Johann Wolfgang von Goethes Wahlverwandtschaften erzählt die Geschichte von Eduard und Charlotte und von Hauptmann Otto und Ottilie – zwei Paaren, die sich ungünstigerweise über Kreuz verlieben und so ihrem – fast grotesk – tragischen Finale entgegensteuern.  Goethe, der schon mit den „Leiden des jungen Werther“ einen Roman vorgelegt hat, der mit den damals und überwiegend noch heute herrschenden Moralvorstellungen der Ehe in Konflikt geriet, greift dieses Grundthema in den Wahlverwandtschaften wieder auf. Wiederum wird sein Werk von vielen Zeitgenossen als fragwürdig zurückgewiesen. Grundthema ist der moralisch-praktische Umgang mit dem Dilemma, dass gefühlte Verbindungen den tatsächlichen eherechtlichen Bindungen entgegenlaufen können. Wenn auch nicht sofort, dann eben nach einiger Zeit.

Erzählerisch und strukturell hat das Werk selten erreichte Standards gesetzt. Die Schriften Goethes gehören unabdingbar für jeden zur lohnenden Pflichtlektüre, der die literarische Dimension der hiesigen Kultur erfassen möchte.

Erste Sätze: „Eduard – so nennen wir einen reichen Baron im besten Mannesalter – Eduard hatte in seiner Baumschule die schönste Stunde eines Aprilnachmittags zugebracht, um frisch erhaltene Pfropfreiser auf junge Stämme zu bringen. Sein Geschäft war eben vollendet; er legte die Gerätschaften in das Futteral zusammen und betrachtete seine Arbeit mit Vergnügen, als der Gärtner hinzutrat und sich an dem teilnehmenden Fleiße des Herrn ergetzte.“

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Unsere Bewertung

(Rang 1: Irrelevant – Rang 5: Höchstrelevant)

Historischer Wert: 3

Spannung: 5

Lesefreundlichkeit: 5

Ratgeber: 3

Muss-man-gelesen-haben: 5