Rezension von Julia

Sehr gut waren die Romane von Joël Dicker, die nach seinem berühmten Durchbruchsroman „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ veröffentlicht wurden, doch kamen sie für mich nie so ganz an diesen großen, ersten Roman heran.

Umso mehr freute ich mich, zu erfahren, dass nun eine Fortsetzung erscheinen sollte, die das Ermittlerduo Goldmann und Gahalowood wieder vor neue Herausforderungen stellt. Ich freute mich, die altbekannten Charaktere wiederzusehen und umso mehr auf einen neuen Fall.

Inhalt

Nach dem Tod von Perry Gahalowoods Frau Helen ist dieser am Boden zerstört und sein Freund und Schriftsteller Marcus Goldmann reist an, um ihn zu unterstützen. Jedoch findet Goldmann schnell heraus, dass Helen vor ihrem Tod einem Geheimnis auf der Spur war, welches sie vor ihrem Mann verbergen wollte. Es handelt sich um den Mord an Alaska Sanders, den Gahalowood mit zwei Kollegen vor zehn Jahren bearbeitet hat und für den ein junger Mann aus dem Ort, Eric Donavan, seither im Gefängnis sitzt. Während den Ermittlungen erschoss sich damals zudem ein weiterer Verdächtiger, der kurz vor seinem Tod den Mord gestanden hat, den er zusammen mit Eric begangen haben soll.

Helen war von der Unschuld beider überzeugt und als Gahalowood schließlich doch von Goldmanns geheimer Ermittlung erfährt, beschließt er, den Fall wieder aufzurollen. Es werden Zeugen befragt, die damals nach dem Geständnis und der Festnahme Erics nicht angehört wurden und mehr und mehr ergibt sich ein Bild, das dem der damaligen Akten widerspricht. Wer hat Alaska Sanders getötet? Warum war sie überhaupt in diese Kleinstadt gekommen, wo ihr doch eine glänzende Karriere als Schauspielerin in New York in Aussicht stand. Immer tiefer dringen die beiden in Verwicklungen vor, von denen die Polizei damals nichts ahnte. Auch der Tod eines anderen Mädchens, der sich vor Alaskas Ermordung ereignete, erscheint auf einmal fragwürdig, sodass Goldmann und Gahalowood eine Verbindung zur Ermordung von Alaska Sanders in Betracht ziehen.

Unser altbekannter Charakter Harry Quebert taucht ebenfalls auf, anfangs nur als Phantom, aber er zieht sich als Goldmanns Mentor wie ein roter Faden durch die Geschichte und obwohl er hier nur eine Nebenrolle bekleidet, ist er doch präsent.

Rezension

Ich muss gestehen, dass ich das Thema eines alten Falls, der wieder aufgerollt wird, und für dessen Verbrechen womöglich jemand unschuldig im Gefängnis sitzt, durchaus spannend finde. So hat mich bereits der Klappentext sehr gepackt und ich verfolgte während des gesamten Romans gespannt die Ermittlung des äußerst sympathischen Zweiergespanns Goldmann und Gahalowood. Auch die kurzen Frequenzen aus der damaligen Zeit des Mordes fand ich spannend geschrieben und ergaben, wie immer bei Dicker, ein schlüssiges Bild am Ende.

Die kleinen Hinweise, die während des gesamten Romans gestreut wurden, schließen sich zu einem Bild zusammen und insbesondere ab der Hälfte des Buches wollte ich es nicht mehr aus den Händen legen. Ich würde sogar so weit gehen, zu sagen, dass ich diesen „Nachfolger“ von „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ noch ausgereifter finde als den Mutterroman.

Als einziges Manko, wenn man es überhaupt so nennen kann, ist zu sagen, und ich hoffe, ich verrate nicht zu viel, dass ich schließlich die Auflösung etwas aus heiterem Himmel kommend fand. Und das, obwohl alles zusammengepasst hat.

Alles in Allem ist es aber ein durchaus spannender und lesenswerter Nachfolger, vor allem für alle Fans von Harry Quebert, aber auch für jene, die den ersten Roman (noch) nicht gelesen haben. Ich habe ihn jedenfalls schon fleißig weiterempfohlen.