Rezension von Annemarie

krematoriumWas wird eigentlich beim Bestatter gemacht? Wie genau wird mit den Leichen umgegangen? Welche Tätigkeiten machen Bestatter und welche Erlebnisse und Erfahrungen machen sie? Schon immer von dem „Tabuthema Tod“ fasziniert, beginnt die US-Amerikanerin Caitlin Doughty nach einem erfolgreich beendeten aber fruchtlosen Studium, als Bestatterin im US-Bundesstaat Kalifornien in einem Krematorium zu arbeiten. Nach einiger Zeit wechselt sie auf eine Schule für Bestatter.

In diesem Buch berichtet sie von ihren Eindrücken, Erlebnissen und Erfahrungen vor allem im Krematorium, aber auch aus der Bestattungsschule. Dabei nimmt sie kein Blatt vor den Mund, sondern erzählt genau die Dinge, die sie erlebt hat. Einige bedrückende Erlebnisse sind dabei, etwa als Caitlin einen verstorbenen elf Monate alten Säugling kremieren muss, vor allem aber viele haarsträubende und skurrile Erlebnisse. So erhält der Leser einen Einblick, wie der Alltag in einem Krematorium aussieht. Dabei kommt der Humor nicht zu kurz.

Rezension

bestseller new york timesIch hatte erwartet, mit diesem Buch einen umfassenden, überwiegend neutralen und vor allem auch informativen Einblick in das Bestattungswesen zu bekommen. Diese Erwartungen haben sich leider nicht erfüllt. Die Autorin scheint in dem Buch vorwiegend ihre leicht morbiden Neigungen auszuleben. Subjektiv beschreibt sie, was sie während der Arbeit gemacht hat und verlegt ihren Schwerpunkt auf die direkte Arbeit mit den Leichen. Das wäre schon in Ordnung, nur haben mir viele Informationen über das Bestattungswesen schlicht gefehlt.

Was Doughty schreibt, ist schon erstaunlich. Oder wussten Sie etwa, dass es die „schönen“, friedlich daliegenden Verstorbenen in der Realität so gar nicht gibt, sondern dass, bevor die Angehörigen die Leiche besichtigen, umfangreiche und teilweise auch recht drastische „Renovierungsarbeiten“ an dem toten Körper gemacht werden müssen, damit er ansehnlich und friedlich aussieht? Allerdings hätte man das alles auch umschreiben können und nicht haarklein erklären müssen.

Viele Storys (ich erspare mir genauere Beschreibungen) sind in meinen Augen einfach ekelhaft und makaber. Weil mir jedes Mal vom Lesen schon nach kurzer Zeit sehr flau im Magen wurde, musste ich das Buch in vielen kleinen Etappen lesen. Es ist schon richtig, dass die Wahrheit erzählt werden muss, allerdings hätte man das auch etwas pietätvoller machen können.

Was mir zudem sehr störte ist, dass die Autorin oft keineswegs respektvoll über die Toten redete. Für sie sind die Leichen nicht mehr als ein Klumpen verwesendes Fleisch – und das zeigt sie auch deutlich. Ich hätte zum Beispiel nicht erwartet, dass sie einen ehemaligen verstorbenen übergewichtigen Unternehmer schlicht als „Fettsack“ bezeichnet. An vielen Stellen versucht die Autorin lustig zu sein, obwohl die Situation – etwa eine Kremation – dies eigentlich nicht zulässt. So war ich persönlich sehr froh, als ich das Buch endlich ausgelesen hatte.

Fazit: Für Freunde des makabren schwarzen Humors á la „Nicht lustig“, die einen starken Magen haben, sowie für leicht morbide Persönlichkeiten sicherlich eine nette Lektüre – für alle Dünnhäutigen und Sensiblen: Bitte nicht lesen!