Kellers „Grüner Heinrich“ ist einer der wichtigsten Bildungsromane Deutschlands bis in die Gegenwart. Zur „Moral seines Buches“ lassen wir ihn am besten selbst zu Wort kommen, schrieb er doch an seinen Verleger:

„Die Moral meines Buches ist: daß derjenige, dem es nicht gelingt, die Verhältnisse seiner Person und seiner Familie im Gleichgewicht zu erhalten, auch unbefähigt sei, im staatlichen Leben eine wirksame und ehrenvolle Stellung einzunehmen.“ Damit steht er in Übereinstimmung zum Apostel Paulus, der in seinen Briefen sinngemäß kundtut, dass wohl einer der „seinem eigenen Haushalt nicht vorzustehen wisse“, dann wohl erst Recht kein geistliches Amt übernehmen kann.

Weiter schreibt Keller: „Die Schuld kann in vielen Fällen an der Gesellschaft liegen, und alsdann wäre freilich der Stoff derjenige eines sozialistischen Tendenzbuches. Im gegebenen Falle aber liegt sie größtenteils im Charakter und dem besonderen Geschicke des Helden und bedingt hierdurch eine mehr ethische Bedeutung des Romans. (…) Mein Held ist ein talent- und lebensvoller junger Mensch, welcher, alles Gute und Schöne schwärmend, in die Welt hinauszieht, um sich sein künftiges Lebensglück zu begründen. Er sieht alles mit offenen klaren Augen an und gerät als ein liebenswürdiger lebensfroher Geselle unter allerlei Leute, schließt Freundschaften, welche einem Charakterbilde zur Ergänzung dienen, und berechtigt zu großen Hoffnungen.

Als aber die Zeit naht, wo er sich in ein festes geregeltes Handeln, in praktische Tätigkeit und Selbstbeherrschung finden soll, da fehlt ihm dieses alles. Es bleibt bei den schönen Worten, einem abenteuerlichen Vegetieren, bei einem passiven ungeschickten Umhertreiben. Er bringt dadurch sich und seine Angehörigen in äußerstes Elend, während minder begabte, aber aufmerksame Naturen aus seiner Umgebung, welche unter ihm standen, reüssieren und ihm über den Kopf wachsen. Er gerät in die abenteuerlichste, traurigste Lage, abgeschnitten von aller Welt.“.

Das Lesen gestaltet sich also allemal spannend!

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Unsere Bewertung

(Rang 1: Irrelevant – Rang 5: Höchstrelevant)

Historischer Wert: 2

Spannung: 5

Lesefreundlichkeit: 5

Ratgeber: 3

Muss-man-gelesen-haben: 3