Rezension von Anjana

Danèstra, angesehene Gutsherrin und eine lebende Legende auf der Halbinsel Nankan wird als die Klinge des Schicksals von einer überirdischen Kraft ausgesendet, um gegen das Böse zu kämpfen. So rettet sie Kalenia, eine Königstochter, vor dem Tod. Die junge Frau erzählt ihr, sie kenne den Schlüssel, um den Kontinent Yarkin vor dem sicheren Untergang durch die Wildnis zu retten. Sogleich machen sich die Kriegerin, die Köhlerstochter und einige tapfere Gesandte auf dem Weg, um die Übeltäter aufzuspüren. Doch je weiter sie kommen, desto mehr Ungereimtheiten tun sich auf. Und am Ende zeigt sich – nichts ist wie es scheint. Wem kann man jetzt noch trauen?

SPRACHLICH/LITERARISCH

Der Roman beginnt mit einem Prolog, dem Auftakt, der sofort Spannung hervorruft. Er gibt Einblicke in eine fremde Welt, in der andere Sitten herrschen – und die scheinbar bedroht wird von einer fremden Macht. Er ist eine Szene aus der Vergangenheit, in der das Übel, welches in der eigentlichen Handlung bekämpft wird, seinen Lauf nimmt.

Die Haupthandlung hat einen personalen Erzähler, der zwischen verschiedenen Handlungssträngen hin und her springt und sich da immer bei der oder den Hauptperson/Hauptpersonen aufhält. Dabei wird jedoch die Hauptfigur Kalenia, die die Handlung erst ins Rollen brachte, ausgespart und ein aufmerksamer Leser könnte hier erahnen, dass nicht alles so ist, wie es scheint.

HANDLUNG

Das Buch besteht nicht aus einem Handlungsfaden, wie schon erwähnt gibt es mehrere Stränge, die zu Anfang scheinbar nicht miteinander zu tun haben und sich nach und nach miteinander verweben beziehungsweise die Beziehung zu einem anderen Geschehen offenbaren. Der Haupthandlungsstrang liegt bei Danèstra und ihrer Gruppe, mit ihr wird das Geschehen angetrieben. Die anderen Situationen stellen Zusammenhänge dar, durch die die Haupthandlung beeinflusst wird oder den Leser vermuten lässt, dass hier mehr in die Sache verwickelt ist.

Bei mir entstand nach den ersten Kapiteln das Gefühl, dass die Sache erst anlaufen muss. Je fortgeschrittener die Seitenzahl in der Seitenecke, desto mehr nimmt die Handlung an Fahrt auf. Es wird turbulent, eine Erkenntnis, ein Abendteuer jagt das andere. Dieser Spannungsanstieg wird bis zum Ende gehalten und fällt nicht ab, was für die Durchdachtheit der Handlung und Szenen spricht, jedoch könnte einem anspruchsvoller Leser in den ersten Kapiteln nach dem fesselnden Auftakt etwas die Lust vergehen, da im ersten Drittes des Bestsellers alles etwas „vor sich hin“ geschieht. Der ein oder andere Haken, eine unerwartete Entwicklung, könnte hier passend sein.

Etwas andersartig anmutend ist die Verbindung der Fantasy-Welt mit modernen Elementen und der fremden, erdachten Welt. Electorum, das in Battarias steckt und mit dem Waffen und Maschinas angetrieben werden können. Da diese Elemente in den ersten Kapiteln nicht vorkommen, könnte man als Leser etwas verwundert sein und das Gefühl haben, diese Elemente seien nachträglich hinzu gekommen, weil es dem Autor Markus Heitz an dem „gewissen Etwas“ gefehlt hat. Allgemein fügen sie sich dann doch ganz gut in das Geschehen ein, auch wenn sich mir nicht ganz erschloss, warum sich solche Technik nur in einem Land von Nankan durchgesetzt hat, und nicht auch die anderen Reiche davon profitieren (wollen).

PERSONEN/CHARAKTERE

Die Personen im Buch sind echt und bleiben sich in der fortschreitenden Handlung treu. Danéstra als mütterliche, aber furchtlose Kriegerin. Ihr Sohn Mabian, der etwas erleben will und nach überstandenem Abenteuer merkt, dass er doch lieber daheim auf dem Rittergut bleibt und dieses verwaltet. Danéstras tapfere Gefährten, die ihr Leben aufs Spiel setzen, überzeugt von Kalenias Geschichte, um den Kontinent zu retten.

Kalenia, die schwangere junge Frau, scheinbar tapfer und mutig, um mit der Klinge des Schicksals und deren Begleitern die zur Strecke zur bringen, die ihre Heimat bedrohen. Angeblich. Die Menge der relevanten Figuren bleibt übersichtlich, auch wenn die fantastischen Namen im Kopf des Lesers nicht immer leicht einen Klang finden. Dass die Treyda, die am Ende zwischen der Wildnis, Treydania, das Mädchen Rouva ist, welche im Auftakt die einzige Überlebende des Massakers ist, fällt nur einem aufmerksamen Leser auf, da die Namen aus dem Prolog aufgrund des nicht-wieder-Vorkommens, nicht direkt im Gedächtnis bleiben.

ORTE

Die Orte und Schauplätze, an denen Die verschiedenen Situationen der Handlung stattfinden, sind aufgrund der erdachten Welt, in der die Handlung spielt, nicht real. Aus diesem Grund hätte ich mir genauere, ausgebautere Ortsbeschreibungen gewünscht, um Landschaften und Umgebungen dem Leser besser zu verdeutlichen. Da jedoch die vorhandenen Verbildlichungen nicht das Verständnis der Handlung schmälerten, kann man hier von einem verbesserungsbedürftigen Schönheitsfehler sprechen, dessen Behebung das Gesamtbild abrunden würde.

ABSCHLIEßENDES GESAMTBILD

Das Werk gibt ein gelungenes Gesamtbild ab. Die Handlungen sind schlüssig und widersprechen sich nicht. Besonders ansprechen finde ich die Karte von Nankan auf dem vorderen Bucheinband und von Yarkin im hinteren Bucheinband. Hier kann sich der Leser die Zusammenhänge der Reiche und Gebiete verdeutlichen, da im Buch an sich keine Passage der Erklärung des Reiches und seiner Bewohner gewidmet wird. Das wäre an der Stelle wünschenswert gewesen, da es sich hier um einen Einzelband und einer ganz neuen Welt handelt.

Auch die Liste der handelnden Personen und Begriffe, die die oben beschrieben Elemente wie Electorum und Ähnlichem ist hilfreich. Alles in allem ein schöner Roman, der genug Spannung enthält, um den Leser zu fesseln, auch wenn die in den ersten Kapitel noch etwas auf sich warten lässt.