Rezension von Mona

Inhalt

Einer der größten deutschen Fantasyautoren kehrt zurück und beschenkt uns mit viel, sehr viel Zeit in Zamonien.

Nachdem Walter Moers uns in den letzten Jahren gefühlt eher mit Bonus Content aus Zamonien von sich reden machte, wirft er unseren zamonischen Autoren Hildegunst von Mythenmetz nun in ein opulentes Abenteuer, in dem dieser zum sprichwörtlichen Helden avanciert und über sich hinauswachsen muss. Nebenbei bekommen wir einen völlig neuartigen Blick auf einen Teil Zamoniens, der das fantastische Äquivalent zur tiefsten norddeutschen Küstenprovinz sein könnte.

Küstengnome, die eine Moersche Variante des Platt schnacken, Strandloeper, die als Heiligtum verehrt werden und von naserümpfenden Städtern abschätzig toleriert werden, Leuchtturrmkunst, die ihres Gleichen sucht. In dieser Welt gibt allerhand Interessantes und Faszinierendes zu entdecken.
Insbesondere die Erzählperspektive, die immer wieder zwischen verlässlichem und unverlässlichem Erzähler variiert, weiß über große Strecken die Handlung zu tragen.

Denn ein langer Atem (oder ein Hochgenuss für sehr langsame und ausschweifende Erzählung) muss hier mitgebracht werden. Wer den nicht hat, oder nicht bereit ist, diesen aufzubringen, wird sich vermutlich spätestens ab der Mitte die Zähne ausbeißen. Spätestens ab diesem Punkt macht sich auch bemerkbar, dass das Setting, also die Insel Eydernorn, eben doch nicht so viel hergibt, wie es die Länge der Geschichte suggeriert. Die „Tagebuch“form, in welcher die Geschichte erzählt wird, nimmt ebenfalls einiges an Dynamik, fördert hingegen unser aufkeimendes Misstrauen am Verstand des Protagonisten.

Charakteristisch für Walter Moers Erzählstil ist auch, dass all seine Zamonien-Romane verbindende Elemente haben und Teil eines großen Ganzen sind. Das Gefühl hatte ich hier zum ersten Mal nicht, vermutlich da es wesentlich weniger Querverweise gab und uns, abgesehen von Hildegunst, nur selten bekannte Figuren über den Weg laufen.

Bewertung

Losgelöst vom restlichen Zamonien Universum betrachtet, bekommt man eine sehr gute Ahnung von Moers‘ Einfallsreichtum und Liebe für diese Welt. Sein großes Können hat er aber eher in anderen Werken bewiesen.