Interview mit Nadine d’Arachart und Sarah Wedler

 

Nadine d’Arachart und Sarah Wedler, geboren 1985 und 1986, schreiben gemeinsam, seit sie zwölf Jahre alt waren. Ihre Anfänge liegen im Fantasy-Genre, in dem sie auch heute noch aktiv sind: 2014 erschien ihre dystopisch-fantastische „Niemandsland-Trilogie“. Ihre andere große Leidenschaft gilt dem Krimi- und Thrillerbereich. Ihr Debüt „Die Muse des Mörders“ aus dem Jahr 2012 wird derzeit verfilmt, es folgten „Nebelflut“ (2013) und „Abgründe“ (2014).

Foto: Martin Urner/ artfotos dortmund

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Fabelhafte Bücher: Jedes Jahr buhlen im deutschsprachigen Raum weit mehr als 100.000 Bücher in Neuauflage um die Aufmerksamkeit der Leser. Die „Konkurrenz“ ist also gewaltig. Denken Sie über sowas nach, wenn Sie ein neues Buch in Angriff nehmen?

Nadine d’Arachart: Nicht wirklich, denn was würde es bringen? Man versucht so oder so, ein Buch zu schreiben, das so gut wie möglich ist – ob es nun keine Konkurrenz oder ganz viel davon gibt.

Sarah Wedler: Und irgendwo ist es ja auch gut für uns, dass der Literaturmarkt so groß ist, denn das zeugt natürlich auch von einem großen Interesse an Büchern – generell gesehen.

Fabelhafte Bücher: Bestsellerlisten wie beispielsweise die Spiegel-Bestseller-Liste waren immer schon heiß umstritten und doch orientieren sich nun mal viele Menschen an den Lesegewohnheiten anderer Leser. Wie stehen Sie zu solchen Bücherrankings?

Sarah Wedler: Wir finden es immer spannend, einen Blick hinein zu werfen. Was kommt gerade gut an, was gar nicht? Interessant ist es natürlich immer auch, wenn es Bücher in die Bestsellerlisten schaffen, die man überhaupt nicht auf dem Schirm hatte.

Fabelhafte Bücher: Schreibblockaden, Selbstzweifel oder einfach zu viel zu tun: Jeder Autor hat mal Durchhänger. Was ist Ihr Geheimrezept?

Nadine d’Arachart: Sich ein paar Stunden ablenken, beispielsweise durch Sport oder einen Kinobesuch, und dann weitermachen. Es bringt ja nichts, den Kopf in den Sand zu stecken.

Sarah Wedler: Sehe ich auch so. Die Angst vor der leeren Seite sollte man gar nicht erst aufkommen lassen.

Fabelhafte Bücher: Ob Indieautor oder Verlagsautor – längst wird erwartet, dass Autoren auf ihre Leser zugehen. Lesungen reichen nicht mehr, der Autor sollte möglichst auch im Internet präsent sein. Wie viel Zeit setzen Sie ungefähr für diese Aktivitäten rund ums Buch ein?

Nadine d’Arachart: Fast genauso viel wie fürs Schreiben selbst! Wir bekommen viele Nachrichten von Lesern und anderen Autoren, aber auch zahlreiche Reaktionen auf Werbeaktionen usw., und die wollen alle beantwortet werden. Das macht aber auch großen Spaß und wir sehen den engen Kontakt zu den Lesern als echtes Privileg an.

Fabelhafte Bücher: Wenn Neulinge Sie nach einem Tipp fragen würden: Auf welches Marketinginstrument setzen Sie in erster Linie?

Sarah Wedler: Facebook ist unserer Meinung nach für Autoren unumgänglich.

Fabelhafte Bücher: Von welchen Schriftstellern sehen Sie sich in Ihrem eigenen Werk beeinflusst? Wer inspiriert Sie?

Sarah Wedler: Das sind bei uns beiden so ziemlich dieselben. Wir lieben die älteren Bücher von Stephen King und Dean Koontz, unser gemeinsames Lieblingsbuch ist von Letzterem und heißt „Das Versteck“.

Nadine d’Arachart: Wir lesen außerdem viel von Richard Laymon und Paul Cleave.

Fabelhafte Bücher: Wieso werden von den großen Feuilletons, egal ob Spiegel, FAZ, ZEIT oder sonstigen Granden des Literaturbetriebs, immer nur die üblichen Verdächtigen rezensiert, die ohnehin jeder kennt? Wie könnte es gelingen, Newcomer stärker in den Vordergrund zu rücken?

