Interview mit Monika Detering

 

(c) M. Detering

(c) M. Detering

Monika Detering wollte Schiffsjunge, Malerin oder Schriftstellerin werden. Die letzeren Wünsche waren den Eltern zu unseriös (vom ersten ahnte niemand etwas). Auf dem Weg (für immer) nach Paris meckerte das Leben dazwischen. Sie arbeitete viele Jahre als Puppenkünstlerin mit zahlreichen Ausstellungen im In-und Ausland (z.B. Washington, Philadelphia und New York). Sie war als Journalistin tätig und entschied sich später ganz für das belletristische Schreiben. Seit Ende der 90er Jahre erscheinen von ihr Romane, Krimis, sowie viele Kurzgeschichten. Einige der Kurzgeschichten wurden ausgezeichnet.

Fabelhafte Bücher: Jedes Jahr buhlen im deutschsprachigen Raum weit mehr als 100.000 Bücher in Neuauflage um die Aufmerksamkeit der Leser. Die „Konkurrenz“ ist also gewaltig. Denken Sie über sowas nach, wenn Sie ein neues Buch in Angriff nehmen?

Monika Detering: Die Konkurrenz spukt im Hinterkopf. Wenn ich einen neuen Roman plane, gucke ich schon, was gibt es zum Thema. Und dann wird das alles wieder zur Seite gelegt und ich schreibe in meinem Stil, aus meiner Sicht die Geschichte. Alles ist tausendfach erzählt. Also, es bleibt das ‚wie‘.

Fabelhafte Bücher: Bestsellerlisten wie beispielsweise die Spiegel-Bestseller-Liste waren immer schon heiß umstritten und doch orientieren sich nun mal viele Menschen an den Lesegewohnheiten anderer Leser. Wie stehen Sie zu solchen Bücherrankings?

Monika Detering: Wäre einer meiner Titel in diesem Ranking, würde es mich riesig freuen. Was aber nicht heißen würde, es ist besonders komplex und literarisch. Wahrscheinlich hätte ich ‚nur‘ den momentanen Zeitgeist getroffen. Meine Sicht darauf ist trotz der Aussage zwiespältig.

Fabelhafte Bücher: Schreibblockaden, Selbstzweifel oder einfach zu viel zu tun: Jeder Autor hat mal Durchhänger. Was ist Ihr Geheimrezept?

Monika Detering: Nach dem Ärger über mich selbst: Hinlegen, Augen schließen, entspannen, die Welt ausblenden und die Welt meiner Geschichte heran zoomen, mit dem Personal sprechen – und immer kommen Lösungen.

Fabelhafte Bücher: Ob Indieautor oder Verlagsautor – längst wird erwartet, dass Autoren auf ihre Leser zugehen. Wie viel Zeit setzen Sie ungefähr für diese Aktivitäten rund ums Buch ein?

Monika Detering: Im Schnitt täglich so gut eine Stunde.

Fabelhafte Bücher: Von welchen Schriftstellern sehen Sie sich in Ihrem eigenen Werk beeinflusst? Wer inspiriert Sie?

Monika Detering: Paula Fox, Agatha Christie, Jessica Durlacher, Janwillem van de Wetering, Siri Hustvedt zum Beispiel.

Fabelhafte Bücher: Wieso werden von den großen Feuilletons, egal ob Spiegel, FAZ, ZEIT oder sonstigen Granden des Literaturbetriebs, immer nur die üblichen Verdächtigen rezensiert, die ohnehin jeder kennt? Wie könnte es gelingen, Newcomer stärker in den Vordergrund zu rücken

Monika Detering: Durch eine andere Einstellung der Rezensenten und Neugier auf ganz andere interessante Stimmen. Verlage sollten Newcomer intensiver bewerben und diese den Feuilletons ans Herz legen.

Fabelhafte Bücher: Nach Ihren Erfahrungen – welche Anfängerfehler würden Sie im Nachhinein vermeiden – was können Sie Neulingen empfehlen, die sich mit dem Gedanken tragen, ein Buch zu schreiben

Monika Detering: Mich intensiver mit den für meine Geschichten geeigneten Verlagen beschäftigen, ebenso mit dem Buchmarkt. Die Romanidee vorher präzise strukturieren – und dies wäre meine Empfehlung an Neulinge. Und: schreiben, schreiben, schreiben und ebenso viel lesen.

Fabelhafte Bücher: Viele Schriftsteller tun sich beim Schreiben von Sex-Szenen ziemlich schwer. Gibt es Themen oder Situationen, bei deren Beschreibung Sie sich schwer tun?

Monika Detering: Ja, die Sex-Szenen – ich möchte sie schreiben, wenn sie zur Geschichte gehören, aber ich scheue sie, wenn sie ausführlich sein sollen. Lieber ist mir das Andeuten, bewusste Weglassen, um das Kopfkino des Lesers anzuticken.

Fabelhafte Bücher: Als heikel gelten auch politische Zuschreibungen, etwa Islamkritik oder Kritik an jüdischer Siedlungspolitik um nur zwei Beispiele zu nennen. Wie gehen Sie mit dem Thema um und welchen Umgang erwarten Sie sich von Autoren insgesamt zu dem Thema?

Monika Detering: Wer viel Wissen zu solchen Themen hat, soll darüber schreiben, nur ohne Tunnelsicht. Fundierte Kritik interessiert mich. Von Autoren dieser Themen erhoffe ich weder missionarischen noch hasserfüllten Eifer. Ich erwarte Kompetenz und Sachlichkeit und einen weiten Blick über den Tellerrand.

Fabelhafte Bücher: Wenn Sie schreiben – wie strukturieren Sie Ihren Tag? Schreiben Sie, wenn Sie gerade in Stimmung sind? Oder haben Sie sich feste Zeiten reserviert?

Monika Detering: Tägliche feste Zeiten – Abgabetermine müssen eingehalten werden und mit ‚in Stimmung sein‘ hat das alles für mich nichts zu tun)

Fabelhafte Bücher: Bitte verraten Sie uns etwas über Ihr aktuelles Projekt. Wovon soll Ihr nächstes Buch handeln, was können Sie schon verraten?

Monika Detering: Krimi über ‚Entmietungen‘, und ein Buch mit westfälischen Sagen. Gerade beendet habe ich mit dem Autor Horst-Dieter Radke unseren 3. Band der Reihe: Puff & Poggel – Krimis im Ruhrpott, die in den 50er Jahren spielen. In Arbeit ist auch ein weiteres gemeinsames Projekt, das in den 50er Jahren angesiedelt ist, in dem es junge Menschen durch Deutschland treibt, das gerade dabei ist, wieder aus den Ruinen aufzuerstehen. Die Hauptperson – Lilou – landet am Ende mit ihrer Agfa Box und ihrer Liebe in der Normandie.

Fabelhafte Bücher: Wir bedanken uns herzlich für das Gespräch.

Monika Detering im www