Rezension von Annemarie

Inhalt

Pferde sind überall auf der Welt beliebt und werden bewundert. Kein Wunder – strahlen sie doch eine Schönheit, Eleganz und zugleich Weisheit aus, die viele Menschen schnell und dauerhaft in ihren Bann zieht. Doch aus Pferden kann man auch viel lernen. Gerade die wilden Pferde, die tagein, tagaus um ihr Überleben kämpfen müssen, bieten enorm viel Inspiration, wie Gruppen aussehen können, wie sie gelenkt und geleitet werden können, ohne, dass ein unterdrückender Herrscher an der Spitze steht, und wie ein wirklich zufriedenes, gewaltfreies Gruppenleben aussehen kann. Und genau davon handelt dieses Werk. Marc Lubetzki, der Autor dieses Bandes, hat die unterschiedlichsten Wildpferdherden überall auf der Welt verteilt besucht, intensiv beobachtet und fotografiert. Von diesen Beobachtungen schreibt er nun in seinem Buch.

Der Bildband besteht aus vier Teilen, die jeweils aus Kapiteln mit drei bis neun Seiten Umfang bestehen, plus Vorwort und Serviceteil. Im ersten Teil wird in die Welt der wilden Pferde eingeführt, man lernt ihre Lebensbedingungen und ihre Sozialstruktur grob kennen. Im zweiten Teil beschreibt und erläutert der Autor das Leben in den unterschiedlichen Herden weltweit. Dieser Teil ist von allen mit Abstand am ausführlichsten. Der sich anschließende Teil hat die Nahrungsaufnahme der Pferde als Schwerpunkt bevor sich der letzte Teil mit dem Leben in der Herde in der Balance aus verschiedenen Elementen, etwa im Kreislauf der Natur, im Miteinander der unterschiedlichen Charaktere innerhalb der Herde oder auch im Kreislauf von Leben und Tod befasst. Der Anhang enthält u.a. Literaturtipps zu Büchern, die meist aus dem Kosmos-Verlag sind, sowie ein Register.

Rezension

Nur selten kommt mir beim Durchlesen eines Sachbuchs der Gedanke, dass es sich bei diesem im Grunde genommen um ein Gedicht handelt. Bei diesem Band war das der Fall. Der ausgesprochen schön, empathisch verfasste Text eines sehr, sehr guten Beobachters in eine schönen Komposition, im Einklang mit den Fotografien, die sich gegenseitig fast perfekt ergänzen und zusammen etwas Wunderschönes ergeben, macht diesen Band so reizvoll.

Dabei erläutert Lubetzki nicht, was man von den Pferden lernen kann, er schreibt dem Leser nicht vor, er solle dieses oder jenes als Anstoß nehmen – nein, er beschreibt nur das Verhalten der Tiere. Und gerade dadurch wirkt der Band einfach schön, gedankenvoll, romantisch. Der Text ist sehr leicht und angenehm und lesen und schon das Durchlesen weniger Seiten kann ausreichen, um Abstand vom stressigen Alltag zu bekommen.

Insbesondere die Fotografien machen den Band zu etwas ganz Besonderem. Sie sind einfach nur schön und sehr hochqualitativ. So macht es schon Freude, einfach „nur“ den Band durchzublättern und auf den Bildern die Schönheit dieser wundersamen Spezies zu bewundern.

Doch nicht nur die Fotografien, das gesamte Buchlayout ist sehr hochqualitativ und hübsch. Zweifellos ist der Band gerade im Regal von Pferdeliebhabern eine wahre Zierde. So ist das Werk geradezu ideal als Geschenk für Pferdeliebhaber geeignet, denen man eine wirklich große Freude bereiten möchte.

Allerdings fand ich es ein bisschen schade, dass Lubetzki nur Ausschnitte aus seinen Beobachtungen gibt. So hatte ich oft das Gefühl, dass der eigentliche Text – vielleicht aus seinem Tagebuch? – viel länger war, er aber nur Ausschnitte aus diesen abgedruckt hat. Besonders am Anfang und am Ende von Textteilen hatte ich ein bisschen das Gefühl, in der Schwebe gelassen zu werden. Einmal erläutert Lubetzki beispielsweise, dass nur eines von zwei Fohlen das erste Jahr überlebt hätte. Blöderweise steht vorher nichts über die Fohlen. Ich hätte sehr gerne gewusst, was aus dem anderen Fohlen geworden ist und woran die Pferde in der Natur sterben. So schreibt Lubetzki nur, dass das Leben der Pferde hart ist, nicht aber, warum dies der Fall ist. Als schöne Lektüre eignet sich der Bildband folglich gut – um einen Einblick in eine wilde Herde zu bekommen, das Zusammenleben der Pferde wirklich kennenzulernen, vielleicht auch, ansatzweise zu verstehen und einige Pferde besser kennenzulernen, ihren Charakter zumindest ansatzweise zu erfassen, hingegen weniger. Und das fand ich schade.

Fazit

Ein wunderschöner, leicht und sehr angenehm lesbarer Bildband, in dem das Zusammenleben in der komplexen Herdestruktur sensibel und einfühlsam erläutert wird. Es ist allen Pferdeliebhabern sehr zu empfehlen. Besonders als Geschenkbuch ist dieses Werk ausgesprochen gut geeignet.