Rezension von Annemarie

Rana Ahmad ist in Saudi-Arabien geboren, hat einen syrischem Pass und lebt bis zu ihrem dreißigsten Lebensjahr in Saudi-Arabien. Sie lernt schon früh, dass Mädchen weniger wert sind als Männer. Überall Restriktionen, Einschränkungen, der Glaube, der über allem steht. Zugleich aber auch die Familie als höchstes Gut, die sie liebt. Doch Rana beginnt zu zweifeln. Wie kann Allah das zulassen? Wo ist er, wenn es ihr schlecht geht? Warum kann sie nicht selbst entscheiden? Die Situation eskaliert, sie wird beinahe totgeschlagen und beginnt zu verzweifeln – dermaßen, dass sie versucht, sich umzubringen. Und selbst in dieser Situation sind Mutter und Bruder die Ehre wichtiger als ihr Leben. Nach langen, schlimmen Jahren, beschließt, Rana schließlich, zu fliehen – auch wenn das bedeutet, dass sie ihren heißgeliebten Vater zurücklassen muss, was ihr fast das Herz bricht.

Ihre abenteuerliche Flucht führt sie zunächst nach Istanbul und schließlich übers Mittelmeer nach Deutschland. Doch auch in Deutschland ist sie nicht frei. Auch in diesem Land sind strenggläubige Muslime, die ihr das Leben zum Teil sehr schwer machen. Erschwerend kommt hinzu, dass sich Rana in Deutschland nicht mehr den Mund verbieten lässt. Sie geht an die Medien, erzählt ihre Geschichte – und bekommt abertausendfache Beleidigungen und Morddrohungen. Und dennoch, auch wenn sie große Ängste hat, auch wenn sie fürchtet, dass ihr Bruder kommt und sie umbringt, Rana schweigt nicht mehr. Und Rana bekommt Unterstützung, von vielen Freunden. So kann sie endlich ein freies, selbstbestimmtes Leben führen. Rana Ahmad, eine der bekanntesten Atheistinnen und eine in Deutschland ziemlich populäre Frau, hat in diesem Band ihre Geschichte aufgeschrieben.

Rezension

Es gibt Bücher, die liest man durch, horcht vielleicht bei ein paar interessanten Punkten ganz interessiert auf und vergisst den Inhalt schnell wieder. Und es gibt Bücher, die einen packen. Die einen vom ersten Moment, in dem sie hält, in seinen Bann ziehen und die man erst wieder aus der Hand legen kann, wen man die letzte Seite gelesen hat. Dieses Buch ist so ein Buch, sicherlich auch dank der großartigen Arbeit der Co-Autorin Sarah Borufka.

Rana Ahmad kommt aus einem anderen Kulturkreis, sie hat komplett andere Dinge erlebt als wir, die im Abendland leben. Und dennoch kommt sie einem in diesem Werk unheimlich nah. Ihre schlimmen Erlebnisse fand ich unglaublich und ich empfand es als geradezu erschreckend, dass es so etwas in der heutigen Zeit noch gibt. So hat mich der Band teilweise sehr beeindruckt und mitgenommen. Zugleich kommt in diesem Band aber auch ihre Freude und Begeisterung über in Deutschland so selbstverständliche Dinge wie Fahrradfahren oder das Wehenlassen der Haare im Wind zum Ausdruck. Und auch das hat mich unheimlich berührt. Doch nicht nur Rana hat mich beeindruckt. Ebenso sehr hat mich ihr wunderbarer Vater berührt. Ein Vater, der weiterhin in dem streng islamischen Land lebt, in dem auf Atheismus die Todesstrafe steht, ein Vater, der vonseiten seiner Frau, Ranas Mutter, und seines Sohnes, Ranas Bruder, heftigen Hass gegen Rana erlebt, und ein Vater der trotz allem Aufruhr, den seine Tochter weltweit verursacht, zu ihr steht – und sie innig liebt. Daher ist dieser Band trotz allen Schreckens auch ein Zeichen, dass Liebe unglaublich stark ist und weit über Grenzen von Kulturen, Religionen und sozialen Banden hinausgehen kann.

So kann ich nach diesem Band Rana Ahmad nur von Herzen alles Gute für eine sichere, freie und glückliche Zukunft wünschen. Ihre Geschichte endet nach der dreihundertsten Seite des Buches nicht, sie geht weiter – und ich hoffe sehr, dass sie von jetzt an vor allem Glücksmomente und Momente der Zufriedenheit beinhaltet.

Fazit

Eine unheimlich bewegende wahre Geschichte über eine mutige Frau, die einfach nur frei sein und ihr eigenes Leben führen möchte; eine Geschichte, die den Leser wirklich packt und fesselt.