Rezension von Mira

Inhalt

„Das Leben in unseren Händen“ von Eva Neiss spielt in New York zwischen den Jahren 1939 und 1947 und dreht sich um die 19-jährige Protagonistin Hannah Rosenbaum, die aus dem von Nationalsozialisten besetzten Deutschland flieht und auf der anderen Seite des Atlantiks Fuß fassen will.

Gemeinsam mit ihrer älteren Schwester Ada wartet sie auf die Ankunft ihrer Eltern, die auf einem anderen Schiff übergesetzt sind. Bei Ada, die ungewollt schwanger ist, setzen jedoch kurz nach der Ankunft in New York Wehen ein, sodass sie ihr Kind überstürzt und viel zu früh auf die Welt bringt. Hannah kann das Neugeborene nur retten, indem sie es zu Dr. Couney bringt, einem umstrittenen Arzt, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, das Leben von zu früh geborenen Kindern zu retten.

Obwohl sie in Deutschland wegen ihrer jüdischen Abstammung verfolgt und diskriminiert werden, schaffen es die beiden jungen Frauen, sich in Amerika ein neues Leben aufzubauen.

Die Autorin erzählt in dieser Geschichte von dem Mut, den es braucht, sich in einem fremden Land und als alleinstehende Frauen während des Zweiten Weltkrieges eine neue Existenz zu erschaffen, und sich dabei von vielen Rückschlägen und Vorurteilen nicht beirren zu lassen.

Eva Neiss verknüpft dabei die Geschichte mit dem Wirken Martin A. Couneys, der zu dieser Zeit tatsächlich in New York praktiziert hat und der die Medizingeschichte geprägt hat, indem er sich um die Schwächsten und Kleinsten gekümmert hat, die in den meisten Krankenhäusern keinen Platz und keine Stimme hatten.

Die Charaktere sind vielseitig, und enthüllen im Laufe der Geschichte immer neue Facetten, die sie sehr nahbar und authentisch machen. Der bildhafte Schreibstil von Neiss lässt die Leser:innen mitfiebern, wenn Adas Kind um ihr Leben kämpft; mitbangen, wenn Hannah und ihre Schwester verzweifelt auf eine Nachricht ihrer Eltern hoffen und sich mitfreuen, wenn beide schlussendlich ihre Bestimmung finden.

Fazit


Die Autorin zeichnet sehr unterschiedliche Lebensentwürfe der beiden jungen Frauen, die sich individuell entfalten und überraschen, weil sie nicht dem gängigen Frauenbild der vierziger Jahre entsprechen. Neiss´ Geschichte ist bewegend, einfühlsam und voll von unerwarteten Wendungen, die in den Bann ziehen. Besonders gut gefallen hat mir, dass es kein typischer Roman ist, in dem eine Romanze im Vordergrund steht, sondern vielmehr die emanzipierte Entwicklung von zwei Frauen, die mutige Entscheidungen trotz ihrer schweren Vergangenheit treffen und die es schaffen, mit dem was sie haben glücklich zu sein. Wer also mitreißende, facettenreiche und doch relativ leichte Lektüre mag, findet mit diesem Buch genau das Richtige.