaturverzeichnis bildet den Abschluss des Bandes. Mehrere kleine Abbildungen, die im Text verteilt sind, dienen der Veranschaulichung.

Rezension

In Zeiten, in denen das Fernsehen und andere Medien einem wunderbare Liebe in Perfektion vorgaukeln, in denen es immer mehr Möglichkeiten der Partnersuche gibt und in denen trotzdem – oder vielleicht gerade deswegen? – die Partnersuche oft enorm schwer ist, ist dieser Band sehr aktuell und greift eine lange verdrängte und übersehene Thematik auf – nämlich die, ob eine reine Vernunftehe wirklich so schlecht ist. Und das finde ich wirklich interessant.

Mir persönlich hätte es jedoch sehr geholfen, wenn die Kapitel nummeriert gewesen wären. Auch ein Register wäre aus meiner Sicht nützlich gewesen. So fand ich den Band leider etwas unübersichtlich.

Gestört hat mich zudem die schlechte Qualität der Abbildungen. Auch die Art und Weise, wie visualisiert wurde, fand ich ästhetisch oft nicht ansprechend. So finde ich etwa ein kleines gräuliches Herz, das aussieht, wie von einer Vierjährigen gezeichnet, und das mit Text gefüllt ist, einfach nicht schön. Die Abbildungen waren zudem mit keiner richtigen Unterschrift beschriftet, sondern nur durchnummeriert. Der Text in den Abbildungen war oft so klein, dass man fast eine Lupe gebraucht hätte. Die Abbildungen sind aber für das Textverständnis wichtig. Ein einfaches Ignorieren der Abbildungen, die man nicht lesen kann, bewirkt daher, dass man die Thematik nicht vollständig versteht. Infolgedessen empfehle ich den Band älteren Personen, die vielleicht nicht mehr ganz so gut gucken können, oder stark fehlsichtigen Personen nur mit Einschränkung.

Die schlechte Qualität der Abbildungen ist umso ärgerlicher, da mir der Text eigentlich ganz gut gefallen hat. Besonders der nette, sensible aber überzeugende Schreibstil und die Praxisnähe bestechen an diesem Band. So lernt man konkret, welcher Persönlichkeitstyp man ist und was für Persönlichkeitsmerkmale der eigne Partner aufweisen sollte. Zugleich werden einem die notwendigen theoretischen Hintergrundinformationen nicht verschwiegen.

Fazit

Ein interessantes und praxisorientiertes Buch mit Schwächen beim Layout. Besonders Frauen ab etwa 25-30 Jahren zu empfehlen, die in der Liebe bisher nicht so viel Glück hatten.