Interview mit Mathias Jeschke

Fabelhafte Bücher: Jedes Jahr buhlen im deutschsprachigen Raum weit mehr als 100.000 Bücher in Neuauflage um die Aufmerksamkeit der Leser. Die „Konkurrenz“ ist also gewaltig. Denken Sie über sowas nach, wenn Sie ein neues Buch in Angriff nehmen?

(c) Jan Martin Will, Stuttgart

(c) Jan Martin Will, Stuttgart

Mathias Jeschke: Nein, als Autor von Nischenprodukten – Gedichtbände und Bilderbücher – denke ich darüber nicht nach, wenn ich ein Buch in Angriff nehme. Wenn ich dann allerdings nach Fertigstellung erlebe, wie wenig so ein Gedichtband wie „Der Fisch ist mein Messer“ wahrgenommen wird, bin ich doch enttäuscht. Hab mich aber auch bisher noch nicht ins Bockshorn jagen lassen!

Fabelhafte Bücher: Bestsellerlisten wie beispielsweise die Spiegel-Bestseller-Liste waren immer schon heiß umstritten und doch orientieren sich nun mal viele Menschen an den Lesegewohnheiten anderer Leser. Wie stehen Sie zu solchen Bücherrankings?

Mathias Jeschke: Mit dem Titel „Der Wechstabenverbuchsler“ habe ich zwar so etwas wie einen Bestseller geschrieben, der taucht jedoch auf keiner Bestsellerliste auf. Ich freue mich über Graswurzel-Marketing. Dabei kommen meist authentische Bestseller heraus, nicht solche, die von den Verlagen und vom Markt als solche designed werden.

Fabelhafte Bücher: Schreibblockaden, Selbstzweifel oder einfach zu viel zu tun: Jeder Autor hat mal Durchhänger. Was ist Ihr Geheimrezept?

Mathias Jeschke: Gelassen bleiben, nichts zwingen, aufmachen, wenns raus will.

Fabelhafte Bücher: Ob Indieautor oder Verlagsautor – längst wird erwartet, dass Autoren auf ihre Leser zugehen. Lesungen reichen nicht mehr, der Autor sollte möglichst auch im Internet präsent sein. Wie viel Zeit setzen Sie ungefähr für diese Aktivitäten rund ums Buch ein?

Mathias Jeschke: Hmm, vielleicht eine halbe Stunde pro Woche für die Pflege der Website und für aktuelle Mitteilungen auf dem facebook-Account.

Fabelhafte Bücher: Wenn Neulinge Sie nach einem Tipp fragen würden: Auf welches Marketinginstrument setzen Sie in erster Linie?

Mathias Jeschke: Auf das Verlagsmarketing, das ist immer noch das beste Mittel, das wir haben. Aus eigener Erfahrung weiß ich aber, dass es gut ist, die Aktivitäten des Verlages durch eigene zu flankieren. Durch zahlreiche oft selbst akquirierte Lesungen im Bilderbuch-/Grundschulbereich z.B. hat „Der Wechstabenverbuchsler“ eine schöne Verbreitung erfahren.

Fabelhafte Bücher: Von welchen Schriftstellern sehen Sie sich in Ihrem eigenen Werk beeinflusst? Wer inspiriert Sie?

Mathias Jeschke: Ich nenne aus der großen Menge nur zwei Namen, für die Lyrik: Tomas Tranströmer und für die Kinderliteratur: Jürg Schubiger.

Fabelhafte Bücher: Wieso werden von den großen Feuilletons, egal ob Spiegel, FAZ, ZEIT oder sonstigen Granden des Literaturbetriebs, immer nur die üblichen Verdächtigen rezensiert, die ohnehin jeder kennt? Wie könnte es gelingen, Newcomer stärker in den Vordergrund zu rücken?

Mathias Jeschke: Einige meiner Bilderbücher haben es tatsächlich in die FAZ, die NZZ oder die SZ geschafft, das freut den Autor natürlich, wiewohl die direkte, in Verkaufszahlen messbare Wirkung offensichtlich eher gering ausfällt. Generell verhält es sich mit den Rezensionen wohl so wie mit den Literaturpreisen, wer hat, der kriegt noch mehr. Das Internet bietet viele schöne Möglichkeiten, auch auf andere, als immer nur dieselben üblichen Verdächtigen aufmerksam zu machen.

Fabelhafte Bücher: Nach Ihren Erfahrungen – welche Anfängerfehler würden Sie im Nachhinein vermeiden – was können Sie Neulingen empfehlen, die sich mit dem Gedanken tragen, ein Buch zu schreiben?

Mathias Jeschke: In Bezug auf das Schreiben: Am besten so schnell und so leicht wie möglich anfangen und dabei aber den Mut haben, immer wieder alles in Frage zu stellen. Den Publikationseifer zügeln und lieber ein bisschen länger warten, bis die Sache tatsächlich reif ist. Dann raus damit.

Fabelhafte Bücher: Wenn Sie schreiben – wie strukturieren Sie Ihren Tag? Schreiben Sie, wenn Sie gerade in Stimmung sind? Oder haben Sie sich feste Zeiten reserviert?

Mathias Jeschke: Da ich mir meine Schreibzeit in meinem Hauptberuf als Verlagslektor erst verdienen muss, bleiben die Abende, Wochenenden und Ferienzeiten.

Fabelhafte Bücher: Bitte verraten Sie uns etwas über Ihr aktuelles Projekt. Wovon soll Ihr nächstes Buch handeln, was können Sie schon verraten?

Mathias Jeschke: Es wird ein Bilderbuch mit dem Titel „Was meine Eltern von mir lernen können“.

Fabelhafte Bücher:  Wir bedanken uns herzlich für das Gespräch.

Mathias Jeschke: Ich danke Ihnen.