Nadine d’Arachart: Damit werden wohl in nicht unerheblichem Maße die Verlage zu tun haben, die dahinter stehen. Als Newcomer muss man sich erst mal selbst etablieren. Vielen gelingt das über Eigenveröffentlichungen oder Fanfiction, die dann einen Verlag findet, siehe zuletzt „Shades of Grey“ oder auch die „After“-Geschichten von Anna Todd.

Fabelhafte Bücher: Nach Ihren Erfahrungen – welche Anfängerfehler würden Sie im Nachhinein vermeiden – was können Sie Neulingen empfehlen, die sich mit dem Gedanken tragen, ein Buch zu schreiben?

Nadine d’Arachart: Man sollte sich gerade zu Anfang nicht zu sehr reinreden lassen. Wenn man eine Geschichte im Kopf hat, sollte man sie aufschreiben – Verbessern kann man dann immer noch. Wenn man sich aber schon bei der Idee verunsichern lässt, kommt meist nichts Brauchbares dabei heraus.

Fabelhafte Bücher: Viele Schriftsteller tun sich beim Schreiben von Sex-Szenen ziemlich schwer. Gibt es Themen oder Situationen, bei deren Beschreibung Sie sich schwer tun?

Nadine d’Arachart: Komischerweise tun wir uns absolut schwer damit, etwas Lustiges zu schreiben! Wir könnten nie eine leichte Romanze oder etwas in der Art verfassen.

Sarah Wedler: Unsere allererste Sex-Szene war auch ganz schön holprig und es gab eine ziemliche Diskussion mit den Probelesern wegen des eher unerotischen Wortes „Unterhose“ ;-) Aber an so was gewöhnt man sich mit der Zeit.

Fabelhafte Bücher: Als heikel gelten auch politische Zuschreibungen, etwa Islamkritik oder Kritik an jüdischer Siedlungspolitik um nur zwei Beispiele zu nennen. Wie gehen Sie mit dem Thema um und welchen Umgang erwarten Sie sich von Autoren insgesamt zu dem Thema?

Sarah Wedler: Ich glaube nicht, dass man da insgesamt einen bestimmten Umgang erwarten sollte, denn gerade bei solch heiklen Themen hat natürlich jeder seine ganz eigene Herangehensweise. Ich selbst würde in der Unterhaltungsliteratur nie zu politisch werden, und ich finde es auch wichtig, dass man seine eigene Meinung nicht zu sehr in ein Buch hineinpresst. Die Gedanken der Figuren zu schwierigen Themen sollten zum Konzept der jeweiligen Figur passen.

Fabelhafte Bücher: Wenn Sie schreiben – wie strukturieren Sie Ihren Tag? Schreiben Sie, wenn Sie gerade in Stimmung sind? Oder haben Sie sich feste Zeiten reserviert?

Nadine d’Arachart: Das lässt sich einfach beantworten – wir fangen morgens an und hören abends wieder auf ;-) Da wir ja auch als Lektorinnen arbeiten, beschäftigen wir uns eigentlich den ganzen Tag lang mit Büchern. Wenn gerade viel zu tun ist, kommen da auch mal 16-Stunden-Tage bei heraus. Wenn es etwas weniger ist, versuchen wir aber schon, zwischendurch mal den Kopf freizubekommen. Feste Zeiten haben wir da aber nicht.

Fabelhafte Bücher: Bitte verraten Sie uns etwas über Ihr aktuelles Projekt. Wovon soll Ihr nächstes Buch handeln, was können Sie schon verraten?

Sarah Wedler: Eigentlich haben wir da gerade mehrere: Bei unserem aktuellsten Projekt handelt es sich um einen Thriller, der sich im weitesten Sinne um eine neue Droge dreht. Diese Droge euphorisiert manche Menschen und macht aus anderen Monster – mit unabsehbaren Folgen.

Nadine d’Arachart: Dann schreiben wir gerade an einem weiteren Thriller, der in London spielt. Hier geht es um mysteriöse Entführungen … Mehr wird aber noch nicht verraten

Sarah Wedler: Und dann haben wir noch ein neues Fantasy-Projekt am Start. Auf den ersten Blick geht es hier um ein Mädchen und einen „Vampir“, die sich auf dem Friedhof kennenlernen. Auf den zweiten Blick ist aber alles ganz anders

Fabelhafte Bücher: Wir bedanken uns herzlich für das Gespräch.

Nadine d’Arachart und Sarah Wedler: Wir danken für die spannenden Fragen

Nadine d'Arachart und Sarah Wedler im www