Rezension von Moritz

Der Anfang des Buches ließt sich so, wie das erste Kapitel heißt: langweilig. Meine innere Uhr mag beim Anblick der Zeilen kaum vergehen. Im Hintergrund höre ich das Ticken der Küchenuhr. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass ich ein „schlechtes“ Buch gewählt habe.

Aufbruch und Sorge

zeit safranskiIn seinem neuen Buch „Zeit“ spannt Rüdiger Safranski einen weiten Bogen über die Funktionen der Zeit: Was sie mit uns macht und was wir aus ihr machen. Die Zeit so schreibt er, erleben wir ganz unterschiedlich, je nach vorherrschendem Thema. Nach der Langeweile kommt der Anfang. Nicht nur bei Safranski auch bei mir: Alsbald wende ich mich ab von seinem Werk und widme mich dem Schreiben dieser Rezension. Ich fühle mich richtig in Aufbruchstimmung und kann es kaum erwarten die ersten Gedanken zu entwerfen und die ersten Wörter nieder zu schreiben. Hochstimmung kommt auf, bevor ich anfange mich zu sorgen: Wie wird die Rezension dem Leser gefallen? Ist sie nicht zu negativ? Wann werde ich fertig damit, reicht die Zeit?

Wie gewohnt beginne ich zu planen, die Zeit diszipliniert einzuteilen, Fristen und Meilensteine zu setzen, mich nach meiner Armbanduhr zu richten. Doch es fasziniert mich, welche Funktionen Safranski der Zeit zuteilt und was er dazu zu sagen hat. Und so lese ich weiter: Vieles, wenn nicht beinahe alles zum Thema Zeit erfährt der Leser in diesem Buch. Von der Philosophie, über die Literatur bis hin zu den Naturwissenschaften, Politik und Wirtschaft. Es ist eine bunte Anordnung von Bekanntem und Unbekanntem, die Safranski klug und weise aneinanderreiht. Er versteht es einen fundierten und geistvollen Blick auf das Thema zu werfen. Allein was mich davon abhält das Werk mit Freude zu lesen ist die Fülle an Gedanken und die Weitschweifigkeit innerhalb der Kapitel.

Lebenszeit und erfüllte Zeit

Dann denke ich selbst über meine Zeit nach: Vertane Lebenszeit oder bereicherndes Stück? Es ist beides: Interessant im Großen und Ganzen, kleinteilig und erschöpfend im Einzelnen. Schließlich finde ich meinen Rhythmus zwischen Lesen, Denken und Schreiben, und damit auch eine erfüllte Zeit. All das hat Safranksi meisterlich vorausgesehen und eingeordnet. Nur zu viel dazu geschrieben.

Wie Sie, lieber Leser, Ihre Lebenszeit verbringen sollten, können Sie nur selbst entscheiden. Sie können ihre Zeit mit diesem Buch verbringen, selbst über die Zeit nachdenken oder vielleicht zu einem anderen Werk über die Zeit greifen. Denken Sie nur darüber nach was Sie tun! Das sagt auch Safranski und hat damit vollkommen recht.

Rüdiger Safranski: Zeit. Was sie mit uns macht und was wir aus ihr machen, 288 Seiten, München 2015, 24,90 € ISBN 978-3-446-23653-0. Rüdiger Safranski ist Philosoph, Literaturwissenschaftler und Schriftsteller.

Unsere Bewertung

Spannung: 2
Leserfreundlichkeit: 3
Ratgeber: 3
Muss-man-gelesen-haben: 3
Allgemeinbildung: 5