Rezension von Maren

Auch der 2. Teil ist wieder mal sehr gelungen, wenn auch leider oft sehr traurig und nachdenklich stimmend. Helene Sommerfeld schafft es, gemeinsam in eine Zeit zu reisen, in der das Los der Frauen oft von der Meinung und Akzeptanz der Männer abhing und die fiel gerade für Ricarda oftmals sehr emotional und traurig aus. Sie erlebt viele Rückschläge, die Familie wird immer wieder auseinander gerissen, teils aus eigener Entscheidung, teils aufgrund der Entscheidungsgewalt der adeligen Familien und die Rangordnung war auch damals sehr präsent.

Wenn man liest, wie oft sie versucht, sich und ihre Familie zu schützen, zu umsorgen und doch vielem hilflos ausgeliefert ist, steht aber dennoch immer wieder auf und kämpft weiter, immer im Blick, dass es irgendwie einen Weg geben wird, das hat mich wirklich beeindruckt. Und es ist auch mal ganz gut zu lesen, wie fortschrittlich wir da mittlerweile sind im Vergleich zu den leisen Anfängen der Frauenbewegung, im Krieg, in Familiendynastien, Rangordnungen, technischer und wohnlicher Fortschritt uvm.

„ So nah sind sich Leben und Tod“… Sie erinnerte sich an die Sonnenuhr, die an einem Haus auf die Wand gemalt war… Mors certa, hora incerta- Der Tod ist jedem gewiss, nur die Stunde ist es nicht. Das Leben ist zu kostbar, um nicht dafür zu kämpfen. Diesen Satz finde ich besonders schön und sehr aussagekräftig. Vieles begreift und schätzt man leider erst, wenn es nicht mehr da ist.

Obwohl der Spiegel-Online-Bestseller so umfangreich geschrieben ist, hat es mich nicht eine Minute gelangweilt, so viele Situationen aus dem Leben von Ricarda und später auch ihrer Kinder sind einfach bewegend geschrieben, so dass ich es jetzt schon kaum erwarten kann, den 3.Teil zu lesen, denn das Ende ist ein wahrer Cliffhanger…

Der gesamte Schreibstil, die Geschichte, auch wenn öfter mal traurig und emotional, aber sie haben in mir doch etliche Gefühle geweckt, teilweise war ich entsetzt, andererseits wieder erleichtert oder manchmal auch etwas geschockt, dass man so reagieren kann und Situationen einfach so hinnimmt, aber ich empfinde Ricarda als sehr starke Persönlichkeit, genauso wie ihre Unterstützerin Käthe, und dass besonders Ricardas Tochter Henny ihre eigene kleine Geschichte bekommt ist einfach gut gelungen und bringt sehr viel Abwechslung in die Handlung.