Zusammenfassung, Inhalt und Rezension

„… wenn man sich einmal darauf einlässt, eine ernsthafte Betäubungsmittel-Sammlung anzulegen, neigt man eben dazu, extrem zu werden.“

„Angst und Schrecken in Las Vegas“ wurde von Ralph Steadman illustriert
Source: Flickr Licence: CC BY-NC-SA 2.0

Inhalt

Der Sportjournalist Raoul Duke übernimmt einen rasanten Job: Er soll ein Off-Road Rennen in der Wüste von Las Vegas begleiten und darüber berichten. Die Wettfahrt trägt den Titel „Mint 400“, doch im Grunde handelt die ganze Geschichte im Buch weniger vom Rennsport als vielmehr von ganz anderen Dingen. Denn Duke und sein Kollege, der reichlich seltsam gestrickte Rechtsanwalt Dr. Gonzo, möchten vor allem eines: So viele Betäubungsmittel wie möglich konsumieren. Die beiden befinden sich auf der Suche nach dem berühmt berüchtigten „American Dream“ und fliehen dabei von der Realität in den Rausch. Im Hotel melden sich die Männer unter falschen Namen an und besuchen einen Kongress, der von Bezirksstaatsanwälten abgehalten wird. Natürlich sind die beiden auch zu diesem Anlass alles andere als nüchtern: eine skurrile Situation, die Anlass für bizarre Szenen gibt.

Im Grunde rechnet der Autor Hunter S. Thompson in seinem Werk mit dem vielgerühmten „American Way of Life“ ab, der sich damals, Anfang der 70er Jahre, auf seine spezielle Weise ausprägte. Es war die Zeit der Hippies und der Betäubungsmittel, des freizügigen Zusammenseins und der Hoffnung, das alte Establishment ein für allemal zu überwinden. Viele Menschen im reifen Alter neigten in jenen Jahren dazu, sich ihre Jugend zwanghaft zurückzuholen und dafür sehr zweifelhafte Mittel und Wege zu wählen. Die Realität wurde als zu hart und unerbittlich wahrgenommen, darum flüchtete man sich von einem Trip zum nächsten.

Achtung, Spoiler! Im Buch „Angst und Schrecken in Las Vegas“ misslingt dieser Fluchtversuch gründlich, das ist eigentlich auch schon im Titel impliziert. Auch das vom Autor vorangestellte Motto lässt Düsteres erahnen, es besteht aus einem Zitat des Charakters Dr. Johnson: „Der so sich zum Tier macht, befreit sich von dem Leid, ein Mensch zu sein.“ Die beiden Protagonisten trennen sich nach einigen wüsten Erlebnissen, an die sie sich am Ende nur noch schemenhaft erinnern können.

Rezension

Diese Lektüre besitzt eine besondere Dichte, die den Leser von Anfang an gefangen nimmt. Von Beginn an wurde ich in die Story gezogen, die beinahe wie ein echter Trip vor meinen Augen ablief. Die Hauptcharaktere sind sehr realistisch dargestellt und der Zeitgeist der Hippie-Bewegung kommt enorm kraftvoll rüber. Natürlich liegt dies auch daran, dass der Autor selbst nicht nur in jenen Tagen lebte, sondern sein Buch auch 1971 geschrieben hat. Hunter reiste im Zuge der Recherchen zweimal persönlich nach Las Vegas, und zwar mit seinem Bekannten Oscar Zeta Acosta, der im Buch als „Dr. Gonzo“ vorkommt. Die Authentizität stammt also nicht von ungefähr, eher im Gegenteil: Der Hauch von Geschichte weht uns direkt aus alten Zeiten entgegen und wurde nicht etwa durch einen modernen Schriftsteller nachempfunden. Das gibt dem Buch natürlich einen besonderen Kick, denn ein bestimmter Zeitgeist lässt sich nur dann konkret einfangen, wenn er selbst durchlebt wurde. Ansonsten wäre alles nur Spekulation.

Dass sich dieses Werk schnell in ein Kultbuch verwandelte und sogar eine ganze Generation mitprägte, erscheint vor diesem Hintergrund verständlich. Die psychedelische Kultur wurde damals stark überhöht, sodass sich das Establishment nicht überwinden ließ, weil sich dieses eben in der Realität und nicht im Rausch befand.

Verfilmung

Auch in späteren Jahren befassten sich die Medien mit diesem speziellen Werk: Das einzigartige Flair des Buchs wird nicht nur in der genialen Verfilmung mit Johnny Depp eingefangen, sondern dient auch dem 777 Online Casino als Inspiration für das Online-Angebot. Auch bei dieser Plattform dreht sich alles um die 60er und 70er Jahre, wenn auch etwas klinischer dargestellt als im Buch. Denn in einer virtuellen Spielbank geht es schließlich um echtes Vergnügen und nicht um Sozialkritik.

Der genannte Film mit dem Titel „Fear and Loathing in Las Vegas“ schlägt hingegen schon kräftiger zu. Er stammt aus dem Jahr 1997, wurde also 26 Jahre nach der Veröffentlichung des Buches angefertigt. Ein Budget von 18,5 Millionen Dollar ermöglichte es dem Filmteam, Johnny Depp als Hauptdarsteller zu engagieren sowie einige überraschende Cameo-Szenen zu integrieren. Schauspielerin Cameron Diaz hat ebenso wie Filmregisseur Terry Gilliam ihren Kurzauftritt im Film, auch Flea von Red Hot Chili Peppers und der Autor Hunter S. Thompson lassen sich blicken. Zwar wurde der Streifen nicht eben zu einem echten Kino-Blockbuster, doch gilt er heute ohne Zweifel als Kultfilm.

