Rezension von Anastasia

„Dann sollst du wissen, dass ich mein Leben aufgeben würde, um seines zu retten, und dass es nur von seiner Erscheinung her ein Untier ist.“ (Die Schöne)

Inhalt

Ein Kaufmann muss eine geschäftliche Reise unternehmen und möchte jedem seiner Kinder etwas von dieser mitbringen. Die jüngste Tochter – genannt ‚Die Schöne‘ – wünscht sich lediglich eine Rose. Bei seiner Rückkehr muss der Kaufmann in einem Schloss Rast machen, wo er gastfreundlich bewirtet wird. Den Hausherren – ein abscheuliches Biest – lernt er allerdings erst kennen, als er versucht, eine der Rosen aus dem Schlossgarten zu stehlen. Das Biest setzt dem Kaufmann ein Ultimatum: Entweder nimmt eine seiner Töchter die Strafe auf sich oder er selbst. Entgegen seinem Wunsch besteht die Schöne darauf, die Strafe auf sich zu nehmen und zieht daher im Schloss des Biestes ein. Dort hat sie alles, was das Herz begehrt und nachts hat sie wunderbare Träume von einem hübschen Jüngling. Doch jeder Tag gleicht im Ablauf den anderen, und ihre einzige Gesellschaft sind ihr dienende Tiere und die Erinnerung an den Fremden aus ihren Träumen. Ihr Heimweh wächst und mit ihr die widersprüchlichen Gefühle gegenüber dem Biest. Als sie ihre Familie besucht und nicht rechtzeitig wieder zurückkehrt, gerät das Biest in Gefahr. Ob die Schöne es noch retten kann und irgendwann seine Liebe erwidern wird?

Rezension

Der Bestseller Die Schöne und das Biest zählt heute zu den Klassikern unter den Liebesgeschichten. Bereits 1740 wurde das französische Volksmärchen von der Schriftstellerin Gabrielle-Suzanne Barbot de Villeneuve in einer ausführlichen Version festgehalten. Heute sind eher die Kurzversion und die Disney-Version bekannt. Um die Klassiker der Kinder- und Jugendliteratur wieder neu aufleben zu lassen, gibt es nun vom Coppenrath Verlag auch für den deutschsprachigen Bereich einige Schmuckausgaben dieser, mit Illustrationen und interaktiven Elementen von MinaLima.

Die Originalfassung von Die Schöne und das Biest war eines der ersten Bücher dieser Reihe.

Die Geschichte wird in neun Kapiteln erzählt, lässt sich aber inhaltlich in zwei Teile gliedern. Im ersten Teil geht es um die oben geschilderten Geschehnisse, die Liebesgeschichte zwischen der Schönen und dem Biest. Im zweiten Teil werden die Hintergründe der beiden aufgeklärt – die Verwandlung des Biests und die Herkunft der Schönen. Wer die neueren Versionen des Märchens kennt, wird eine fast vollkommen abgewandelte Geschichte erleben. Ob diese besser gefällt oder nicht, ist Geschmackssache. Mir war die Erzählung teilweise zu langatmig und es gab Passagen, wo nicht viel passiert ist. Auch mit den Charakteren konnte ich mich nicht wirklich anfreunden – trotz der Ausführlichkeit des Buches wirkten sie flach und eindimensional. Gerade zum Ende hin wurde mir die Geschichte dann etwas zu verworren und kitschig.

Die Übersetzung von Sonja Häußler ist gelungen. Die alte Sprache, die vermutlich in der Originalversion verwendet wurde, wurde beibehalten. Das Lesen wird durch eine unbekannte, oft veraltete Wortwahl und eine sehr komplexe Syntax bereichert, die zur Entstehungszeit des Märchens passt. Aber gleichzeitig wird gerade für jüngere Leser das Lesen dadurch maßgeblich erschwert.

Jedes Kapitel wird durch eine Doppelseite eingeleitet. Auf dieser befindet sich eine zum Inhalt passende Illustration, die Kapitelnummer, der Titel des Kapitels sowie ein Zitat aus dem Kapitel, wodurch bereits eine erste Aussicht auf die Geschehnisse erfolgt.

Jedes Kapitel beginnt mit einer aufwändigen Initiale, wodurch das Buch edel und antik wirkt. Diese Wirkung zieht sich durch die gesamte Aufmachung des Buches, die durch das Grafikdesignstudio MinaLima Design aus London realisiert wurde. Der Einband ist mit roter Leinenstruktur bezogen, die mit Illustrationen und eingeprägten Goldverzierungen geschmückt ist. Die Seiten wirken verblichen und jede Seitenzahl ziert eine kleine, kunstvolle Illustration – in jedem Kapitel ein anderes Motiv. Die Illustrationen sind in ihrer Farbwahl dezent – es werden nur gedeckte Farben verwendet. Dennoch sind sie sehr aufwendig, insbesondere durch die oft verwendete Struktur aus vielen kleinen Punkten.

Die interaktiven Elemente setzen sich aus Landkarten, Drehscheiben, aufklappbaren Elementen und ähnlichem zusammen. Hier werden teilweise auch grellere Farben verwendet, was nicht so ganz zum Gesamteindruck passt. Bei einigen Elementen erschließt sich mir allerdings der Sinn der Interaktivität nicht – hier hätte auch eine einfache Illustration genügt.

Ob die Illustrationen und die interaktiven Extras bei jüngeren Lesern ihren motivationalen Zweck erfüllen und einen Ausgleich für die komplexe Sprache bieten, ist meiner Meinung nach fraglich.

Fazit

Die Aufmachung der Geschichte ist wirklich wunderschön und sehr edel, weshalb auch der hohe Preis angemessen ist. Bereits beim ersten Anblick hat man das Gefühl, ein sehr wertvolles Buch in den Händen zu halten. Die Geschichte ist wegen der alten Sprache und der oft langen Sätze allerdings keine leichte Lektüre – es gibt Passagen, wo man Sätze mehrmals lesen muss, um sie zu verstehen.

Hinzu kommt, dass einige Stellen nicht sehr spannend sind und man sich dadurch oft zwingen muss, weiterzulesen. Dennoch sollte man auch die Originalversion dieses Märchens kennen, in welcher gerade die schöne Botschaft der Geschichte sehr gut zur Geltung kommt. Das Besondere an diesem Buch sind die filigranen Illustrationen und die vielen interaktiven Elemente, die das Leseerlebnis bereichern.

Weil die Geschichte mich nicht zu hundert Prozent überzeugen konnte und einige der interaktiven Extras meiner Meinung nach über sind, bekommt das Buch 3 ½ von 5 Sterne. Dieses Buch der Reihe ist eher für Liebhaber und Sammler von Klassikern geeignet.