Rezension von Lisa

In Evies Leben ist noch nie etwas schief gelaufen – es wird perfekt von ihrer Mutter, der Königin der Unterwasserwelt Elysium geplant und überwacht. Evie wird darauf vorbereitet, eines Tages selbst über das Reich zu regieren. Das das Leben unter Wasser eine einzige große Lüge ist, wird Evie erst klar, als sie sich ausgerechnet in Gavin, einen Jungen aus dem Feindesland verliebt.

Doch gibt es auch Vorteile in Elysium: Wegen des Krieges an der Oberfläche suchten die Menschen hier schon vor langer Zeit Schutz bei der Königin. Der Preis dafür ist hoch: Den Bewohnern bleibt kaum Freiraum: Selbst die Geburten sind geregelt, der Alltag wird fremdbestimmt. Berührungen unter Liebenden stehen unter Todesstrafe, Gefühle werden nicht zugelassen.

Als Evie entdeckt, dass sie Teil eines monströsen Plans ist, ist es schon fast zu spät. Wird der junge Mann von der Oberfläche ihr helfen?

Aufmachung

Das Cover ist dieses Jahr eines meiner absoluten Lieblinge. ^^ Ähnlich wie »Starters« von Lissa Price hebt es sich sowohl vom Motiv her, als auch durch seine schlicht-modern-elegante Gestaltung von den restlichen Jugendbüchern ab – klasse, einfach klasse! Einziger Wermutstropfen: die Protagonistin Evie besitzt, ebenso wie alle anderen Bewohner Elysiums, blondes anstatt schwarzes Haar. 

Meine Meinung (Rezension)

Wie kannst du wissen, wer du bist, wenn du dich nicht daran erinnerst, wer du einmal warst? [S.82]

Nachdem Kriege die Welt erschütterten, zog sich eine kleine Gruppe Menschen auf den Grund des Ozeans zurück. Hier gibt es keine Ungerechtigkeiten, keine Gewalt und keine Kriege. Das von Mutter errichtete Elysium (nach den griechischen „elysischen Gefilden“, der Insel der Seligen) ist ein Paradies, eine perfekte Unterwasser-Utopie…. Eine ZU perfekte Unterwasser-Utopie.

Inmitten dieser Welt lebt die sechzehnjährige Evelyne Winters. Sie ist die Tochter des Volkes und wird im Erwachsenenalter den Posten von Mutter als Herrscherin übernehmen. Evie führt bis dahin ein Leben in einer „Seifenblase“ – äußerlich perfekt und wunderschön anzusehen; doch im Grunde ein Gefängnis. Tag für Tag wird Evie fremdbestimmt, Woche für Woche werden ihre Erinnerungen manipuliert. Doch dann dringt einer der gefürchteten Oberflächenbewohner bis nach Elysium vor – und alles ändert sich. Für den Gefangenen, einen Jungen in ihrem Alter, empfindet Evie anfangs nichts anders als Ekel und Hass. Je länger sie Zeit mit Gavin verbringt, desto mehr Zweifel regen sich in ihr: Warum kann sie sich nicht an bestimmte Erlebnisse erinnern? Wer ist Mutter und was hat sie vor? Und welche Rolle spielt Evie in diesem perfiden Spiel?

Licht und Schatten

»Renegade: Tiefenrausch« ist ein Bestseller, bei dem ich hin und her gerissen bin. Einerseits liebe ich das Setting und die Prämisse der Geschichte. Eine Stadt unter dem Meeresspiegel (Wenn einem dieses Konzept nicht neugierig macht, welches dann?!) Natürlich existiert die Idee schon länger und wurde seitdem in einigen Filmen, Spielen und Büchern thematisiert, trotzdem bietet sie immer noch genügend Stoff für eigene Interpretationen. »Renegades« spektakuläre Kulisse ist eine erfrischende Abwechslung zu der anderer Dystopien. Auch über J.A. Souders Schreibstil lässt sich nicht klagen. Er ist flüssig, unkompliziert und unterhaltsam. Die Seiten fliegen nur so dahin!

Anderseits sagte mir die Handlung von Kapitel zu Kapitel weniger zu. Am Anfang war ich noch regelrecht gebannt von der Geschichte, später machte sich aus einem bestimmten Grund Ernüchterung breit. Wie man bereits erahnen kann, besucht Evie den Gefangenen immer öfter. Aus anfänglicher Abscheu wird nach und nach Zuneigung. Schließlich wagen die beiden eine Flucht von epischen Ausmaßen. Ich sage bewusst „epische Ausmaße“, denn sobald Evie Gavin befreit, dreht sich die Geschichte um nichts anderes mehr als das Entkommen aus Elysium. Leider. Ich könnte mir »Renegade« sehr gut auf der Leinwand vorstellen! ^^ Die kurzweilige Handlung und die ungewöhnliche Kulisse geben ein prima Filmmaterial ab. Aber: für ein Buch fehlt es noch an Hintergrundinformationen. Weder das gesellschaftliche System, die Technik, noch die Vergangenheit von Elysium werden weiter erläutert. Selbiges gilt für mein Hauptkritikthema, die Charaktere.

Schwimmt mit dem Strom

Das Herzstück eines jeden Romans sind die Figuren. Gerade bei diesem Punkt vermochte mich »Renegade« aber nicht zu überzeugen. Die Personen waren mir zu glattgebügelt, da sie sich an den Standard-Parametern des Genres orientieren und nur wenige individuelle Züge tragen.

Die Heldin: schön, stark, privilegiert, aber unwissend. Im Laufe der Geschichte erkennt sie die Wahrheit hinter dem perfekten System. Der Held: gutaussehend, stark und mutig. Er führt die Protagonistin auf den richtigen Weg. Die Gegenspielerin: kühl, unnahbar, matriarchal, omnipräsent, perfekt und mächtig.

Für einen Autor ist es nahezu unmöglich, das Rad neu zu erfinden; ein wenig mehr Individualität würde J.A. Souders Debütwerk aber gewiss gut stehen. Das Grundkonzept des Buches ist an und für sich klasse. Wäre den Charakteren mehr Zeit gewidmet worden, dann hätte aus »Renegade« statt einem guten, durchschnittlichen Roman ein fantastischer Roman werden können!

 

Fazit

J.A. Souders bleibt beit ihrem Debüt immer auf der sicheren Seite und verzichtet auf schriftstellerische Experimente. »Renegade« wagt nicht und gewinnt dadurch (zumindest für mich als Vielleser) nur wenig an Reiz. Schlecht ist die Geschichte um Evie und die Unterwasserstadt Elysium aber keineswegs. – Mit seinem exotischen Setting, seiner actionhaltigen Handlung und seinem flüssigen Schreibstil entpuppt sich »Renegade: Tiefenrausch« als eine äußerst unterhaltsame Lektüre! Darüber hinaus kommen auch Romantik-Fans auf ihre Kosten. Trotz all meiner Kritikpunkte werde ich vermutlich den zweiten Band lesen – und sei es nur, um ein schönes Buch ins Regal stellen zu können. 

Lisas Bewertung: 4,0 von  5 Sternen!

(Lisas Bewertungssystem: (1 = Zeitverschwendung, 2 = Nicht mein Fall, 3 = Okay, 4 = Überdurchschnittlich Gut, 5 = Lieblingsbuch)

 

 Redaktion von Beste Bücher