Rezension von Annemarie

Dies ist eine wahre Geschichte. Die Geschichte des Mädchens Maria – genannt Mare – das 1941 mit 17 Jahren mehr oder weniger aus Zwang den heimischen Hof verlässt und auf eine Alm in den Chiemgauer Alpen steigt. Dort verbringt sie ihr ganzes Leben bis zu ihrem Tod, unterbrochen nur von gelegentlichen Abstiegen hinunter ins Tal. Und ist trotz der vielen Widrigkeiten, mit denen sie zu kämpfen hat, letztendlich glücklich bis zu ihrem letzten Atemzug, den sie selbstverständlich auf ihrer geliebten Alm tut.

Christiane Tramitz, die Autorin dieses Werkes, hat Mare kennengelernt und schreibt in dem Buch über Mares Leben. Das Werk ist romanartig verfasst und hat kein Inhaltsverzeichnis. Zwei Handlungsstränge laufen parallel. Der eine beschreibt das Leben der alten Frau oben in den Bergen, ihre Sorgen, Kümmernisse, ihren Alltag. Im anderen wird Mares Vergangenheit chronologisch erzählt – beginnend von ihrer Kindheit an, endend damit, dass beide Handlungsstränge zusammenlaufen. Insgesamt umfasst der Band 265 Textseiten.

Rezension

Wer erwartet, mit diesem Buch ein klassisches Sachbuch in den Händen zu halten, liegt falsch. Die Autorin ist Mare zwar begegnet, hat aber vieles ergänzt oder zum Schutz der Persönlichkeitsrechte von Personen verändert. Zudem ist der Schreibstil romanartig und einzelne Situationen sowie Einstellungen und Gefühle werden viel beschrieben und erläutert. Daher würde ich das Werk eher als einen auf Tatsachen beruhenden Roman bezeichnen denn als Sachbuch.

Man sollte auch wissen, dass Mare eine einfache Frau mit einem sehr starken Willen ist. So fällt es nicht jedem leicht, sich in die Protagonistin hineinzuversetzen. Ein bisschen Verständnis für das einfache Leben, seine Ärgernisse und Freuden, wird jedoch jeder Leser bekommen können. Das Werk ließ sich gut und flüssig lesen. Prägend für diesen Band fand ich einerseits die Gemeinheiten und Widrigkeiten, denen Mare vonseiten ihrer Schwester und anderer Personen ausgesetzt war. Andererseits fand ich doch inspirierend, wie eine Frau mit einem dermaßen einfachen Leben, das von Einsamkeit geprägt ist, und unter dermaßen schwierigen Umständen doch in ihrem Leben glücklich wird und bleibt und freier und selbstbestimmter als die meisten Reicheren bis zum Schluss ihr Leben lebt.

Schade ist, dass keine Bilder im Buch vorhanden waren. So hätten mir einige Bilder von der Alm selbst, der Umgebung der Alm und der Gegend im Tal sehr geholfen, die Situation und die Geschichte der Protagonistin besser nachzuvollziehen. Zudem blieben bei mir nach dieser Lektüre noch ziemlich viele Fragen offen. Oft fehlten mir einfach weitere Informationen, etwa eine genauere zeitliche Einordnung, wann Mare was machte. Diese bleibt im gesamten Buch aus. So schreibt die Autorin generell sehr vage. Eine genauere Beschreibung der Lebensumstände, unter denen Mare lebte, unterbleibt ebenso wie eine Erklärung, welche und wie viele Tiere sie hat, wie weit der Weg ins Tal ist, eine genauere Erklärung, wie es dem Bruder und der Mutter von Mare weitergeht und eine Erläuterung, wie mit dem Hof und er Alm nach Mares Tod weitergeht. Stattdessen beschreibt Tramitz viel darüber, wie sich ihrer Meinung nach Mare gefühlt haben könnte. Dies hätte man, da Tramitz das alles ja gar nicht wirklich wissen kann, auch deutlich abkürzen. So habe ich am Ende der Lektüre deutlich mehr Fragen als Antworten.

Fazit

Ein auf Tatsachen beruhender Roman über das Leben einer Sennerin, der interessant und flüssig zu lesen ist, aber sehr viele Fragen offen lässt. Daher aus meiner Sicht nur eingeschränkt zu empfehlen.