In der Übersetzung von Andreas Ecke

Rezension von Mona

Inhalt

Als ich „Der Holländer“ in der Vorschau sah, machten mich zwei Punkte insbesondere neugierig: Es spielt im Wattenmeer zwischen Cuxhaven und Holland; ein Setting, das mir persönlich wohlvertraut ist. Und zwei Ermittlerteams, die vordergründig nichts miteinander zu tun haben, sind gezwungen, miteinander zu arbeiten. Ein literarischer Kniff, der mir bereits in einer (großartigen) Fernsehserie begegnet ist und mich zu begeistern wusste.

Inhalt gemäß Website des Mare Verlags:

„Es soll eine ruhige Fahrt übers Wattenmeer für Geeske Dobbenga werden, die letzte vor ihrer Pensionierung beim niederländischen Grenzschutz. Doch in der Emsmündung stößt ihr Patrouillenboot auf eine Leiche. Bevor die Flut sie wegträgt, bringen Geeske und ihre Mannschaft sie nach Delfzijl in den Niederlanden. Damit beginnen die Probleme: Der Tote war Deutscher, und sein Fundort liegt in umstrittenem Grenzgebiet. Während der Streit um die Zuständigkeit beiderseits der Grenze eskaliert und die Fragen rund um den toten Wattwanderer sich häufen, schickt die Bundespolizei See in Cuxhaven heimlich einen Ermittler nach Delfzijl: Liewe Cupido, gebürtiger Deutscher, aber auf der niederländischen Insel Texel aufgewachsen. Seine deutschen Kollegen nennen diesen eigenwilligen, schweigsamen Typen: den Holländer. Wer, wenn nicht er, könnte den Fall lösen?“

Wenn mich Krimis für sich einnehmen können, dann aus unterschiedlichen Gründen. Dazu gehören das Setting; also die Welt und die Umgebung, die dargestellt werden, räumlich, zeitlich, kulturell, die Atmosphäre, die anhand des Schreibstils erschaffen wird, die Figuren und das Rätsel, das es zu knacken gilt. Wobei ich erfahrungsgemäß den erst genannten Punkten eine viel größere Gewichtung einräume, als dem letztendlichen Geheimnis. Und das war auch hier der Fall, denn würde ich keine Abstriche diesbezüglich in Kauf nehmen, hätte mir das Buch vermutlich wesentlich weniger gefallen.

Da es das aber hat, möchte ich noch ein paar Punkte aufführen, die für mich als Ausschlusskriterien in Büchern gelten: Grobe und explizite Gewaltdarstellungen an sich, aber insbesondere dann, wenn sie ein Element sind, durch das sich die Geschichte definiert, womit sie die Aufmerksamkeit des Lesers, aus welchen Gründen auch immer, generieren will. Außerdem leere Hülsen innerhalb der Handlung, die nur dazu gedacht sind, zu schockieren und/oder das Tempo zu erhöhen, ohne einen Mehrwert für Geschichte oder Figurenentwicklung zu haben. Ein dritter Punkt, bei dem ich aber eher ein Auge zudrücke (was auch hier der Fall war), sind Ereignisse, die wie zufällig daherkommen und für die es innerhalb des Plots keine oder eine zu wenig ausgeklügelte Erklärung gibt. Hier sehe ich für mich eine Schwäche des Buches, denn es passieren zu viele glückliche Zufälle, die den Handlungsverlauf vorantreiben und sich sehr unwahrscheinlich in der Realität so zutragen würden.

Fazit

Abgesehen davon aber, und ich sagte ja bereits, das ich für mich persönlich in Krimis andere Punkte höher gewichte, hat mir das Buch sehr gefallen; es war atmosphärisch, die Geschichte wurde rund um das Wattenmeer aufgebaut und die kleinen und größeren Dramen außerhalb wurden fast schon unwichtig angesichts der gefährlichen und beeindruckenden Erhabenheit der Natur. Die Figuren waren Akteure am Rande, die sich ihr stellen wollten, mussten und an ihr gescheitert sind. Dem Autor ist damit eine beeindruckende Portraitierung gelungen, die das Buch für sich schon lesenswert macht.

Aber auch die Figuren waren interessant und begleitenswert und haben in mir Assoziationen zu mir sehr lieben Serien erweckt („Broadchurch“, um mal ein Beispiel zu nennen). Abgesehen vom Wattenmeer an sich würde ich nicht einmal einen einzigen Protagonisten herauspicken wollen, auch wenn der Buchtitel einer Figur gewidmet ist, aber für mich fühlten sich alle Figuren interessant genug an, um ihnen gleich viel Raum einräumen zu wollen. Außerdem las es sich so, als wären die Geschichten rund um die Charaktere noch nicht auserzählt. Vielleicht gibt es ja hier ein Wiedersehen, welches ich mir nicht entgehen lassen würde!