Rezension von Lisa

Celaena Sardothien. Schön. Tödlich. Ausgewählt zur besonderen Verwendung.

Inhalt und Rezension

War das etwa alles? „»Throne of Glass« ist ungelogen eines der besten Bücher die ich jemals gelesen habe.“ „Nachdem ich die Geschichte angefangen hatte, konnte ich den Roman nicht mehr zur Seite legen.“ „Celaena ist eine starke Heldin die man einfach lieben muss!“

Solche Aussagen über den Bestseller haben sich in den letzten paar Monaten gehäuft. Sarah J. Maas‘ Bestseller-Debüt wurde gehyped ohne Ende – was vielleicht daran liegen mag, dass die Vorfassung von »Throne of Glass« vor Jahren auf fictionpress.com, einer englischsprachige Community für Schreiber und Dichter, veröffentlicht wurde und sich so einige riesige Fan-Basis aufgebaut hat. Jedenfalls scheint jeder das Buch zu lieben und lobt es in den Himmel. Ganz ehrlich: ICH. VERSTEHE. DIE. EUPHORIE. (mal wieder) NICHT. -_-

»Throne of Glass« ist ohne Frage ein unterhaltsames Buch, das mit seiner kurzweiligen Handlung eine ideale Filmvorlage darstellt. Aber so toll, so unglaublich, so herzzerreißend wie viele Kritiken behaupten, ist der Roman bei weitem nicht. Die sensationelle Durchschnittsbewertung von 4,37 Sternen auf Goodreads ist bei dem durchschnittlichen Inhalt einfach nicht gerechtfertigt.

Das „erfreuliche“: Sarah Maas weiß, wie man einen Roman schreibt. Die 424 – in der dritten Person verfassten – Seiten lesen sich als eBook in meinem Reader weg wie nichts. Der Stil ist nicht sonderlich kompliziert, umschreibt die Umgebung und die Personen recht gut, ohne dabei langatmig zu wirken. Binnen drei Stunden war das Buch ausgelesen =) Die Dreiecksbeziehung ist weitaus weniger schlimm als erwartet. In Liebesdingen wird nichts überstürzt, die Charaktere nähern sich langsam einander an. Insgesamt nimmt die Romanik einen überraschend kleinen Teil ein. Im Vordergrund des Romans steht eher das gegenseitige Kennenlernen.

Nichts neues unter der Sonne

Mein Hauptkritikpunkt an dem Buch ist sein Festhalten an den gängigen Fantasy Klischees. Klar, ein Roman muss das Rad nicht neu erfinden, aber etwas mehr „Eigenanteil“ hätte es schon sein können. Während manche Stereotypen noch ganz in Ordnung waren, gab es einige, die mir nur ein lautes Stöhnen entlockt haben. (Im Ernst: Die wunderschöne, sagenumwobene Elfen-Königin, die der Heldin nachts in einem Traum erscheint und mysteriöse Schutzamulette aushändigt und kryptische Ratschläge erteilt, ist ein Klischee, welches schon vor zehn Jahren ausgelutscht war. >.< Falls mit in der nächsten Zeit ein ähnliche Szene unterkommt, werde ich das Buch mit voller Wucht gegen die Wand klatschen. xD)

Die Rollen sind von Anfang an klar verteilt. Der Leser erkennt auf einen Blick, bei wem es sich um einen Freund und bei wem es sich um einen Feind der Heldin handelt. Wer am Anfang gut war, auch am Ende gut. Wer am Anfang böse war, ist auch am Ende böse. Eine Weiterentwicklung findet nicht statt. Celaenas Gegenspieler Cain (Typus: blutrünstiger Brutalo) und Kaltain (Typus: „mir ist kein Geschäft zu dreckig für ein wenig Macht“ Adlige) sind so platt, als hätten sie mit einer Dampfwalze Bekanntschaft gemacht und aufgrund dessen nicht Ernst zunehmen. Die Auflösung des Mörders ist durch ihre Vorhersehbarkeit schon fast wieder unvorhersehbar. Beim Lesen denkt man sich: „Nein, diese Lösung ist zu naheliegend – so einfach kann es doch gar nicht sein.“ und stellt weitläufige Vermutungen an. Am Ende stellt sich heraus, dass der anfängliche Verdacht eben doch der richtige war. – _-

Meet Celaena Sardothien. Beautiful. deadly.

