Rezension von Anjana

Inhalt

Akasha, die Prinzessin von Heliopolis, ist nervös. Heute, bei ihrer Initiation, bekommt sie vom magischen Digir eines der Insignien in den Nacken gebrannt, und wird ab da eine der magischen Fähigkeiten beherrschen. Doch zum Erschrecken aller erhält sie nur das Leere Zeichen und damit keine Magie. Und das bedeutete auch, dass der Traum von einer Hochzeit mit ihrer großen Liebe Riaz vor ihren Augen zerplatzt.

Es gibt nur einen Ausweg: Eine Mission zur Erde, um den magischen Zwilling zu finden, den einst ihre Mutter stahl, Heliopolis zu retten und damit ihr Ansehen wiederzuerlangen. Und um Riaz doch offiziell versprochen zu werden.

Währenddessen steht Haileys Leben in Summit, Arizona, gerade Kopf. Sie erlebt merkwürdige Dinge, hat Visionen, kann alte Schriften lesen und sieht Personen, die niemand anderes sieht. Während sich ihre Freunde Sorgen machen, scheint nur der neue Mitschüler Nicolas sie zu verstehen. Und als die beiden dann einen seltsamen Stein finden, vermischen sich die Schicksale der beiden Mädchen und ein Kampf um das Leben und Liebe beginnt.

Sprachlich/Literarisch

Der Roman beginnt mit den ersten Kapiteln in Akashas Welt Heliopolis in der Situation kurz vor ihrer Initiation. Der Leser wird damit direkt in das Geschehen hineingebracht.

Die Handlung wird aus der Sicht von Akasha beziehungsweise Hailey in der Ich-Perspektive erzählt. Gerade was Heliopolis angeht ist es dadurch für den Leser etwas schwer, sich eine Übersicht zu machen. Der Roman ist in zwei interne Teile geteilt deren Funktion, jedoch nicht direkt ersichtlich ist.

Der Schreibstil von Stefanie Hasse ist flüssig, der Leser bleibt dabei und muss sich nicht an unnötigen Schachtelsätzen aufhalten. Sie arbeitet dabei mit einem guten Verhältnis aus Beschreibung des Geschehens und den Gedanken und Gefühlen des Ich-Erzählers.

Besonders interessant sind die Einflechtungen der alten ägyptischen Mythologie, aus der das Volk Heliopolis‘ zu stammen scheint. Dabei ist erkennbar, dass sich Hasse mit dem Thema auseinandergesetzt hat und Fakten richtig in ihre Geschichte einbindet.

Handlung

Der Roman besteht als zwei Handlungssträngen, die etwa die Hälfte des Buches nebeneinander her laufen und sich erst im Teil 2 zu einem zusammenfügen, wenn der Leser erfährt, dass Hailey und Akasha ein und dieselbe Person sind.

Für den Leser ist es, wie schon oben erwähnt, zu Anfang etwas schwer, sich in die Welt der Stadt Heliopolis hineinzufinden, da er zu Anfang direkt in das Geschehen hineingeworfen wird und häppchenweise Informationen über das Leben dort erhält. Jedoch hat die Autorin es gemeistert, dafür zu sorgen, dann der Leser an der relevanten Stelle die relevanten Details bereits hat oder sich zusammenreimen kann.

Interessant ist hier der Zusammenhang zwischen der ägyptischen Mythologie und dem Namen der Stadt. Heliopolis in der Mythologie wird auch als „Urhügel“ bezeichnet, der sich aus einer Sintflut herausgetan hatte. In der Stadt Heliopolis im Roman spricht man ebenfalls von einer Flut, die die Menschheit ausgelöscht hat.

Der Ablauf der Handlung ist an sich logisch, auch wenn die zeitlichen Abläufe der beiden Handlungsstränge bei mir eine Frage aufwirft. Das Buch beginnt in Heliopolis und springt dann zwischen dem Geschehen dort beziehungsweise bei Akasha und Summit/Hailey hin und her. Somit wirkt es, als würden diese beiden Handlungen zeitlich parallel zueinander ablaufen. Jedoch erfährt der Leser dann, dass Hailey die durch einen Bann getäuschte Akasha ist und damit die letzten Ereignisse, die das amerikanische Mädchen erlebte, später stattfinden mussten als das Geschehen zu der Zeit bei Akasha.

Ein ganz wichtiges Element der Handlung(en) ist die Liebe. Akasha, die ihren Freund seit Kindestagen Riaz liebt und sich nichts sehnlicher wünscht als eine von den Höchsten ihrer Gesellschaft abgesegneten Heirat mit ihm und Hailey, die sich seltsamerweise zu dem neuen Mitschüler Nicolas hingezogen fühlt und doch gleichzeitig eifersüchtig wird, als sich ihr bester Freund Jared und ihre Schwester Leyla näher kommen.

