Rezension von Ulrike Ziemer

Die Autorin Jutta Wilke wurde 1963 in Hanau geboren und arbeitete als Anwältin, bevor sie begann Bücher zu schreiben. Mittlerweile hat sie einige Bücher für Kinder und Jugendliche geschrieben und engagiert sich für die Leseförderung. Das vorliegende Jugendbuch wird aus der Perspektive des13 jährigen Mädchens Madeleine erzählt. Die Ich-Erzählerin Madeleine hat bisher immer gemeinsam mit ihren Eltern Urlaub gemacht. Doch das letzte Jahr war für die Familie und besonders für Madeleines Mutter sehr traurig. Der Bruder des Mädchens verstarb noch vor der Geburt und Madeleines Mutter hat sich seither sehr verändert und plante erstmalig einen Urlaub allein mit Madeleines Vater. Das Mädchen wurde von ihren Eltern in einem Zeltlager in Schweden angemeldet. Dort wurde sie, da sie mit ihren 13 Jahren nur fast 14 Jahre alt war, in die Gruppe der unter 14-jährigen einsortiert. Madeleine fühlt sich in ihrem Körper nicht besonders wohl. Sie findet sich zu dick und die anderen Jugendlichen nannten sie „Made“. Das Feriencamp war so gar nicht nach Madeleines Geschmack.

Bei einem Ausflug entfernte sie sich von der Gruppe, um ein wenig im Bus der Gruppe zu schlafen. Unbemerkt wurde gerade dieser Bus von Julian, einem Jungen der aussah wie ein Punk, gestohlen. Madeleine nutzt die Fremdheit gegenüber Julian aus, um sich einen anderen Namen zu geben, Lore. Lore und Julian verstehen sich anfangs nicht besonders gut und haben sehr unterschiedliche Ansichten. Nach und nach entdeckt „Lore“ jedoch, was Julian antreibt. Der 15 jährige wollte ursprünglich mit seinem Opa, der an Krebs gestorben war, an das Nordkap reisen. Der 15-jährige Julian und die 13-jährige Madeleine bzw. „Lore“ versuchen unerkannt zu bleiben und fahren auf Nebenstraßen durch Schweden. Die Reise wird immer komplizierter und scheitert fast am fehlenden Benzingeld. Bei einer Diebestour gesellt sich Vincent, ein Junge mit Down Syndrom, zu der kleinen Reisegruppe. Die Spannung steigt zwischen den drei sehr unterschiedlichen Jugendlichen. Es kommt zu dramatischen Auseinandersetzungen. Wie die drei beste Freunde werden und was noch so alles passiert bleibt hier geheim.

Fazit

Die Geschichte ist bis zur letzten Seite atemberaubend spannend, ein echter Roadtrip mit vielen unerwarteten Wendungen. Keine unbeschwerte Geschichte, sondern eine ernste Erzählung mitten aus dem Leben, mit vielen Fassetten. Die sehr berührenden Lebenserfahrungen der drei Jugendlichen zeigen, dass es weitergeht, wenn man bereit ist, andere in seine eigene Welt einzuladen. Echte Freude wissen umeinander und es ist unwichtig, ob man sich in seinem Körper unwohl fühlt, mit dem Verlust eines geliebten Menschen nicht klarkommt oder sich wegen einer Behinderung abgelehnt und ausgeschlossen fühlt. Die Charaktere könnten nicht unterschiedlicher sein und sind sich dann doch so nah und ähnlich, dass man als Leser tief berührt wird.

Ein sehr empfehlenswerter Jugendroman, der Mut macht sich für die Lebensgeschichten der Menschen zu interessieren und nicht auf bestimmte Merkmale mit den entsprechenden Vorurteilen zu reagieren. Der Autorin ist es gelungen, gleichermaßen ernst und humorvoll zu schreiben. Ihre Sprache ist klar, direkt und beschreibt Gefühle und Wahrnehmungen schnörkellos. Obwohl die Geschichte aus der Sicht der Ich-Erzählerin geschrieben ist, gelingt es, sich in alle Figuren hineinzuversetzen. Ein Buch, das bestimmt ein zweites und drittes Mal gelesen wird.

Der Roman ist für Jugendliche ab 12 Jahren geeignet.