Interview mit Stefan Wilfert

 

© Fabiano Busdraghi

© Fabiano Busdraghi

Stefan Wilfert, 1946 in Berlin geboren, wuchs dort und in Baden-Baden auf. Studierte in München Soziologie, Psychologie und Zeitungswissenschaften. Er arbeitete 15 Jahre lang als Redakteur beim Bayerischen Rundfunk (Hörfunk-Kinderfunk). In dieser Zeit war er vier Jahre lang Mitglied der Jury für den Deutschen Kinder- und Jugendbuchpreis. Seit 1988 freiberuflich tätig als Rundfunkjournalist, Herausgeber, Übersetzer, Rezensent, Spielejournalist und Autor. Lebt heute in München und in Italien. Lieblingsbeschäftigung: Lesen, Spielen und Rätseln. Und das so oft wie möglich in Italien, zusammen mit seiner Frau, sechs Katzen und einem Fuchs.

 

Fabelhafte Bücher: Jedes Jahr buhlen im deutschsprachigen Raum weit mehr als 100.000 Bücher in Neuauflage um die Aufmerksamkeit der Leser. Die „Konkurrenz“ ist also gewaltig. Denken Sie über sowas nach, wenn Sie ein neues Buch in Angriff nehmen?

Das interessiert mich nicht eine Sekunde lang. Darf mich auch nicht interessieren. Ich muss das schreiben, was ich will und nicht das, was irgend einem Ranking folgt. Ich hatte bisher immer das Glück, dass ich die Bücher schreiben konnte, die ich schreiben wollte: Kinderkrimis, ein Buch über Gift und eine Anthologie über Spielszenen in der Belletristik.

Fabelhafte Bücher: Bestsellerlisten wie beispielsweise die Spiegel-Bestseller-Liste waren immer schon heiß umstritten und doch orientieren sich nun mal viele Menschen an den Lesegewohnheiten anderer Leser. Wie stehen Sie zu solchen Bücherrankings?

Das sind oft reine Verkaufszahlen-Rankings. Vielleicht richten sich manche danach. Ich nicht.

Fabelhafte Bücher: Schreibblockaden, Selbstzweifel oder einfach zu viel zu tun: Jeder Autor hat mal Durchhänger. Was ist Ihr Geheimrezept?

Einen Espresso trinken. Wieder hinsetzen, weitermachen. Wenn nötig, noch einen Espresso trinken, hinsetzen und weitermachen.

Fabelhafte Bücher: Ob Indieautor oder Verlagsautor – längst wird erwartet, dass Autoren auf ihre Leser zugehen. Lesungen reichen nicht mehr, der Autor sollte möglichst auch im Internet präsent sein. Wie viel Zeit setzen Sie ungefähr für diese Aktivitäten rund ums Buch ein?

Ich persönlich kümmere mich nicht um Internet-Präsenz. Das machen die Verlage für meine Bücher.

Fabelhafte Bücher: Wenn Neulinge Sie nach einem Tipp fragen würden: Auf welches Marketinginstrument setzen Sie in erster Linie?

Für die jungen Autoren wäre ein Internet-Auftritt sicher gut und nützlich. Auch dass die Bücher als ebook erhältlich wären. Aber das ist Verlagssache.

Fabelhafte Bücher: Von welchen Schriftstellern sehen Sie sich in Ihrem eigenen Werk beeinflusst? Wer inspiriert Sie?

Das wechselt. Da gibt es keine feste Größe.

Fabelhafte Bücher: Wieso werden von den großen Feuilletons, egal ob Spiegel, FAZ, ZEIT oder sonstigen Granden des Literaturbetriebs, immer nur die üblichen Verdächtigen rezensiert, die ohnehin jeder kennt? Wie könnte es gelingen, Newcomer stärker in den Vordergrund zu rücken?

Das geht wohl nur mit einem Riesenhaufen an Geld für Promotion.

Fabelhafte Bücher: Nach Ihren Erfahrungen – welche Anfängerfehler würden Sie im Nachhinein vermeiden – was können Sie Neulingen empfehlen, die sich mit dem Gedanken tragen, ein Buch zu schreiben?

Nicht warten und sagen „Irgendwann möchte ich mal schreiben“, sondern anfangen und viiiiiiel Geduld haben.

Fabelhafte Bücher: Viele Schriftsteller tun sich beim Schreiben von Sex-Szenen ziemlich schwer. Gibt es Themen oder Situationen, bei deren Beschreibung Sie sich schwer tun?

Mit der Anfangsszene.

Fabelhafte Bücher: Als heikel gelten auch politische Zuschreibungen, etwa Islamkritik oder Kritik an jüdischer Siedlungspolitik um nur zwei Beispiele zu nennen. Wie gehen Sie mit dem Thema um und welchen Umgang erwarten Sie sich von Autoren insgesamt zu dem Thema?

Da sollten Autoren keine Schere im Kopf haben. Der Autor muss klar zeigen, wie er zu dem Thema steht.

Fabelhafte Bücher: Wenn Sie schreiben – wie strukturieren Sie Ihren Tag? Schreiben Sie, wenn Sie gerade in Stimmung sind? Oder haben Sie sich feste Zeiten reserviert?

Das richtet sich nach meinem Bio-Rhythmus: Nachmittags bis abends ist Schreibzeit.

Fabelhafte Bücher: Bitte verraten Sie uns etwas über Ihr aktuelles Projekt. Wovon soll Ihr nächstes Buch handeln, was können Sie schon verraten?

In Arbeit ist ein Krimi der parodistischen Art.

Fabelhafte Bücher: Mit bedanken uns herzlich für das Gespräch.