Interview mit Reinhard Strüven

 

(c) Caroline Seidel

(c) Caroline Seidel

Reinhard Strüven ist 1966 in Krefeld geboren und dort aufgewachsen. Seit 2004 in Düsseldorf. Journalistische und schriftstellerische Tätigkeit. Mitglied des Literatur-Ateliers Köln. Neben zahlreichen Veröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien sind 4 Erzählbände erschienen: Die Malerin“, Sassafras, Krefeld 1995, „Das weiße Zimmer“, Sassafras, Krefeld 2000, „Die Zeit mit Grazyna“, SeitenWind, Grevenbroich 2002, „Die neue Stadt“, Sassafras, Krefeld 2012.

 

Fabelhafte Bücher: Jedes Jahr buhlen im deutschsprachigen Raum weit mehr als 100.000 Bücher in Neuauflage um die Aufmerksamkeit der Leser. Die „Konkurrenz“ ist also gewaltig. Denken Sie über sowas nach, wenn Sie ein neues Buch in Angriff nehmen?

Ja, aber ich bin Triebtäter und kann – manche werden es bedauern, andere gern hören – das Schreiben nicht lassen.

Fabelhafte Bücher: Bestsellerlisten wie beispielsweise die Spiegel-Bestseller-Liste waren immer schon heiß umstritten und doch orientieren sich nun mal viele Menschen an den Lesegewohnheiten anderer Leser. Wie stehen Sie zu solchen Bücherrankings?

Bitte die Frage noch einmal, wenn ich drinstehe.

Fabelhafte Bücher: Schreibblockaden, Selbstzweifel oder einfach zu viel zu tun: Jeder Autor hat mal Durchhänger. Was ist Ihr Geheimrezept?

Eine Geschichte über die Blockade, die Selbstzweifel oder das einfach viel zu tun schreiben.

Fabelhafte Bücher: Ob Indieautor oder Verlagsautor – längst wird erwartet, dass Autoren auf ihre Leser zugehen. Lesungen reichen nicht mehr, der Autor sollte möglichst auch im Internet präsent sein. Wie viel Zeit setzen Sie ungefähr für diese Aktivitäten rund ums Buch ein?

Zu wenig. Insofern Danke für diese Chance zum Interview.

Fabelhafte Bücher: Wenn Neulinge Sie nach einem Tipp fragen würden: Auf welches Marketinginstrument setzen Sie in erster Linie?

Auf kein bestimmtes. Einfach alles versuchen, sein Publikum zu erreichen und sehen, was einem am besten liegt und wo sich Anknüpfungspunkte, Chancen, Ideen ergeben.

Fabelhafte Bücher: Von welchen Schriftstellern sehen Sie sich in Ihrem eigenen Werk beeinflusst? Wer inspiriert Sie?

Heinrich Böll hat mich am meisten beeinflusst. Und bei den Literaturvermittlern Marcel Reich-Ranicki. … Tschuldigung: Bin Jahrgang ’66.

Fabelhafte Bücher: Wieso werden von den großen Feuilletons, egal ob Spiegel, FAZ, ZEIT oder sonstigen Granden des Literaturbetriebs, immer nur die üblichen Verdächtigen rezensiert, die ohnehin jeder kennt? Wie könnte es gelingen, Newcomer stärker in den Vordergrund zu rücken?

Nach meiner Einschätzung stimmt das nicht. Es gibt durchaus diese Jagd nach dem Überraschungserfolg: Der neue, junge Autor mit dem gelungenen Romandebüt, oder besser noch: die neue, junge Autorin, darauf stürzen sich doch alle!

Fabelhafte Bücher: Nach Ihren Erfahrungen – welche Anfängerfehler würden Sie im Nachhinein vermeiden – was können Sie Neulingen empfehlen, die sich mit dem Gedanken tragen, ein Buch zu schreiben?

Nicht zu schnell mit seinem Manuskript die Öffentlichkeit suchen. Erst, wenn man innerlich weiß, dass das Buch etwas kann. … Nein, vor Zuschussverlagen warne ich hier nicht! Die Warnungen sind so zahlreich, wer die noch übersieht, ist selbst schuld!

Fabelhafte Bücher: Viele Schriftsteller tun sich beim Schreiben von Sex-Szenen ziemlich schwer. Gibt es Themen oder Situationen, bei deren Beschreibung Sie sich schwer tun?

Sex-Szenen.

Fabelhafte Bücher: Als heikel gelten auch politische Zuschreibungen, etwa Islamkritik oder Kritik an jüdischer Siedlungspolitik um nur zwei Beispiele zu nennen. Wie gehen Sie mit dem Thema um und welchen Umgang erwarten Sie sich von Autoren insgesamt zu dem Thema?

Das muss jeder für sich selbst beantworten, wie weit er sich wo aus dem Fenster lehnt. Ich finde, Literatur hat keinen direkten politischen Auftrag. Aber der Einsatz für die Schwächeren, Ausgegrenzten sollte zum Auftrag gehören.

Fabelhafte Bücher: Wenn Sie schreiben – wie strukturieren Sie Ihren Tag? Schreiben Sie, wenn Sie gerade in Stimmung sind? Oder haben Sie sich feste Zeiten reserviert?

Feste Zeiten habe ich für meinen Arbeitgeber, die Familie und sonstige Pflichten reserviert. Ich schreibe auf der Flucht, bevorzugt in öffentlichen Verkehrsmitteln.

Fabelhafte Bücher: Bitte verraten Sie uns etwas über Ihr aktuelles Projekt. Wovon soll Ihr nächstes Buch handeln, was können Sie schon verraten?

Es soll um einen Altenheimleiter gehen, das aus der Not eine Tugend macht: Aus Geldmangel müssen die Bewohner wieder alle möglichen Dinge des täglichen Lebens selbst verrichten. Das tut ihnen außerordenlich gut. Es geht um die Selbstbestimmung im Alter.

Fabelhafte Bücher: Wir bedanken uns herzlich für das Gespräch.


Der Autor im www

www.reinhard-strueven.de


Weitere Infos zum Autor

Preise: „Dormagener Federkiel“ 1999, Arbeitsstipendium des Landes NRW 2000, Literaturpreis der Stadt Moers 2006, Literaturpreis „Wendepunkte“ der Aktion Mensch 2008, Förderpreis des Literaturpreises Ruhr 2009, Irseer Pegasus 2012.