Rezension von Sophia

Der britische Autor Lee Child schickt seinen Helden Jack Reacher mit dem Roman „Der Einzelgänger“ in eine neue Runde. Dabei ist der Name des Buches wie immer Programm. In nicht weniger als zwölf Kurzgeschichten erzählt Child neue Geschichten von und rund um den Ex-Militärpolizisten, der als rastloser Wanderer durch die endlosen Weiten der USA nach eigenen Gesetzen lebt und handelt.

Ein leckerer Happen für zwischendurch

Jack Reacher, ehemaliger Major der US-Militärpolizei ist ein einsamer Anti-Held, wie er im Buche steht. Der freiheitsliebende Gerechtigkeitsfanatiker zieht seit vielen Jahren ohne festen Wohnsitz und Job quer durch die USA. Er bleibt nie lange an einem Ort, das Einzige, was ihn davon abhalten könnte, wäre ein Restaurant, bzw. ein Café mit wirklich erstklassigem Kaffee. Er reist mit leichtem Gepäck, etwas Geld und eine Zahnbürste reichen völlig. Seine Kleidung kauft er in Billigstläden und wirft sie nach einigen Tagen wieder in den Müll.

Geboren in einem Militärstützpunkt in Berlin und aufgewachsen bei der Armee, trat der muskelbepackte Hüne in den „Verein“ seines Vaters ein, bis er die durchstrukturierte Hierarchie und Befehlskette leid war. Seither lebt der brillante Ermittler auf der Straße und erkundet, meistens per Bus oder zu Fuß, die Vereinigten Staaten. Reacher verdient sich zwischendurch etwas Geld mit Gelegenheitsjobs und ist am liebsten mit sich alleine.

Lee Child entführt uns in den zwölf Kurzgeschichten in alle Stationen und Zeitebenen der Lebensgeschichte seiner Hauptfigur. Wir treffen altbekannte und neue Gesichter der Jack Reacher Reihe. Das führt uns von seiner Kindheit auf einem Stützpunkt in Japan, über seine erste große Liebe bis in die Gegenwart. Eines haben die Storys gemeinsam. Sie werden wie immer dominiert von einer überlebensgroßen Figur, die nach eigenen Regeln lebt, sich nichts und niemandem unterordnet und in Gefahr immer den ersten Schritt setzt. Der lakonische Humor von Jack Reacher mildert die immer wieder aufblitzenden explosiven Actionszenen gekonnt ab.

Reacher-Freunde werden mit „Der Einzelgänger – 12 Jack Reacher Storys“ ihre Freude haben. Lee-Child-Anfänger sollten sich zuerst einen seiner Romane wie „61 Stunden“ widmen, um einen Eindruck von der Serie zu erhalten.


Photo by DariuszSankowski, CC0 Public Domain

Mobil lesen

Die Unterhaltungsmedien haben sich in den letzten zehn Jahren von ihren „Fesseln” befreit und sind mobil geworden. Dank der Streaming-Anbieter Netflix und Amazon Video kann auch unterwegs ferngesehen werden. Ein weiterer Sektor, der sich beteiligt hat, ist die Unterhaltungsbranche. Unternehmen wie Betway haben bereits eine eigene App für alle entwickelt, die überall spielen wollen. Mobile Spielekonsolen locken längst niemanden mehr hinter dem heißen Ofen hervor, so selbstverständlich sind sie geworden. Auch Bücher haben diesen Schritt längst vollzogen. Der größte Online-Händler der Welt Amazon hat mit seinen E-Book-Readern den Markt aufbereitet und entwickelt. Niemand muss mehr seine halbe Bibliothek in den Urlaub mitschleppen, ein gut gefüllter Reader reicht völlig, um die Zeit am Strand zu genießen. Der weltweite Umsatz mit E-Books hat im Jahr 2018 bereits 11 Milliarden Euro überschritten. Der Umsatzanteil der mobilen Bücher am Buchmarkt liegt in Deutschland derzeit bei rund sechs Prozent. Die Jack-Reacher-Bücher von Lee Child sind ebenfalls als E-Book erhältlich.

Vom englischen TV in die ganze Welt

Lee Child hat mit seiner Romanfigur einen Volltreffer gelandet. Die 23 Bücher rund um den heimatlosen Hünen schaffen es regelmäßig auf Bestseller-Listen und haben sich weltweit bisher 60 Millionen Mal verkauft. Dabei war der Erfolg zu Beginn alles andere als sicher. Jim Grant, wie Lee Child mit richtigem Namen heißt, begann seine Karriere als Autor und Produzent beim englischen ITV, dem privaten Pendant der BBC. Dort war er als Autor bei zwei der herausragenden Krimiserien der englischen TV-Geschichte mit dabei. „Cracker“ (Für alle Fälle Fitz) mit Robbie Coltrane und „Prime Suspect“ mit Helen Mirren gelten bis heute als Paradebeispiele dafür, wie man im TV anspruchsvollen Thriller-Stoff entwickelt und den Charakteren Tiefe verleiht. Nach dem Ende der Serien beschloss er Romanautor zu werden und entwickelte seinen Helden Jack Reacher gewissermaßen am Reißbrett. Dessen Abenteuer haben mittlerweile Millionen Fans weltweit, diese werden liebevoll „Reacher Creatures“ genannt.

Der Tom Cruise Irrtum

Der Erfolg am Büchermarkt und die geradlinige Erzählweise forderten eine Verfilmung geradezu heraus. Als diese dann vor einigen Jahren angekündigt wurde, waren die Erwartungen groß. Wer sollte die Rolle des Jack Reachers übernehmen? Mit der Präsentation von Tom Cruise als Hauptdarsteller brach ein Sturm der Entrüstung unter den Fans los. Die Wahl des relativ kleinen, zierlichen Hollywood-Stars für die Rolle eines 1,96 Meter großen, blonden Muskelpakets erscheint bis heute seltsam. Dementsprechend höhnisch fielen die Kommentare in den Online-Foren des Internets aus. Da war beispielsweise die Rede von der zweitschlechtesten Besetzung überhaupt, nur Woody Allen wäre eine noch schlechtere Wahl für die Rolle gewesen. Und so kam es, wie es kommen musste. Sowohl die Verfilmung von „Sniper“, als auch jene von „Die Gejagten“ wurden ein künstlerischer und finanzieller Flop.


Video by KinoCheck, YouTube

Neustart im TV

Lee Child, der die Besetzung von Tom Cruise zu Beginn noch verteidigt hatte, sah seinen Irrtum ein. Er kündigte 2018 an, einen Neustart zu wagen. Diesmal soll der Schauspieler der literarischen Vorlage entsprechen und die Bücher als TV-Serie adaptiert werden. Nähere Details sind derzeit noch nicht bekannt. Child selbst rief die Fans im Internet dazu auf, Vorschläge für die Besetzung des Hauptdarstellers zu machen. Ob die Wahl diesmal das Wohlwollen der „Reacher Creatures“ findet, wird sich bald zeigen.