Jenny Colgan: Die kleine Bäckerei am Strandweg

Rezension von Julia

Ein wunderschönes Buch, welches von Liebe, Verlust, dem Mut, aus einem gescheiterten Leben heraus ein neues aufzubauen und seinen Traum zu verwirklichen handelt. Immer wieder erlebt die Protagonistin Rückschläge, die Sie mit Ihrer lebensbejahenden Einstellung gefühlvoll meistert.

Polly, die ursprünglich einen hohen Lebensstil genossen hat, ist mit Ihren bisherigen Plänen gescheitert. Die Firma für Grafikdesign, die sie zusammen mit Ihrem Freund Chris gegründet hat ist Pleite, ebenso ist die Beziehung mit ihm gescheitert. Ohne große finanzielle Mittel mietet Sie sich auf einer kleinen Insel mit eingeschränkter Verbindung zum Festland ein altes, fast unbewohnbares Haus. Vor allem Ihre Vermieterin, die auch die Bäckerei im Ort besitzt, macht Polly das Leben schwer.

Mit den Fischern des Dorfes gewinnt Sie erste Freunde, die von Ihren Backkünsten begeistert sind. Ebenfalls fliegt Ihr ein Papageientaucher zu, der Ihr sehr ans Herz wächst, von dem Sie sich aber verabschieden muss, damit er artgerecht leben kann. Dann gibt es noch den Imker Huck, der von den Fischern als „seltsamer Amerikaner“ bezeichnet wird, der Polly von Anfang an sehr sympathisch ist. Allerdings weicht dieser zu Fragen nach seiner Vergangenheit aus. Eines Abends rettet Polly die Bäckerin aus dem Meer, die daraufhin ins Krankenhaus muss. Widerwillig stellt die Bäckerin Polly zum Backen ein, da Sie merkt, dass Sie Hilfe braucht. Mit Ihrem köstlichen Brot verzaubert Polly die Dorfbewohner.

Der Fischer Tarnie und Polly kommen sich auf einer Insel näher. Jedoch wird Polly enttäuscht – und die Geschichte um Tarnie nimmt eine sehr dramatische Wendung. Mit dem Imker Huck kommt es zu einem folgenschweren Kuss, der den weiteren Verlauf der Geschichte mitbestimmt.

Die Backrezepte im Anhang des Buches laden zum ausprobieren ein.

Thema des Buches

Die Konstruktion der Story, die Inhalte und Themen sind im großen und ganzen schon vergleichbar mit anderen Liebesromanen. Allerdings finde ich hier, wie im Schreibstil genauer erklärt, die Umsetzung super gut gelungen.

Schreibstil

Das Buch ist ursprünglich von einer schottischen Autorin – hier wurde meiner Meinung nach überragende Übersetzungsarbeit geleistet. Es liest sich total rund, man kann sich in sämtliche Szenen direkt hinein versetzen. Dies gehört mit Sicherheit zu den ganz großen Stärken des Buches. Gerade wenn man selber ein Genussmensch ist und für selbst gebackene und gekochte Köstlichkeiten schwärmt.

Beispielsweise möchte ich hier einen Auszug nennen, der zum selbst gebackenen Brot der Protagonistin geschrieben wurde: „Sein wunderbarer Duft erfüllte das alte Häuschen und stieg den seltenen Passanten in die Nase, ließ sie stehen bleiben und schnüffeln“. Einmal zur Hand genommen möchte man das Buch nur ungern weg legen, man teilt regelrecht die Stimmung mit der Protagonistin, man fühlt mit Ihr ihre Trauer aber ebenso ihre bodenständige Zufriedenheit mit Ihrem neuen Leben.

Spannungsaufbau

Mir gefällt besonders gut, dass das Buch trotz seiner immer leicht bleibenden Spannung ohne komplizierte Wendungen und Verstrickungen auskommt. Eine Ausnahme bildet der letzte Teil des Buches, man ahnt, welchen Ausgang die Geschichte nimmt, hier ist es dann allerdings doch etwas langatmig, bis der Roman aufgelöst wird.

Meine Bewertung

Schulnote 1-2