Rezension von Marion

Dieser Roman hat mich bereits fasziniert, bevor er überhaupt erschienen ist. Als ich in einer Vorschau des Verlages Klett Cotta etwas über den Inhalt erfuhr, wusste ich, dass ich diesen Roman unbedingt lesen möchte. Romane „Gegen das Vergessen“ rütteln den Leser auf, bringen ihm schreckliche Dinge erneut in Erinnerung, regen aber auch an, die heutigen Geschehnisse kritisch zu überdenken.

In diesem Roman erleben wir die Geschichte einer Frau, die aus Italien ins nationalsozialistische Deutschland reist. Deutschland ist in ihren Augen eine moderne, faschistische Gemeinschaft, sie will sich selbst davon überzeugen, ob die Gerüchte über Konzentrationslager der Wahrheit entsprechen. Das Unvorstellbare hierin liegt im biografischen, wir lesen hier keine fiktive Geschichte! Die Autorin Luce d’Eramo wuchs in Frankreich auf, kehrte nach Ausbruch des zweiten Weltkrieges in die Heimat Italien zurück. 1944 machte die damals 18 Jährige sich auf nach Deutschland, um dort als Freiarbeiterin bei den IG Farben in Frankfurt zu arbeiten. Hier wird sie nun das Opfer eines Systems, was sie eigentlich ideologisierte, gegen das sie sich nun aufzulehnen versucht.

Im weiteren Verlauf des Romans wird anschaulich der Leidensweg beschrieben, das Elend wird wahrhaft greifbar. Flucht, Deportation, ein schrecklicher Unfall. Dies ist ein Buch, das den Leser ergreift, das er zwischendurch weglegen muss, um nicht von den geschilderten Eindrücken niedergestreckt zu werden. Die Autorin berichtet in einem Interview, dass sie lange gebraucht hat, um ihre Erlebnisse zu ordnen, im richtigen Licht zu sehen, den Mut zu finden, offen über alles zu berichten. Der Schreibstil ist ein wenig anstrengend, einiges wirkt nicht geordnet, spiegelt so aber sehr gut die Gefühle der jungen Frau im zerrütteten Deutschland wider.

Fazit

Der Umweg ist ein Roman der Anerkennung verdient. Lesen Sie ihn!