Die amerikanische Presse äußerte sich damals zumeist negativ über dieses Werk. Die „surreale Wucht der Sprache des Verfassers“ könne mit den vorhandenen Bildern nicht eingefangen werden, so äußerte sich beispielsweise die New York Times. Und der Filmkritiker Roger Ebert meinte sogar, es handle sich um „ein grässliches Wirwarr“. Die deutschen Kritiker gingen sehr viel freundlicher mit dem filmischen Werk um, sie betitelten es als „außergewöhnlich“ und „innovativ“. Johnny Depps Schauspielkunst wurde allgemein als großartig angesehen, er trägt den Film wie es niemand anderes könnte.

Johnny Depp verkörpert den Charakter Raoul Duke perfekt
Source: Wikipedia Licence: CC BY-SA 3.0

Autor

Auch zum Autor gibt es einiges zu sagen, ist sein Leben doch dicht mit seinem Werk verwoben. Hunter Stockton Thompson wurde im Jahr 1937 geboren und stammt aus Louisville, Kentucky. Er arbeitete nicht nur als Schriftsteller, sondern auch als Journalist – letzteres hat er sich mit dem Hauptcharakter Raoul Duke gemeinsam. Thompson war besonders auf Reportagen spezialisiert, genau wie der Protagonist im Buch. Er kannte sich also mit der Materie aus, die er im Manuskript beschrieb.

Schon als junger Mann interessierte Thompson sich für Literatur, im Jahr 1952 gesellte er sich zur Athenaeum Literary Association, der auch Porter Bibb angehörte. Bibb wurde im späteren Verlauf zum ersten Herausgeber des berühmten Rolling Stone Magazins. 1955 verbrachte der Autor 30 Tage wegen Mithilfe an einem Raub im Gefängnis und flog deshalb aus dem Literaturclub. Die Tiefen des Lebens hat er also durchaus ausgelotet, wenn auch nicht immer auf die freundliche Weise. Später ging Thompson zum Militär, und zwar zur US Air Force in San Antonio. Seine Bewerbung zum Piloten wurde abgelehnt, stattdessen absolvierte er eine Ausbildung zum Elektriker. Als Sportreporter für die Kasernenzeitung Eglin Air Force Base in Florida begann er, sich einen Namen zu machen. Sein abschließendes Luftwaffenzeugnis im Jahr 1958 bescheinigte ihm zu wenig Disziplin.

Danach ging es mit Schwung in Richtung schreibende Zunft: Ein Job als Sportreporter bei einer Lokalzeitung lockte, Thompson absolvierte Kurse an der Columbia University of Writing. Das Times Magazin stellte ihn kurzzeitig ein, warf ihn aber schnell wieder heraus. Danach folgten wieder Sportreporterjobs und ein erster Roman entstand, der sehr spät, nämlich 1998, veröffentlicht wurde. Bekannt wurde der Autor durch sein Buch „Hell’s Angels“, das er schrieb, nachdem er ein volles Jahr mit der berüchtigten Motorradgang verbracht hatte. Wieder also berichtete er aus seinem tatsächlichen Leben, keine herbeifabulierten Handlungen, von denen er nichts verstand. Die Leser wussten das sichtlich zu schätzen, endlich konnte Thompson von seinen Einnahmen als Autor und Journalist zuverlässig leben.

Der Schriftsteller besaß schon immer einen exzentrischen Stil, sowohl im Leben als auch beim Schreiben. Er war einer der ersten Journalisten, die für das Rolling Stone Magazin schreiben durften – und das mit großem Erfolg. Seine Art zu schreiben wurde bald als Gonzo-Journalismus bezeichnet, in Anlehnung an den Spitznamen seines Freundes Bill Cardoso, mit dem er auch in Las Vegas war und der in „Angst und Schrecken in Las Vegas“ vorkommt. Das Buch enthält im Original Illustrationen, die von Ralph Staedman stammen, einem Freund des Autors, der aus England stammt. Auch an anderen Werken von Thompson legte Staedman Hand an und ergänzte so auf eigene künstlerische Weise das Werk dieses interessanten Schriftstellers.

In den 70ern wurde der Autor verstärkt politisch aktiv und machte sich beispielsweise dafür stark, Betäubungsmittel zu legalisieren und Straßen in Radwege zu verwandeln. Die Kandidatur zum Scheriff in Aspen, Colorado war ein wichtiger Meilenstein bei seinen Bemühungen, an Einfluss zu gewinnen – doch Thompson verlor die Wahl. Er behielt aber seinen Wohnsitz auf der Owl Farm Ranch in der Nähe von Aspen und erfreute damit nicht eben die konservativen Bürger der Stadt. Die politischen und journalistischen Aktivitäten hörten bis 2005 nicht auf, bis Thompson freiwillig aus dem Leben schied. So exzentrisch seine Werke waren, so ungewöhnlich war auch sein Leben.  

Thomas S. Hunter Source: Wikimedia Licence: CC BY-SA 3.0

Unsere Bewertung

(Rang 1: Irrelevant – Rang 5: Höchstrelevant)

Historischer Wert: 5

Spannung: 3

Lesefreundlichkeit: 5

Muss-man-gelesen-haben: 5

(1-kaum zutreffend / 5-besonders zutreffend)