Rezension von Julia Jagalski

Der spanische Bestsellerautor Carlos Ruiz Zafón hat mit diesem Roman ein großartiges Finale für seine in Barcelona spielende Reihe geschaffen. Im März erschien der Band auf Deutsch und landete direkt (wie seine Vorgänger) ganz vorne auf den Bestsellerlisten.

Bereits zu Beginn der Lektüre wird darauf hingewiesen, dass dieser Band, sowie alle vorangegangenen der Serie, keinem chronologischen Muster folgen und unabhängig voneinander gelesen werden können. Jeder der Bände, sei es der erste Band „Der Schatten des Windes“ oder der bisher letzte „Der Gefangene des Himmels“, behandelt die Geschichte einer der Figuren, die in allen Bänden vorkommen. Das Labyrinth der Lichter vereint alle Geschichten der Charaktere zu einem packenden Finale, was jedoch so geschickt geschrieben wurde, dass selbst dieser letzte Band unabhängig und nach Belieben auch vor dem Lesen der anderen verschlungen werden kann.

Inhalt

Eine bisher neue Figur betritt die Bühne in Zafóns Barcelona. Es handelt sich um die junge Alicia Gris, die in den Diensten einer Agentur steht, die die Polizei berät und in einigen schwierigen Fällen auch unterstützt. Der Fall, in dem Alicia ermitteln soll, ist ein solcher. Es handelt sich um das Verschwinden des Ministers Mauricio Valls. Scheinbar freiwillig hatte dieser sein Haus verlassen und ist nicht mehr zurückgekehrt. Auf der Suche nach Hinweisen begegnen Alicia und ihr Kollege Vargas immer tieferen Abgründen und Verzwickungen. Eine Verschwörung wird vermutet, da es scheint, als haben sich ehemalige Gefangene zusammengeschlossen, um Rache an ihrem damaligen Gefängniswärter Valls zu üben.

Weitere, dem Leser bereits bekannte Charaktere wie Fermín, Daniel Sempere und dessen Frau Bea tauchen auch in diesem Band wieder auf und werden in die Verzwickungen des Falls miteinbezogen. Schnell wird klar, dass niemandem zu trauen ist und dass hinter dem Verschwinden des Ministers weit mehr steckt als eine bloße Racheaktion ehemaliger Gefangener. Die Spur kann sogar bis in die Reihen der Einflussreichsten Barcelonas verfolgt werden.

Alicias eigene Sicherheit steht schnell auf dem Spiel und auch die derer, die sie liebgewonnen hat. Schnell muss sie entscheiden, wem sie vertrauen kann, wen sie beschützen muss und wie sie sich selbst vor der noch unbekannten Gefahr zur Wehr setzen kann.

Rezension

Nur wenige Schriftsteller schaffen es, eine Reihe von Romanen zu schreiben, die sich gegenseitig wunderbar ergänzen, aber dennoch nicht als Reihe gelesen werden müssen. Egal, in welcher Reihenfolge man die Bücher liest, sie bleiben spannend und lassen den Leser in ein Barcelona eintauchen, das eine einzigartige Mischung von historisch und magisch ist. Der Titel des letzten Bandes repräsentiert wunderbar den Aufbau der Serie, denn jeder Band ist ein Eingang in dasselbe Labyrinth und in dieselbe Geschichte, nur werden in jedem Band verschiedene Sichtweisen und Aspekte und Teile der ganzen Geschichte beleuchtet. Zafón schreibt selbst gegen Ende des Buches: „So, wie ich sie mir erträumte, wäre die Geschichte in vier miteinander zusammenhängende Bände unterteilt, die als eine Art Eintrittstor zu einem Geschichtenlabyrinth dienen würden. Je tiefer der Leser in ihre Seiten eindränge, desto deutlicher würde er spüren, dass sich die Erzählung wie ein Satz russischer Puppen ineinanderfügte, so dass jeder Erzählstrang und jede Figur zu einer anderen führte und diese wiederum zu einer weiteren und so fort.“ Dieses Vorhaben ist ihm grandios gelungen.

Wie in allen Bänden der Serie sind auch hier die Charaktere einzigartig. Alicia Gris verkörpert die düstere Heldin. Als Kind von einem Bombenangriff verwundet, lebt sie nun als Erwachsene mit ständigen Schmerzen, die aus ihr einen dunklen Charakter gemacht haben und die die Geschichte für den Leser noch spannender machen, da sie in brenzligen Situationen durch ihre Verletzung stark eingeschränkt ist und umso verletzbarer wird. Trotzdem hat sie einen starken Charakter, der den Leser in der Überzeugung lässt, Alicia habe immer einen Plan B. Trotz ihrer düsteren Seite, die sich nur als raubkatzenähnlich beschreiben lässt, kann der Leser nicht anders als mit ihr zu sympathisieren.

Zafón hat hier ein einzigartiges Puzzleteil, das die gesamte Serie zu einem Ganzen werden lässt, erschaffen. Das Zusammenspiel von außergewöhnlichen Charakteren, einer geheimnisvollen Atmosphäre und spannenden und verzwickten Handlungssträngen machen diesen Roman zu einem Lesevergnügen, das ich in meinem Bücherregal nicht mehr missen möchte.