Madame Bovary ist aus Flauberts Sicht ein „Sittengemälde der Provinz“. Die Erzählweise Flauberts bei Bovary war 1857 neu und innovativ. Er verzichtet auf den Ich-Erzähler und wählt die personale Erzählweise. Inhaltlich verharmlost Flaubert den Ehebruch, was ihm eine Anklage wegen „Verherrlichung des Ehebruchs“ einbringt, die jedoch zu seinem Freispruch führt.

Die Geschichte handelt von Emma Bovary, die den Landarzt Charles Bovary heiratet, ihn jedoch bald schon wegen seiner simplen Natur zu verachten beginnt. Vor lauter Langeweile – ja, was gibt’s auf dem Land schon zu tun, wenn man nicht gerade Landarzt ist? – verliebt sie sich erst – zunächst folgenlos – in Léon, mit dem sie ihre Vorliebe für die schönen Künste teilt. Léon jedoch bewirbt sich weg und verlässt die Einöde.

Als sie eines Tages mit dem Grundbesitzer Rodolphe ausreitet, bekommt Rodolphe Gelegenheit, noch mehr zu reiten, als nur das Pferd. Später trifft sie ihren Léon wieder und nimmt beim ihm zum Schein Klavierstunden, wobei auch Léon es sich nicht nehmen lässt, nebst Klavier auch Emma’s Klaviatur zu spielen. Immer tiefer in Schulden und Lügen verstrickt wählt sie den Freitod. Für Ehemann und Tochter führt Emmas Verhalten gleichwohl zum Unglück – während ersterer, dramatisch, dramatisch, vor lauter Herzschmerz stirbt, wächst Tochter Berthe in Armut bei einer ebenso verarmten Tante auf und findet ihr Unglück in dem, was wir heute Kinderarbeit nennen würden.

Der Stoff selbst – Ehefrau die sich langweilt und Zerstreuung in Affärchen sucht –  kann heute niemanden mehr schockieren. Gleichwohl ist das Buch erzählerisch wunderbar geschrieben und vielfach adaptiert.

Erste Sätze: „Wir waren beim Studium, als der Direktor eintrat, gefolgt von einem bürgerlich gekleideten Neuen und einem Schuldiener, der einen großen Pult trug. Die geschlafen hatten, wurden wach, und alle fuhren auf, als seien sie beim Arbeiten überrascht worden.“

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Unsere Bewertung

(Rang 1: Irrelevant – Rang 5: Höchstrelevant)

Historischer Wert: 2

Spannung: 5

Lesefreundlichkeit: 5

Ratgeber: 1

Muss-man-gelesen-haben: 3