Rezension von Lisa

Inhalt und Rezension

»Forget that freaking Arielle; think ›Silence of the Lambs‹, think ›Friday the Thirteenth‹.« [S.224]   Ein Buch über böse Meerjungfrauen? Immer her damit!  Zum einen sind Romane über Meereswesen immer noch eine Marktlücke und zum anderen klingt eine Geschichte über schöne und zugleich tödliche Nixen einfach zu verlockend. In der Vergangenheit fiel das Fantasywesen ebenso wie Vampire und Werwölfe dem »Twilight« Hype zum Opfer. 

Von den bedrohlichen, finsteren Gruselgestalten ist beinahe nichts mehr übrig geblieben, stattdessen liegen herumsäuselnde Kuschelmonster im Trend, deren einzige Aufgabe es ist, atemberaubend sexy auszusehen, wehmütige Gedichte zu schreiben und der Heldin in gefährlichen Situationen als Retter in der Not beizustehen. :( Mit dem mythologischen Original haben diese romantisierten Figuren freilich nichts mehr zu tun.  

Aus diesem Grund habe ich mich auf »Lies Beneath« gefreut. Endlich mal eine Geschichte, die Abstand von der verweichlichten Pop-Kultur Version nimmt und die die Meerjungfrauen porträtiert, wie sie wirklich sind!

Besonders und doch gewöhnlich  

Schon auf der ersten Seite folgt eine weitere Überraschung. »Lies Beneath« ist aus der Sicht eines Jungen geschrieben. Calder White lebt im Lake Superior, zusammen mit seinen drei Schwestern, die nur ein Ziel kennen: Rache nehmen. Rache nehmen am Sohn des Mannes, der vor so vielen Jahren ihre Mutter umgebracht hat. Um sich ihrer Beute anzunähern soll Calder deshalb Hancocks Tochter Lily verführen. Zuerst läuft alles nach Plan, dann jedoch verliebt er sich in das Menschenmädchen und steht vor einer schwerwiegenden Entscheidung. Familie oder Liebe?

Lies_BeneathIch habe laut aufgeseufzt, als ich das Buch nach knappen 300 Seiten zugeschlagen habe. So viel ungenutztes Potenzial! Trotz seinem erfrischendem Konzept und männlicher Erzählperspektive ist »Lies Beneath« wieder nur ein Fantasy-Jugendbuch unter vielen.

Dies ist größtenteils der stereotypischen Beziehung zwischen Calder und Lily verschuldet. Das heißt nein, eigentlich ist es nur Calders Benehmen zu verschulden. Lily ist eine annehmbare Heldin und ich mochte es, dass sie misstrauisch ist und Calder nicht sofort vor die Füße fällt. Von ihrer anderen Hälfte lässt sich leider nur wenig positives sagen. Calder hat ein besonderes „Hobby“, dass er bis zum Exzess betreibt:

S-T-A-L-K-E-N  

Es ist nahezu egal, an welcher Stelle man »Lies Beneath« aufschlägt, Calder wird mit 99-prozentiger Wahrscheinlichkeit gerade dabei sein, Lily nachzustellen – ob im Wasser, bei der Arbeit oder auch in ihrem Kleiderschrank. oO  Mir ist schon klar, dass er einen bösartigen und arroganten Wassermann darstellen soll, aber irgendwann muss auch mal Schluss sein! Calder kommt in »Lies Beneath« nicht einmal dazu, was zu essen oder sich umzuziehen, weil er so damit beschäftigt ist, Lily zu beschatten und ihre Gespräche mit ihren Freunden zu belauschen. Ich frage mich, was die Autorinnen damit immer bezwecken wollen. Stalking ist definitiv Null romantisch, sondern eher unheimlich und krank.   Da Calder als der Erzähler fungiert, kann man seine Beweggründe zumindest noch etwas besser verstehen. Wäre das Buch aus der Sicht von Lily geschrieben gewesen, hätte ich ihn vermutlich verachtet.

Mit Calders beschränkten Handlungsmöglichkeiten geht leider auch ein langsamer Geschichtsverlauf einher… denn einmal abgesehen von den Stalker-Eskapaden passiert in »Lies Beneath nicht viel! Das Buch hat nur 300 Seiten und trotzdem ist der Mittelteil extrem zäh. Lediglich das Finale und Calders interessant proträtierte Nixenschwestern haben das Buch vor dem Untergang in die Langeweile bewahrt…

Fazit

Entgegen dem interessanten Klappentext und dem männlichen Ich-Erzähler liefert Anne Greenwood Browns Debüt-Roman keine neuen Impulse. Die Geschichte verläuft nach Schema F, zudem ist die Liebesbeziehung zwischen Calder und Lily unglaubwürdig und basiert auf Oberflächlichkeiten und jeder Menge Stalking.   Wegen der gelungenen Darstellung der Meerjungfrauen vergebe ich dennoch gnädige dreieinhalb Sterne. :)

Lisas Bewertung: 3,5 von 5 Sternen!
(Lisas Bewertungssystem: (1 = Zeitverschwendung, 2 = Nicht mein Fall, 3 = Okay, 4 = Überdurchschnittlich Gut, 5 = Lieblingsbuch)

Aufmachung

Sowohl der Titel, als auch das Cover wurden äußerst trefflich zum Inhalt des Romans gewählt. Der dunkle Meeresgrund und das Blut an der Wasseroberfläche erzeugen eine unheilvolle Atmosphäre und spiegeln das bedrohliche Wesen der Meerjungfrauen perfekt wieder.

In natura sieht das Buch sogar noch besser aus. Der Umschlag ist mit einem Überzug versehen, der bei Lichteinfall metallisch schimmert.

 Redaktion von Beste Bücher