Rezension von Mona

„Für alle Bibliothekare, damals, heute und in den Jahren, die da kommen werden“ – Widmung Wolkenkuckucksland

Und hier ist es. Das Buch, auf das ich seit „Alles Licht, das wir nicht sehen“ von Anthony Doerr gewartet habe, ohne es zu wissen. Ein Buch, das erst allmählich seine Geschichte offenbart, den Leser bis dahin mit verschachtelten Strängen auf die Reise schickt und ihn mit etwas Großem, Komplexen beschenkt.

Inhalt

Werner Löcher-Lawrence hat auch hier, mal wieder, einen großen Job vollbraucht und dem deutschsprachigen Publikum ein episches Werk übersetzt und dabei den Ton des Autors hervorragend getroffen. Ich hoffe sehr, dass das eine langjährige Tradition bleiben wird, denn seine Übersetzungen haben meine Leidenschaft für das Schreiben von Anthony Doerr entfacht und erhalten sie mit jedem weiteren Werk am Leben.

Das Buch zusammenzufassen erweist sich ob seiner Komplexität für mich als wenig machbar und auch überhaupt nicht empfehlenswert. Aber im Kern geht es um eine Geschichte; eine Geschichte, die sich durch alle Zeiten trägt und ihre Empfänger auf die unterschiedlichsten Arten prägt.

Wir befinden uns im historischen Konstantinopel, im Vietnamkrieg, der Gegenwart und der Zukunft, um noch nicht einmal alle Handlungsstränge zu nennen. Alles hängt zusammen, wird durch die Geschichte des Wolkenkuckucksland zusammengehalten. Ein Land gleich dem Paradies, einer antiken Überlieferung zufolge.

Was ich an Doerrs Schreiben in jedem seiner Bücher sehr schätze: Er kreiert glaubhafte, interessante Figuren, ohne je spektakulär zu werden. Er nutzt menschenfeindliche Settings und es bedarf keiner Gewaltdarstellungen oder übermäßiger Dramatisierungen, um die Situationen für sich wirken zu lassen. Er schreibt schön, ohne zu verherrlichen oder schon gar zu verkitschen. Ihm liegen seine Figuren am Herzen, die Essenz seiner Geschichte und er hat einen unglaublich liebevollen und warmherzigen, empathischen Blick auf die Protagonisten. Er ist verträumt, ohne sich komplett von der Realität zu entfernen. Ich lese seine Bücher und weiß, egal, was der Fokus ist, es wird mich bereichern und nachhaltig beeindrucken. Und obwohl ich es mir selbst nicht hätte vorstellen können, aber „Wolkenkuckuckusland“ war für mich noch prägender und bedeutsamer als seine anderen Bücher. Ich habe die Buchdeckel zugeklappt und war noch weiterhin gefangen, wollte mehr lesen, obwohl die Geschichte vollkommen rund und aus erzählt ist.

Und als Anregung für all jene, die, wie ich, nicht genug von der Geschichte bekommen können: Auf Youtube (Stand 11/2021) gibt es eine Aufzeichnung der deutschen digitalen Buchpremiere, für die ich eine große Empfehlung ausspreche!

Fazit

Tatsächlich merke ich, dass es mir bei diesem Buch schwerer fällt, meiner Begeisterung Ausdruck zu verleihen, da ich zwar weiß, wie es sich für mich angefühlt hat, aber meine Worte diesem nicht gerecht werden würden. Pathetische Worte, aber absolut ehrlich empfunden.