Rezension von Julia H.

Hirschhausen Bestseller

Herr von Hirschhausen macht den Leser zu einem aufgeklärten, eigenverantwortlichen Patienten. Er vermittelt Vertrauen in die Schulmedizin und warnt vor kuriosen, gefährlichen oder bestenfalls wirkungslosen Behandlungsmöglichkeiten bei ernsten Krankheiten. Als nicht nachahmenswert genannt ist eine ausschließliche Behandlung durch Globuli, welche keinen nachgewiesenen Heilungseffekt haben.

Es gibt viele Texte zum Schmunzeln (z.B. das der Bestsellerautor bei einer Schamanin auf einer Traumreise einem staubsaugenden Bär begegnet, der ihn an sein Chaos auf seinem Schreibtisch erinnert). Weiterhin sind viele Informationen zum Staunen enthalten, darunter Placebo-Studien, die beweisen, dass sogar „Scheinoperationen“ zum Teil genauso gut wirken wie echte Operationen. Einige Abschnitte haben mich nachdenklich gestimmt, dazu gehört die Erklärung, dass durch den vermehrten Einsatz von fremdsprachigen Ärzten das Arzt-Patient Verhältnis erschwert wird, da einfaches Zuhören durch den Arzt bereits zur Genesung beiträgt. Besonders hervorzuheben ist die gelungene Gestaltung des Bestsellers, welche durch amüsante Bilder oder groteske Statistiken aufgelockert wird.

Auszüge aus dem Inhalt

Der Autor setzt sich damit auseinander, wie Spontanheilungen durch Wallfahrten entstehen können und kommt zu der Einsicht, dass es sich bei diesem Phänomen meistens um „Heilung“ von Krankheiten handelt, deren Verlauf individuell ist, (z.B. Multiple Sklerose) und somit keine Wunderheilung statt findet. Es wird die offene Frage gestellt, warum Jesus kein Krankenhaus eröffnet hat, obwohl ihm bewusst war, dass er heilen konnte.

Auch ein Blick auf den Umgang mit Gesundheit/ Krankheit in anderen Ländern ist enthalten. In südlichen Ländern werden vermehrt Zäpfchen verschrieben, da der Genuss beim Essen einen hohen Stellenwert hat, für diesen soll der Magen frei bleiben. Er erläutert an dem Beispiel Grippe, wie einfach es ist, ein Medikament als Wundermittel zu preisen, da scheinbar jede Arznei anschlägt. Jedoch verschwinden alle Grippearten auch ohne Medizin. Die Entstehung und Verbreitung von Irrtümern wie „Vitamin D schützt vor Krebs“ wird beschrieben.

Durch fehlerhafte Forschungen (exemplarisch werden Studien mit zu wenig Teilnehmern genannt) und willkürliche Zusammenhänge werden falsche Behauptungen aufgestellt.

Schreibstil

Herr von Hirschhausen schreibt sehr umsichtig, charmant und liebevoll. Das Lesen des Buches ist kurzweilig, die Texte sind sehr verständlich geschrieben, wissenschaftlich fundiert (wenngleich ohne Quellangaben) oder durch glaubhafte Erfahrungsberichte belegt. Die Texte sind witzig, teilweise ironisch, ohne jedoch belehrend oder anmaßend zu sein.

Kritik

Mit 491 Seiten ist das Buch meiner Meinung nach zu umfangreich. Wie im Schreibstil erwähnt, fand ich die Texte unterhaltsam und interessant, aber nach ca. 300 Seiten kam ich dann doch ins Kämpfen. Man kennt inzwischen die Ansichten von Herrn von Hirschhausen und das Thema ist ziemlich ausgereizt.

Meine Bewertungen

Schulnote 2