Interview mit Dietmar Füssel

(c) Dietmar Füssel

(c) Dietmar Füssel

Dietmar Füssel, geboren am 23. 1. 1958 in Wels, lebt als Schriftsteller, Bibliothekar, Aktionist und Panthokanarier in Ried im Innkreis.

Neben seinen Büchern hat der umtriebige Autor mehr als 900 weitere Werke in Zeitschriften, Anthologien sowie im Hörfunk veröffentlicht.

 

Fabelhafte Bücher: Jedes Jahr buhlen im deutschsprachigen Raum weit mehr als 100.000 Bücher in Neuauflage um die Aufmerksamkeit der Leser. Die „Konkurrenz“ ist also gewaltig. Denken Sie über sowas nach, wenn Sie ein neues Buch in Angriff nehmen?

Dietmar Füssel: Nein. Ich bemühe mich darum, möglichst gute Texte zu schreiben. Wenn mir das gelingt, habe ich meinen Job als Schriftsteller gut erledigt. Hingegen habe ich keinen Einfluss darauf, ob diese Texte dann 100.000 oder nur 100 Leser finden. Daher kümmere ich mich nicht darum. Und wer beim Schreiben an die Konkurrenz denkt, der sollte lieber die Bücher der Konkurrenten lesen, statt selbst welche zu schreiben.

Fabelhafte Bücher: Bestsellerlisten wie beispielsweise die Spiegel-Bestseller-Liste waren immer schon heiß umstritten und doch orientieren sich nun mal viele Menschen an den Lesegewohnheiten anderer Leser. Wie stehen Sie zu solchen Bücherrankings?

Dietmar Füssel: Bestsellerlisten sind zweifellos nützliche Orientierungshilfen für Leser. Daher gibt es aus meiner Sicht nichts daran auszusetzen.

Fabelhafte Bücher: Schreibblockaden, Selbstzweifel oder einfach zu viel zu tun: Jeder Autor hat mal Durchhänger. Was ist Ihr Geheimrezept?

Dietmar Füssel: Regelmäßigkeit.

Fabelhafte Bücher: Ob Indieautor oder Verlagsautor – längst wird erwartet, dass Autoren auf ihre Leser zugehen. Lesungen reichen nicht mehr, der Autor sollte möglichst auch im Internet präsent sein. Wie viel Zeit setzen Sie ungefähr für diese Aktivitäten rund ums Buch ein?

Dietmar Füssel: Im Schnitt zwei Stunden pro Woche.

Fabelhafte Bücher: Wenn Neulinge Sie nach einem Tipp fragen würden: Auf welches Marketinginstrument setzen Sie in erster Linie?

Dietmar Füssel: Ohne eine attraktive Website geht es heute nicht mehr.

Fabelhafte Bücher: Von welchen Schriftstellern sehen Sie sich in Ihrem eigenen Werk beeinflusst? Wer inspiriert Sie?

Dietmar Füssel: Richard Brautigan, Stephen King, Karl Valentin, Gustav Meyrink, Haruki Murakami

Fabelhafte Bücher: Wieso werden von den großen Feuilletons, egal ob Spiegel, FAZ, ZEIT oder sonstigen Granden des Literaturbetriebs, immer nur die üblichen Verdächtigen rezensiert, die ohnehin jeder kennt? Wie könnte es gelingen, Newcomer stärker in den Vordergrund zu rücken?

Dietmar Füssel: Zu Frage eins: Weil auch vor allem die ‚üblichen Verdächtigen‘ gelesen werden.

Zu Frage zwei: Kein Mensch rückt heute noch ohne irgendwelche nachvollziehbaren Eigeninteressen irgendwen in den Vordergrund. Wenn Newcomer rezensiert werden wollen, müssen sie sich selbst darum kümmern, die Aufmerksamkeit der großen Feuilletons auf sich zu lenken. Beispielsweise durch den Gewinn eines angesehenen Literaturpreises.

Fabelhafte Bücher: Nach Ihren Erfahrungen – welche Anfängerfehler würden Sie im Nachhinein vermeiden – was können Sie Neulingen empfehlen, die sich mit dem Gedanken tragen, ein Buch zu schreiben?

Dietmar Füssel: Verschicke als junger Autor fertige Manuskripte erst dann, wenn du ein Jahr nach ihrer Fertigstellung immer noch von ihrer Qualität überzeugt bist.

Fabelhafte Bücher: Viele Schriftsteller tun sich beim Schreiben von Sex-Szenen ziemlich schwer. Gibt es Themen oder Situationen, bei deren Beschreibung Sie sich schwer tun?

Dietmar Füssel: Beschreibungen liegen mir nicht. Wenn ich etwas beschreiben muss, dann tue ich das so kurz und präzis wie nur irgend möglich.

Fabelhafte Bücher: Als heikel gelten auch politische Zuschreibungen, etwa Islamkritik oder Kritik an jüdischer Siedlungspolitik um nur zwei Beispiele zu nennen. Wie gehen Sie mit dem Thema um und welchen Umgang erwarten Sie sich von Autoren insgesamt zu dem Thema?

Dietmar Füssel: Satire darf alles. Ich bin Satiriker, also darf ich alles. Von Schriftstellern politische Korrektheit zu verlangen, wäre gleichbedeutend damit, sie zur Selbstzensur aufzufordern.

Fabelhafte Bücher: Wenn Sie schreiben – wie strukturieren Sie Ihren Tag? Schreiben Sie, wenn Sie gerade in Stimmung sind? Oder haben Sie sich feste Zeiten reserviert?

Dietmar Füssel: Wenn ich an einem Roman schreibe, arbeite ich den ganzen Tag daran. Abgesehen von den durch die Mahlzeiten bedingten Unterbrechungen von 9 Uhr früh bis 24 Uhr.

Fabelhafte Bücher: Bitte verraten Sie uns etwas über Ihr aktuelles Projekt. Wovon soll Ihr nächstes Buch handeln, was können Sie schon verraten?

Dietmar Füssel: Am 1. April 2015 wird im Aavaa Verlag mein erster Kriminalroman erscheinen. Er trägt den Titel ‚Der Strohmann‘ und ist ein politisch höchst unkorrekter Roman über amerikanische Politik, Sex and crime, Hollywood und die Haltung von Zierfischen.

Fabelhafte Bücher: Wir bedanken uns herzlich für das Gespräch.