Rezension von Marion

Clementine Rogers, genannt Tish, und Alonzo Hunt, genannt Fonny, leben in Harlem in den Siebzigern. Die beiden kennen sich seit ihrer Kindheit, nun mit 19 und 22 wissen sie, dass sie zusammengehören. Sie suchen sich gemeinsam einen alten Speicher und mieten ihn. Fonny möchte Künstler werden, nebenher zu seiner Arbeit versucht er diesem Ziel näher zukommen indem er zu Hause mit Holz etwas herstellt.

Die beiden sind glücklich miteinander, auch wenn sie nicht viel haben, reicht es ihnen, dass sie sich haben.Doch dann geschieht das unfassbare. Eine junge Frau behauptet, dass Fonny sie vergewaltigt habe. Bell, ein Polizist, hat ihn angeblich in der Gegend gesehen. Bell kann ihn allerdings nicht gesehen haben, da Fonny ganz woanders war. Bell hat aber noch eine alte Rechnung mit Fonny offen, außerdem glaubt man ihm mehr als einem Schwarzen der wegen Vergewaltigung angeklagt wurde. Als Fonny bei der Gegenüberstellung, bei der er der einzige Schwarze ist, identifiziert wird, muss er ins Gefängnis. Ein Schwarzer hat wenig Chancen, dass System sieht nicht vor, dass er unschuldig ist. Niemand glaubt ihm! 

Tish erfährt fast zeitgleich das sie schwanger ist, sie ist verzweifelt. Doch ihre Mutter und ihr Vater wollen dem jungen Paar helfen, Fonny soll sein Kind aufwachsen sehen. Ernestine, Tishs Schwester, hilft auch wo sie nur kann. Lediglich von den Hunts kommt wenig Unterstüzung, nur Frank, Fonnys Stiefvater tut was er kann. Die eigene Mutter sieht in Fonny einen Nichtsnutz, und das nur, weil seine Hautfarbe dunkler ist als ihre.  Dies sind die grundlegenden Fakten des Romans. Das, was die Geschichte für mich aber ausmacht, findet man eher zwischen den Zeilen.

Man spürt förmlich wie James Baldwin hier versucht etwas näher zu bringen. Etwas von hoher Bedeutung.  Er klagt dabei nicht an, er lässt nur Bruchstücke einfließen, die erkennen lassen, wie unfair die Menschen sind, wenn ein Betroffener die falsche Hautfarbe hat. Am Beispiel von Fonnys und Tishs Geschichte kann ich nunmehr gut nachvollziehen, was es zu dieser Zeit hieß schwarz zu sein.  Wird diese Geschichte gut ausgehen?  Beale Street Blues ist ein Roman, der zum nachdenken anregt. Er prangert das weiße Gefängnissystem an und versucht auf die Missstände aufmerksam zu machen. Erschienen erstmalig 1974 hat er, was dieses Thema angeht, allerdings nichts an Aktualität verloren. Auch heute gibt es Minderheiten die ausgegrenzt werden, die wenig oder gar keine Gerechtigkeit erhalten. 

James Baldwin ist bekannt dafür sich in seinen Roman stark zu machen, sehr bewundernswert. Dabei ging es ihm nicht immer nur um Themen wie Rassismus, auch sexuelle Gleichstellung war ihm wichtig. Er verstarb bereits 1987 und hinterließ einige einschlägige Werke.