Calaena war bereits mit 16 Jahren die gefürchtetste Assassine des Landes (laut Aussagen einiger Personen sogar die beste Assassine des gesamten Kontinents.) … besiegt größere und vermutlich auch erfahrene Gegner innerhalb weniger Minuten mit ihren bloßen Händen. … hat eine geheimnisumwobene Vergangenheit. … besitzt eine außergewöhnliche Augenfarbe und ein überdurchschnittlich gutes Aussehen … kann meisterhaft Klavier spielen. … liebt es, zu lesen. … spricht viele verschiedene Sprachen fließend. … versteht sich prima mit Tieren. … hat immer einen lockeren Spruch auf den Lippen. … habe ich schon erwähnt, dass sie die gefährlichste Assassine des Landes und wunderschön ist? xD

Celaena Sadothien ist eine Kick-Ass Heldin wie sie im Buche steht und es macht durchaus Spaß, sie auf ihrem abenteuerlichen Weg zu begleiten. Diese Tatsache kann aber nicht darüber hinweg täuschen, dass die Protagonistin von »Throne of Glass« eine gnadenlose Mary Sue ist.   Auf jeder Seite wird einem ins Gesicht gerieben, wie außergewöhnlich Celaena doch ist – Es ist fast so, als wolle die Autorin den Leser dazu zwingen, die Heldin ihres Romans zu lieben. Hinzu kommt, das Celaena über ihre Fähigkeiten genau im Bilde ist und sich in vielen Situationen dementsprechend arrogant verhält.

Warum ist Celaena so viel besser als alle anderen Teilnehmer? Bei den Wettbewerben habe ich nicht wirklich mitgefiebert, da Celaenas Weiterkommen durch ihre Überlegenheit von Vorneherein gesichert war. Erst gegen Ende hin kam durch ein gewisses „Handicap“ Spannung auf. Die Lösung des Endkampfes war aber umso enttäuschender. (Stichwort *Ex Deus Machina*)

Noch ein Wort zur Identität der Heldin:

Ich bin mir eigentlich zu 99,99% sicher, Wer bzw. Was Celaena ist. (Der Spruch “Blood ties can’t be broken.“ am Ende hat dies nur noch einmal bestätigt.) Ich hoffe nur, dass Celaenas Herkunft in den nachfolgenden Bänden nicht als große Enthüllung präsentiert wird. Der Part ist so schon kitschig und klischeehaft genug… -_-

Fazit

Im Internet kursieren genug schwärmerische Rezensionen, deshalb bin ich vermehrt auf die Schattenseiten des Buches eingegangen. »Throne of Glass« ist eine Standard Coming-of-Age Geschichte – nicht schlecht, aber auch weit vom „Überflieger-Dasein“ entfernt, welches dem Buch von einigen Fans angedichtet wird. Ich bin ehrlich gesagt ziemlich enttäuscht, weil ich mehr erwartet habe – VIEL mehr. :/

Wer auf kurzweilige High Fantasy mit einer willensstarken (wenn auch zu perfekten) Heldin steht, kann sich das Buch mal schauen. Zu viel sollte man sich allerdings nicht erwarten…

Lisas Bewertung: 4 von 5 Sternen!

(Lisas Bewertungssystem: (1 = Zeitverschwendung, 2 = Nicht mein Fall, 3 = Okay, 4 = Überdurchschnittlich Gut, 5 = Lieblingsbuch)

Aufmachung

Das vorliegende britische Cover ist mir persönlich sehr viel lieber als die US-Ausgabe. Celaena sieht hier taff und gefährlich aus – ganz im Gegensatz zu ihrer Abbildung auf dem anderen Cover. Das amerikanische Motiv von einem geschniegelten Blondchen ist austauschbar und will nicht so recht zum Thema der Geschichte – Assassinen – passen.

Infos

Reihe: Throne of Glass #1  

Genre: High Fantasy  

Zielgruppe: Jugendliche  

Verlag: Bloomsbury  

Format: Taschenbuch, 424 Seiten  

Erscheinungsdatum: 02.08.12  

Preis: 7,90€

ISBN: 140883233X

 Redaktion von Beste Bücher