Rezension von Lisa

– Drei Teenager. Eine schreckliche Gefahr… –

Inhalt

Connors Eltern möchten ihn los werden – er ist für sie nichts anderes als ein Problemkind. Risa dagegen hat keine Eltern, wird aber aus Kostengründen auf sich selbst gestellt. In ihre Einzelteile zerlegt, ist sie mehr wert als im Ganzen. Für Lev haben die Eltern aus religiösen Gründen schon bei der Geburt entschieden, dass er letztlich zerlegt wird.

Als die drei ungleichen Protagonisten zufällig aufeinander treffen, halten sie verzweifelt zusammen und reisen gemeinsam durch das ganze Land. Immer in Bewegung zu bleiben, bietet Schutz. Und den benötigen sie dringend: Ihre jungen Körper sind für Organhändler höchst interessant…

Auf den ersten Blick

Ich fände das Cover gar nicht mal so schlecht, wenn diese zwei roten Streifen am oberen rechten Rand nicht währen… ;P

Rezension

Ein Armutszeugnis…

Ja, es ist in der Tat ein Armutszeugnis. Wie kommt es, dass jede schlecht geschriebene, zusammengeklaute Dystopie übersetzt wird und die wirklich guten Bücher ein Schattendasein fristen? Unwind wurde vor beinahe 5 Jahren geschrieben und dennoch hat noch kein einziger deutscher Verlag sein Interesse bekundet. Aaaaaaah! Ich verstehe es einfach nicht! Neal Shustersmans Roman gehört zweifellos zu einer der besten Dystopien, die der Markt derzeit zu bieten hat und sticht den Großteil seiner Konkurrenz mit links aus.

Vollendet spielt in nicht allzu ferner Zukunft. Die Medizin hat große Fortschritte gemacht und mittlerweile ist es möglich, jedes Körperteil – sogar das Gehirn – zu transplantieren. Richtige Ärzte gibt es gar nicht mehr, denn wenn ein Körperteil oder Organ nicht mehr richtig funktioniert, wird es kurzerhand durch ein „Ersatzteil“ ausgetauscht… Doch woher stammen die vielen Spenderorgane? Nun… zwischen dem 13. und 18. Lebensjahr kann ein Elternpaar sein Kind zum „Unwinding“ freigeben. Im Klartext heißt das, dass der Jugendliche in seine Einzelteile zerlegt wird und die verschiedenen Organe und Gliedmaßen an Kranke und Bedürftige weitergereicht werden.

Dieses schreckliche Schicksal blüht auch unseren drei Protagonisten: Connor wird von seinen Eltern abgeschoben, weil er zu viel Ärger macht, Risa wuchs in einem Waisenheim auf und Levs Leben wird von seiner streng religiösen Familie für den Glauben geopfert… Im ersten Moment sind diese Geschehnisse für uns unvorstellbar. Wie können Eltern ihren Kindern, ihrem eigen Fleisch und Blut so etwas antun? Unwind ist ein schockierendes, trauriges und emotional ergreifendes Buch. Die Welt und die Figuren, die Neal Shusterman erschaffen hat, fühlen sich so real an, dass man Vollendet noch lange Zeit nach dem Beenden nicht vergessen kann. Ausnahmslos jeder der Akteure ist gut charakterisiert und hat seine eigene Geschichte. Der Erzählstil ist kraftvoll und die Dialoge tiefgründig.

Zudem enthält Vollendet eine der eindrucksvollsten, verstörendsten und beängstigendsten Szenen, die ich jemals gelesen habe. oO Die Angst und die Beklemmung waren so greifbar – Wahnsinn! Ich habe den Charakter das ganze Buch über gehasst und verachtet, aber in diesem Kapitel bleibt einem keine andere Wahl, als mitzuleiden. Es ist großartig, wenn der Autor es schafft, die Sympathien des Lesers innerhalb von wenigen Seiten auf so gravierende Weise zu verändern.

Ein Markenzeichen von Vollendet sind die häufigen Perspektivenwechsel. Ich bin absolut kein Freund davon, doch dieses Buch hat mich eines besseren belehrt. Die unterschiedlichen Erzähler wurden sinnvoll gewählt und verschaffen so einen genaueren Einblick in die Gesellschaft. Der Leser erhält gerade so viel Informationen, um sich gut zurecht zu finden und gerade so wenig, dass die Erzählung weiterhin spannend bleibt. Am Ende werden aber zum Glück alle offenen Fragen geklärt. Vollendet ist der Auftakt zu einer Trilogie, genauso gut kann man den Roman aber als Einzelband lesen.

Fazit

Vollendet ist keine leichte Kost und die Geschichte von Connor, Risa und Lev wird mir vermutlich noch sehr lange im Gedächtnis hängen bleiben. Das Buch hat jeden Leser (egal ob alt oder jung, egal ob männlich oder weiblich) verdient. Es ist wirklich eine Schande, dass Vollendet bisher so unbekannt ist und ich kann nur hoffen, dass sich daran bald etwas ändern wird…

Lisas Bewertung: 4,5 von  5 Sternen!

(Lisas Bewertungssystem: (1 = Zeitverschwendung, 2 = Nicht mein Fall, 3 = Okay, 4 = Überdurchschnittlich Gut, 5 = Lieblingsbuch)

 


Redaktion von Beste Bücher