Rezension von Marion

Christina Dalchers Bestseller bringt den Leser in eine Situation, die dem des Mittelalter ähnelt. Frauen sollen ihren Männern hörig sein, sie sollen sich bedingungslos unterwerfen. Doch wie schafft man dies in der heutigen Zeit? In dem man den Frauen verbietet zu sprechen!  Die Grundidee des Romans hat mich von Anfang an fasziniert. Wie wäre es überhaupt mit 100 Wörtern am Tag auskommen zu müssen?

Am Beispiel der Wissenschaftlerin Jean McClellan zeichnet die Autorin dieses wahnsinnige Unterfangen der amerikanischen Regierung. Jean hadert von Anfang mit dem Vorhaben der Regierung. Ihr ist klar wohin dies alles führen wird. Nach kurzer Zeit zeichnet sich auch bereits ab, dass die Frauen nun nur noch Anhängsel ihrer Männer sind. Nicht nur, dass sie nur noch 100 Wörter sprechen dürfen, sie haben auch keinerlei Rechte mehr. Wie auch? Eine Frau kann nun nicht mehr für sich einstehen. Einen Beruf ausüben kann sie auch nicht ohne sprechen zu dürfen. Außerdem will die Regierung zurück zum Ursprung, da war ja auch der Mann der alleinige Versorger der Familie. Ganz nach dem Wahlspruch: Früher war alles besser! 

Um die neue Verordnung durchzusetzen bekommt jede Frau und jedes Mädchen ein Zählwerk um den Arm. Dies lässt sich nicht entfernen, und stößt Stromstöße aus bei der Überschreitung der 100 Wörter. Dies kann im schlimmsten Fall zum tot führen, wenn die Anzahl deutlich überschritten wird. Jean vermisst ihren Job und leidet vor allem darunter, dass sie ihre Tochter Sonia verkümmern sieht. Aus Angst spricht sie nämlich fast gar nicht mehr, und Jean hat nicht genug Worte um sie zu trösten. Die drei Jungen in ihrer Familie haben sich schnell an die Situation gewöhnt, für sie sind die Veränderungen nicht so groß. Der älteste Sohn beginnt sogar nach einiger Zeit die Maxime der Regierung gutzuheißen, die gewollte Konditionierung scheint erfolgreich in den Köpfen der Bevölkerung angekommen zu sein.

Ihr Mann heißt die Sanktionen der Regierung zwar nicht gut, doch auch er muss sich fügen, so denkt er. Was soll aus der Familie werden, wenn er sich auflehnt und Jean mit den Kindern in dem Fall mittellos dastünde?  Im weiteren Verlauf des Romans baut die Autorin eine Wendung ein, die dem Roman wieder eine andere Perspektive bringt. Der Präsident erkrankt, er kann nicht mehr sprechen. Jean, dessen berufliches Spezialgebiet im Bereich der Neurowissenschaft war, kann nun ihre Grenzen neu abstecken. Sie war vor der Misere die führende Kapazität. Der Mann, der versucht hat dem Präsidenten zu helfen, ist gescheitert. Jean beginnt zu kämpfen!  Ein sehr interessantes Debüt. Es hat mir vor Augen geführt, dass es nicht selbstverständlich ist eine Stimme zu haben.  Wirklich lesenswert!