Im Original: „Letters from Father Christmas“ – aus dem Englischen übersetzt von Anja Hegemann und Hannes Riffel

Rezension von Mona

Inhalt

Tolkiens „Briefe vom Weihnachtsmann“ wurden 1976 erstmalig postum veröffentlicht und seither in aller Welt gelesen. Manche Familie nehmen sich dieses Buch als jährliches Ritual, um ihre Kinder spielerisch durch den Advent zu geleiten. Umso schöner wenn man bedenkt, dass das Buch ursprünglich gar nicht zur Veröffentlichung herausgegeben werden sollte.

Denn in „Briefe vom Weihnachtsmann“ handelt es sich um keinen Roman, der eine große Leserschaft begeistern sollte; genau genommen begrenzte sich die Leserschaft auf 4 Kinder, die Tolkien mit an den Nordpol nehmen wollte. Seine Kinder erhielten jedes Jahr einen eigens für sie verfassten Brief vom Weihnachtsmann und seinem tollpatschigen Kumpanen, dem Polarbär. Dabei erzählen sie von allerlei komischen Begebenheiten, die sich rund um die Produktion der Weihnachtsgeschenke für die Kinder dieser Welt zutragen.

Ich habe die Briefe, die alle liebevoll und detailliert illustriert sind, schon mehrfach gelesen und jedes Mal sowohl den Humor, als auch die Kreativität Tolkiens genossen und seine Fähigkeit, Welten glaubwürdig zu transportieren. Beim diesmaligen Lesen fiel mir jedoch ein zweiter Aspekt auf, der sich in den Briefen findet. Nicht nur nutzt der Autor die Briefe, um seinen Kindern eine schöne Illusion zu bescheren, sie sind tatsächlich auch ein Spiegel ihrer Zeit. Wenn der Weihnachtsmann davon erzählt, dass er nicht alle Geschenke hat auftreiben können und dass er traurig über die ärmlichen Zustände ist, in denen weniger gut situierte Kinder leben müssen, dann ist das nicht nur traurig, sondern lässt sich sehr gut in einen historischen Kontext einordnen. Dass mir das vorher nicht so stark auffiel, lässt sich denke ich nur am Zauber festmachen, in den Tolkien mit seiner Art von Geschichtszählung mich gehüllt hat und mich damit in eine Welt gezogen hat, die ich selbst als Kind natürlich unbedingt kennenlernen wollte. Es lohnt sich daher sicherlich, das Buch noch einmal oder mit einer anderen, zeitversetzten Perspektive zu lesen.

Da Tolkien die Briefe über einen Zeitraum von 22 Jahren (1920 – 1942) schrieb (und mit eigens vom Nordpol stammenden Briefmarken versah), kann man hier auch ein Stück weit das Familienleben der Tolkiens beobachten. Anfänglich handelte es sich um ein Kind, dessen Weihnachtszeit jährlich vom Weihnachtsmann begleitet wurde. Innerhalb der Briefe werden nicht nur aus einem Kind allmählich vier, auch verliert der Älteste irgendwann das Interesse, wird aber dennoch immer mit eingebunden und das erloschene Interesse vom Weihnachtmann bedauert.

Ich erinnere mich noch sehr gut an das erste Mal, als ich die Briefe zur Hand nahm. Ich liebte es, dem Weihnachtsmann durch die Weihnachtszeit zu folgen und den Polarbären alles Vorhaben aufgrund seiner Tollpatschigkeit sabotieren zu sehen. Am meisten blieb mir in Erinnerung, zu welch urkomischen Szenen diese Figur führte und wie begeistert ich darüber war, dass Tolkien dieses fantasievolle und liebevolle Ritual eingeführt und es um jeden Preis aufrechterhalten wollte.

In der Hoffnung, dass es eine noch größere Leserschaft findet und seine aktuellen beibehält, freute ich mich in der Verlagsvorschau zu sehen, dass es eine Neuauflage geben würde. Und diese sah absolut vielversprechend aus. Das Design sollte wunderschön werden und dann sollte es noch in einen Schuber gesteckt werden. Hocherfreut packte ich das Buch aus und stellte direkt fest, dass der Pappschuber sehr stabil ist und die Verbindung von Buch und Schuber einen sehr hochwertigen Eindruck machte. Das Papier ist sehr fest und ebenfalls von hoher Qualität. Dies ist auch nötig, denn nicht nur die Illustrationen kommen so gut zur Geltung, auch die Originalbriefe, die hier versammelt sind, lassen sich damit gut transportieren (auch wenn sie manchmal aufgrund des kleinen Formats des Buches manchmal schwer zu entziffern sind). Das Gesamtbild wird von einem Lesebändchen geziert und eine Faltkarte mit den von Tolkien entworfenen Briefmarken macht das Leseerlebnis perfekt.

Fazit

Ich hatte sehr viel Freude daran, die Briefe erneut zu lesen und für mich durch eine andere Perspektive noch mehr Inhalt und Zwischentöne herauszukristallisieren. Die Ausgabe hat bereits einen Ehrenplatz im Regal erhalten und wird sicher das ein oder andere Mal noch hervorgeholt werden.