Rezension von Anastasia

Inhalt

Die Familie Dashwood lebt auf dem großen Anwesen Norland Park. Der Vater hat einen Sohn aus erster Ehe sowie drei Töchter mit seiner neuen Frau. Alles könnte seinen gewohnten Gang gehen, doch plötzlich verstirbt Mr. Dashwood. Auf dem Sterbebett bittet er seinen einzigen Sohn und Erben John Dashwood, sich um die hinterbliebenen Frauen zu kümmern. Dieser verspricht es. Wäre da nicht Mrs. John Dashwood, die den drei Halbschwestern ihres Gatten weder einen einmaligen Geldbetrag noch eine kleine jährliche Rente gönnt. So kommt es, dass die vier Frauen mittellos sind und nach der ersten Zeit der Trauer in ein kleines Landhaus auf dem Landsitz Barton Park, das einem Cousin von Mrs. Dashwood gehört, umziehen. Mrs. Dashwood hofft indes, ihre beiden ältesten Töchter bald vorteilhaft vermählen zu können. Während Elinor ihr Herz bereits in Norland an den Bruder ihrer Schwägerin, Edward, verloren zu haben scheint, gewinnt auch bald ein Mann an ihrer jüngeren Schwester Marianne Gefallen. Diese verliebt sich aber stürmisch in jemand anderes und zunächst scheint eine Heirat in Aussicht zu sein. Als Marianne dann aber verlassen wird, bricht für sie eine Welt zusammen. Und auch Elinors Glück scheint weit entfernt…

Rezension

Ich kenne bereits alle Werke der Besteller Autorin Jane Austen durch die Filmadaptationen, bin bisher aber noch nicht dazu gekommen, auch die Bücher zu lesen. Seit einiger Zeit bringt der Verlag Coppenrath nun aber Klassiker der Kinder- und Erwachsenenliteratur in Form von Schmuckausgaben heraus (siehe dazu meine Rezension von ‚Die Schöne und das Biest‘). Als Klassiker für Erwachsene (und Jugendliche) sind bereits das bekannteste Werk von Jane Austen – Stolz und Vorurteil – sowie Jane Eyre von Charlotte Bronte im letzten Jahr (2018) erschienen. Dieses Jahr (2019) ist nun der dritte Schmuckband der Reihe herausgekommen, diesmal zu Jane Austens Roman ‚Sinn und Sinnlichkeit‘.

Die Geschichte, die in drei Teile und jeweils kürzere Kapitel gegliedert ist, hat mir gut gefallen. Die Übersetzung finde ich gelungen, allerdings habe ich auch keine Vergleichsmöglichkeit. Die ältere Sprache ist mir bereits aus den Verfilmungen etwas bekannt und ich mag sie an sich gerne, weil es mal eine Abwechslung zur modernen Sprache darstellt. Dennoch ist es wegen der ungewohnten Sprache gerade zu Beginn etwas schwierig, in die Geschichte hereinzufinden. Das hat nicht einmal etwas mit der Wortwahl zu tun – die ist weitestgehend verständlich – sondern mit den teilweise wirklich langen Satzkonstruktionen. Oft habe ich mich in der Situation wiedergefunden, dass ich einen Satz mehrfach lesen musste, weil ich nicht wusste, was denn nun zum Haupt- und was zum Nebensatz gehört. Deswegen stellt das Buch auch keine durchgehend entspannte und einfache Lektüre dar, denn während des gesamten Lesens musste ich mich doch sehr konzentrieren. Heute schreiben Autorinnen publikumsorientierter. Nach wie vor in der Tradition großartiger Schriftstellerinnen früherer Tage, jedoch in dem erkennbaren Bemühen um Klarheit und Verständlichkeit.

An der Geschichte hat mir gut gefallen, dass sie sehr unterschiedliche Charaktere beinhaltet, die wohl allesamt die damalige Gesellschaft und ihre Facetten repräsentieren sollen – teils auch auf eine unterschwellig kritische Art. Dadurch war das Lesen sehr abwechslungsreich.

Auch die Hauptcharaktere Elinor und Marianne sind sehr unterschiedlich, haben aber eines gemeinsam: eine unerfüllte Liebe. Liebe ist das Hauptthema in diesem Buch – wie auch in den anderen Werken Austens. Die beiden bieten durch ihre Liebesprobleme und den frühen Verlust des Vaters natürlich auch heute noch gute Identifikationsfiguren für Leserinnen. Dennoch fand ich es schwierig, mich so richtig in die beiden – insbesondere Elinor – hineinzuversetzen. Dazu hat maßgeblich der Schreibstil beigetragen, der einen nicht so sehr an den Gedanken und Gefühlen der Protagonistinnen teilhaben lässt. Ein Großteil des Textes besteht aus unterschiedlich langen Dialogen. Gleichzeitig gibt es auch ausführlichere Beschreibungen und vereinzelt werden auch Gedanken wiedergegeben – nur eben aus einer distanzierteren Perspektive.

Nun aber zu der Aufmachung. Bereits das Cover dieser Schmuckausgabe ist wunderschön, aber auch sehr feminin. Der Einband ist aus Strukturpapier in einem satten, aber nicht grellen Pinkton. Darauf sind rosa Blumen mit grünen Blättern sowie ein Schmetterling mit Goldfolie aufgeprägt. Der Titel steht auf einem separaten Titel-Etikett und ist ebenfalls in Gold gehalten. Die Seiten im Buch sind etwas dicker und wirken dadurch sehr hochwertig. Jedes Kapitel wird durch eine Initiale in einem dezenten Farbton, aber ohne Verschnörkelungen, eingeleitet. Auf einigen Seiten finden sich kleine bis mittelgroße Illustrationen von Marjolein Bastin, die sehr zart und ebenfalls in dezenten Farben gehalten sind und vorwiegend zur Verzierung dienen. Nun aber das Beste: In jeder Schmuckausgabe gibt es außerdem einige Extras. In diesem Band finden sich beispielsweise einige Postkarten mit aufwendigen Illustrationen, eine Karte des damaligen Londons, ein Infoblatt über die Autorin, ein Stammbaum der Familie und ein Brief. Alles ist auf alt gemacht und an die damalige Zeit angepasst, und wirkt dadurch relativ authentisch. Außerdem hat das Buch ein Leseband, sodass man kein eigenes Lesezeichen benötigt.

Fazit

Ich bin von der Schmuckausgabe sehr überzeugt. Der Band ist wirklich sehr aufwendig gestaltet und man spürt geradezu die Liebe, die die Illustratorin in jedes kleine Detail gesteckt hat. Auch die Geschichte gefällt mir ganz gut, auch wenn sie größtenteils viel Aufmerksamkeit beim Lesen fordert. Selbst wenn ich nicht vorgehabt hätte, die Bücher von Jane Austen zu lesen, hätte ich mir die Schmuckausgabe vermutlich zugelegt – weil sie wunderschön und sehr hochwertig ist. Der Preis von 30 Euro ist mehr als gerechtfertigt. Absolute Kaufempfehlung für alle Austen Fans, Klassikersammler und Liebhaber von schönen Schmuckausgaben. Von mir trotz der kleinen Kritik 5 Sterne.