Rezension von Mona

In „Seht, was ich getan habe“ gehen wir den berühmt berüchtigten „Lizzie Borden Morde[n]“ auf die Spur, die sich tatsächlich Mitte des 19. Jahrhunderts in den USA zugetragen haben sollen. Die Autorin nimmt uns hier in Romanform mit in das Haus der Familie Borden, in dem sehr ungesunde Beziehungsgefüge herrschen und ein grausamer Mord geschieht, für das die jüngste Tochter Lizzie verantwortlich gemacht wird. Doch ob Lizzie wirklich verantwortlich zu machen ist, bleibt ein Mysterium unserer Geschichtsschreibung.

Kriminalfälle, die sich tatsächlich ereigneten und von Mysterien umhüllt sind, üben wohl auf viele Menschen eine große Anziehung aus. So auch auf mich. Doch hätte ich in der Verlagsvorschau nicht zufällig gesehen, dass dieses Buch in diese Sparte einzuordnen ist, hätte ich es nicht gewusst. Kein Hinweis auf dem Cover, kein Vorwort, das uns aufklärt und in der Danksagung ein winziger Satz, der unwichtig zwischen den anderen verschwindet. So gut oder schlecht die Geschichte erzählt sein mag, aber wenn ich über ein reales Ereignis lese, möchte ich auch zumindest ein Nachwort, das Roman und Fakten gegenüberstellt und nicht einfach dieses Werk für sich stehen lässt. Klar kann man sich hinterher im Internet selbst informieren, aber ich möchte zumindest die Intention und die Gedanken der Autorin verstehen und ihre Gründe für gewisse Stilmittel. Gar keine Parallelen zwischen Roman und tatsächlichen Geschehnissen zu ziehen, lässt diesen Mordfall zu purer Unterhaltung verkommen und das ist, meiner Meinung nach, nicht gerade respektvoll.

Die Geschichte selber aber war gerade in der Figurenzeichnung sehr faszinierend. Wir haben unterschiedliche Perspektiven und lernen die wichtigsten Figuren gut genug kennen, um sie einordnen zu können. Einordnen ja, einschätzen, gerade im Fall unserer Hauptfigur Lizzie, nein. Denn Lizzie ist eine emotional gestörte junge Frau, bei der man sich ständig ins Gedächtnis rufen muss, dass sie kein kleines Mädchen ist. Denn eben so verhält sie sich. Unreif, impulsiv und sehr manipulativ, eine Bürde für ihre große Schwester, die sich ständig aus den emotionalen Fängen Lizzies befreien muss. Doch ob Lizzie auch schuld an dem Axtmord an ihren Eltern ist, für den sie angeklagt wird, bleibt unklar. Denn sie kann sich an besagte Tat nicht erinnern.

Insgesamt fand ich den Perspektivwechsel und die Charakterentwicklung sehr gelungen. Die Geschichte bleibt mal mehr, mal weniger spannend, aber immer sehr subtil. Und das sollte man vielleicht im Vorhinein wissen – man hat hier keinen blutrünstigen Thriller, sondern ein Drama, das die Abgründe der Figuren zeigt und nicht mit Gewalt um sich wirft.

Da es der Autorin nicht vollständig gelungen ist, die Spannung ständig aufrechtzuerhalten, ich mich über das fehlende Nachwort oder Hinweis auf reale Geschehnisse geärgert habe und das Buch zudem evtl. den Eindruck eines Thrillers macht, kann ich es eingeschränkt empfehlen. Wer gerne auf subtile Art und Weise über gestörte Beziehungen und komplexe Figuren lesen möchte, dem kann ich das Buch ans Herz legen.