Das Gefühlschaos wird perfekt, als sich aufklärt, dass Hailey Akasha ist, Riaz Jared und Akashas beste Freundin Yasmeen ihre Schwester Leyla. Die Thematik Liebe ist ein wichtiger Antreiber für die Handlung, die sich ohne sie völlig anders entwickelt hätte beziehungsweise es möglicherweise nicht zu Akashas Reise gekommen wäre.

Etwas andersartig anmutend ist der Aspekt der Magie. In Heliopolis scheint diese strengen Regeln zu folgen und geordnet zu sein. Auf der Erde jedoch gerät das Ganze wohl etwas aus den Fugen, es wirkt, als hätte Hasse versucht, dem ganzen noch eine Spitze aufzusetzen, verfehlt damit aber etwas die vorherige Ordnung. Einerseits steigert das die Spannung zum Ende hin, andererseits wird damit der Eindruck der gut durchdachten, logischen Abfolge von Ereignissen etwas geschmälert.

Personen/ Charaktere

Stefanie Hasse ist es gelungen, ihre Personen trotz der beträchtlichen Anzahl, auszuarbeiten und ihnen Leben einzuhauchen. Jeder von ihnen hat seinen eigenen Charakter, dem er treu bleibt, sei es die neugierige, etwas rebellische Akasha, die furchtlose Yasmeen oder der arrogante Dante. Auf Seite der Menschen in Summit finden sich wichtige Eigenschaften der eigentlichen Persönlichkeiten aus Heliopolis wieder, wodurch die Personen bei Aufdeckung ihrer wahren Identität authentisch bleiben und sich nicht zu stark verändern.

Die einzige Person, die eine starke Veränderung zu durchlaufen scheint, ist Dante alias Nicolas. Er wird vom arroganten Angeber, der immer seine Freunde verraten hat, zu einem Jungen, der sein wahres, emotionales Ich zeigt und damit Akashas Gefühle total durcheinanderwirft. Allerdings ist diese Veränderung gut begründet und zeigt, wie sehr Einflüsse von außen und durch die Vorstellungen anderer Personen beeinflusst werden kann.

Einziges Manko an den Personen ist das Alter. In ihren Handlungen und Taten wirken die Freunde aus Heliopolis/Summit nicht wie gerade erst 16 geworden sondern schon älter, erwachsener. Auch der Umgang mit dem Thema Liebe ist nicht das von Teenagern. Zwei Jahre mehr hätten diesen Umstand etwas realistischer gemacht.

Orte

Die Schauplätze der Handlungen sind übersichtlich, Hasse wechselt nicht zu oft den Ort, was dem Leser die Orientierung leichter fällt. Durch die treffenden Beschreibungen und den Vergleichen mit der ägyptischen Mythologie kann man sich ein inneres Bild der Stadt Heliopolis machen. Trotzdem bleibt genug Platz für Fantasy.

Summit in Arizona ist ein real existierender Ort, ist aber dem Grundcharakter einer Stadt in der (Halb)Wüste mit trockenem Klima, wie es Heliopolis ist, sehr ähnlich. Die Verbindung ist von Hasse gut gewählt und mit den Ereignissen in der Vergangenheit von Heliopolis gut erklärbar. Auch hier zeigt sich wieder die Verbindung zu Ägypten, da das Land ja ebenfalls im Wüsten- und Halbwüstengebiet liegt. Hier stellt sich mir die Frage, warum Hasse einen Ort in Amerika für den Schauplatz auf der Erde gewählt hat und nicht direkt bei Ägypten geblieben ist. Das hätte die Verbindung zu der ägyptischen Mythologie noch abgerundet.

Abschließendes Gesamtbild

Mit „Magie aus ewigem Sand“ hat Stefanie Hasse einen spannenden Auftakt der Heliopolis-Dilogie geschaffen. Abenteuer, Spannung, Liebe und Schicksal, all das bekommt der Leser von Stefanie Hasse. Die Autorin steht nun vor der Aufgabe, im zweiten Teil an den ersten anzuknüpfen und auch hier die Handlungen logisch aufzubauen und keine Widersprüche zum ersten Teil zu erzeugen. Das offene Ende, das Gefühlschaos von Akasha und die Neugier um die Weiterentwicklung mit dem magischen Zwilling lässt als Leser mit Spannung in den Buchladen gehen, um den zweiten Teil zu ergattern.